FC Augsburg: So läuft das Scouting beim FCA ab
Von Janne Negelen
Vor einigen Jahren schaffte der FC Augsburg den Aufstieg in die erste Bundesliga. Seitdem hielt sich der Klub aus der Fuggerstadt konstant im deutschen Oberhaus. Ein Grund für die vielen Jahre des Erfolgs ist die ambitionierte Scoutingarbeit und die Verpflichtung großer Talente. Ein Einblick in die Nachwuchsbeobachtung beim FCA gibt viele Aufschlüsse über die Vereinsphilosophie.
Das oberste Gebot bei sämtlichen Transferverhandlungen der Augsburger ist Ruhe und Stillschweigen. Vor allem bei der Beobachtung und Verhandlung mit Talenten, lässt der Bundesligist nur wenig an die Öffentlichkeit dringen. Der Kreis der Beteiligten ist sehr klein, nicht nur das macht das Scouting in Augsburg ganz besonders.
Komplette Befürwortung für einen Transfer
Die Bild gab einen Einblick darauf, wie das Scouting der Augsburger funktioniert und geleitet wird. Nur vier Mitarbeiter sind beim FCA für die Nachwuchssichtung auf der ganzen Welt unterwegs, viel weniger Personal findet sich nur ganz selten im Profibereich. Trotz der wenigen Angestellten wird stets ein hoher Aufwand betrieben, um neue potentielle Stars zu beobachten. Viele Sichtungen vor Ort sind für die Scouts keine Seltenheit.
Sollte man nach einer langen Analyse zu dem Entschluss kommen, den Spieler zu verpflichten, entscheidet ein kleiner Kreis über eine Verpflichtung. Manager Stefan Reuter, Präsident Klaus Hofmann und Trainer Martin Schmidt müssen vor einem Transfer allesamt zustimmen. "Nur wenn der Präsident, Trainer und ich Ja sagen, wird der Spieler verpflichtet. Stimmt einer nicht zu, ist der Transfer hinfällig", so Reuter. Denn aufgrund des stets kleinen Etats, hat jeder einzelne Neuzugang eine große Bedeutung.
Ein großes Markenzeichen der Augsburger ist es folglich, junge und entwicklungsfähige Spieler auszubilden und an das Profiniveau heranzuführen. Somit werden die talentierten Stars wertvoller und erfahrener, dies bringt ihm optimalen Fall einen satten Transfergewinn bei einem Weiterverkauf. Abgänge wie Rahman Baba vor einigen Jahren machen die Philosophie deutlich. Immer wieder verlassen Profis den Verein für eine höhere Summe als die, für die sie verpflichtet wurden.
Aufmerksames Scouting und Langzeitbeobachtung
Dass der angesprochene Baba 2014 überhaupt zu den Augsburgern kam, liegt am lange geplanten Scoutingsystem der Fuggerstädter. Im besten Fall werden die Nachwuchsspielern nämlich nicht nur über wenige Monate, sondern ein bis zwei Jahre beobachtet. Somit gewinnen die Scouts einen besseren Eindruck über die Leistungen und die Entwicklung eines Spielers in der Mannschaft.
Baba wurde trotz eines Abstiegs mit Greuther Fürth verpflichtet und avancierte nur wenig später zum Leistungsträger. Die sportliche Perspektive ist ein oberstes Gebot, doch auch die Beharrlichkeit auf das richtige Personal ist unglaublich ausgeprägt. Hat der FCA erst einmal einen Spieler ins Visier genommen, dann soll genau dieser Profi verpflichtet werden. Um nahezu jeden Preis und mit viel Geduld machte Augsburg schon einige Überraschungen perfekt.
Ein exzellentes Beispiel dafür ist die Verpflichtung von Alfreð Finnbogason. Der Stürmer wurde bei Real Sociedad beobachtet, fast ewig schienen sich die Verhandlungen hinzuziehen. Doch letztlich bewahrten die Transferplaner einen kühlen Kopf und schlugen beim Torjäger zu. Trotz vieler Verletzungen machte sich das Geschäft bis heute absolut bezahlt. Lange vor dem Transfer nahm der Verein bereits Kontakt mit dem Spieler auf, was erneut für die geduldige und ausgiebige Beobachtung steht.
Fehleinkäufe sind eine Seltenheit
Wie bei jedem Klub gibt es allerdings auch immer wieder Transfers, die nicht zünden wie geplant. In der Geschichte der Augsburg gab es davon aber nicht allzu viele, absolute Flops stehen bisher fast gar nicht zu Buche. Das Konzept der Qualität vor Quantität beschreibt die Augsburger Spielerbeobachtung wohl am besten. Nach einer Neuausrichtung im Frühling will der FCA diese Philosophie weiterführen.
Der ehemalige Technische Direktor Stephan Schwarz war über viele Jahre die rechte Hand von Reuter und hatte großes Mitspracherecht in Sachen Transfers. Doch seit seiner Entlassung weht ein noch frischerer Wind, sein Nachfolger ist Chef-Scout Timo Pauls, der als absoluter Talente-Kenner bekannt ist. Mit ihm will der Bundesligist weiter auf dem so erfolgreichen Weg bleiben. Bis zum nächsten Transferhammer in Augsburg dürfte es nicht allzu lange dauern.