​Joshua Kimmich ist der neue Lautsprecher des FC Bayern

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Seitdem Arturo Vidal zum FC Barcelona abgewandert ist, fehlt es dem FC Bayern in der Defensive an Mentalität. Beim Gedanken an van Bommel und Vidal verfällt so mancher Fan in Melancholie. Mehr Robustheit und deutlichere Ansagen sind die Devise. Oder anders: All das was Joshua Kimmich mitbringt.

Joshua Kimmich ist in seiner Karriere schon viel herum gekommen. Vom VfB Bösingen über den ​VfB Stuttgart und den ​RB Leipzig zum ​FC Bayern München. Dass es der heute 24-Jährige zum Format 'Weltklasse' geschafft hat, haben bis zu seinem Engagement in München nur wenige gedacht. Doch Kimmich ist nicht nur durch seine fußballerischen Qualitäten ein Glücksfall für seine Teamkollegen. Kimmich führt seine Mannschaften an. Seit der Jugend.

Bereits beim VfB Bösingen und in der Jugend des VfB Stuttgart war er Kapitän. Auch bei seinem Gastspiel in Leipzig übernahm der damalige Sechser Verantwortung und präsentierte sich in Bestform. Übrigens so stark, dass selbst der FC Bayern 2015 auf ihn aufmerksam wurde. Über das Angebot war man bei seinem vorherigen Verein in Stuttgart froh, schließlich wollte man ihn um jeden Preis loswerden.

In Stuttgart ist die Causa Kimmich ein wunder Punkt

Ein katastrophaler Fehler wie man heute weiß. Der ehemalige VfB-Coach Alexander Zorniger kennt Kimmich noch aus seinen Leipziger Zeiten. Bezüglich Kimmichs Verkauf aus Stuttgart, maßgeblich von Ex-Sportchef Fredi Bobic angekurbelt, wird Zorniger deutlich. "Ich würde gerne jeden erschlagen, der in diese Entscheidung involviert war", sagte er einst der Bild.

Denn während Stuttgarts Defensive immer wieder durch herbe Verluste, Fehleinkäufe und mangelnder Qualität bestimmt war, entwickelte sich Joshua Kimmich in München in Windeseile. Sein damaliger Trainer und Förderer Pep Guardiola sah in ihm einiges. Aufgrund der dünnen Personaldecke in der Innenverteidigung spielte Kimmich im ersten Jahr auf dieser Position. Besonders fiel er auf, als er in der Champions League unter anderem Cristiano Ronaldo abkochte.

Auch in der Nationalmannschaft ist Kimmich Führungsspieler

Was den jungen Rechtsverteidiger/Sechser ausmacht, ist seine Spielweise. Außerhalb des Feldes ist Kimmich bei seinen Teamkollegen durch seine humorvolle Art bekannt. Sobald es aber um die Arbeit geht, verwandelt sich der Rottweiler. Denn während des Spiels kennt Kimmich keine Freunde. Was zählt ist der Sieg, um jeden Preis. So scheute er sich auch während des Confed Cups 2017 nicht, seinem ehemaligen Vereinskollegen Arturo Vidal klare Grenzen aufzuzeigen.

Für Kimmich ist kein Zweikampf zu viel. Deshalb will der 24-Jährige auch trotz des Münchner Überangebots im defensiven Mittelfeld wieder auf seine Stammposition. Für Trainer Niko Kovac ist er zwar auf der Rechtsverteidigerposition wichtiger, aber Kimmich braucht die Verantwortung. "Ich kann im Zentrum mehr Einfluss nehmen, ich bin näher dran an den Mitspielern. Dort kann ich das Spiel viel mehr beeinflussen", sagte er der SportBild.

Kimmich ist ehrlich - und unbequem

Dafür scheut er sich auch nicht klare Kante gegen Trainer Kovac zu zeigen. Nachdem 2:2 gegen ​Hertha BSC kritisierte er in der Kabine lautstark die späten Einwechslungen. Einer Geldstrafe entging er aber knapp, als er sich am Folgetag für seine Wortwahl entschuldigte. Doch auch das gehört zu Kimmich: Dinge anzusprechen, wenn sie ihm nicht passen. Auch wenn es unbequem für andere ist.

Genau das brauchen die Bayern auch. Ein Robert Lewandowski ist trotz seines Engagements im Mannschaftsrat eher als Einzelkämpfer bekannt. Mentalitätsspieler wie Mats Hummels oder Franck Ribéry sind gewechselt. Und Identifikationsfigur Thomas Müller findet sich öfter Mal auf der Bank wieder.

Kimmich hingegen ist absoluter Stammspieler. Egal wo er spielt, sticht er heraus und zeigt seine hohe Qualität. Er geht dahin, wo es unangenehm wird. Dadurch wirkt er zwar oft aggressiv und ungestüm, erleichtert das Defensivspiel der Bayern aber ungemein. Sicherlich ist der Weg zur Bayern-Ikone noch weit. Ein Standing wie Mark van Bommel, Bastian Schweinsteiger oder Franck Ribéry hat er noch nicht. Dank seines nimmermüden Ehrgeizes ist das aber nur noch eine Frage der Zeit.