Valencia-Trainer Marcelino vor dem Aus
Von Guido Müller
Vergleiche hinken oft ein wenig. Dennoch: Wenn es ein Pendant zum Hamburger SV (oder dem VfB Stuttgart) in der spanischen Liga gibt, dann ist dies wohl der FC Valencia. In diesem Jahrtausend haben sich achtzehn (!) verschieden Übungsleiter in Mestalla versucht. Jetzt suchen die "ché" Nummer 19.
Schon in der Vorbereitung gab es Zoff
Schleudersitz nennt man das wohl. Wie das Fußball-Portal football-españa.net, unter Berufung auf den Valencia-Experten Héctor Gómez, berichtet, sind die Tage des aktuellen Coaches Marcelino in der Mittelmeer-Metropole gezählt. Nachfolger soll Albert Celades werden.
Angekündigt hatte es sich schon während der Sommervorbereitung. Wegen unterschiedlicher Auffassungen rund um die sportliche Orientierung des Klubs hatte es da bereits mächtig Zoff zwischen dem allmächtigen Vereinsbesitzer Peter Lim und seinem Sportdirektor Mateu Almany gegeben. Marcelino hatte sich damals klar pro-Almany positioniert.
Dieser Machtkampf geht wohl jetzt seinem Ende zu - ohne Happy-End für Marcelino. Lims Vertrauensmann (und offizieller Präsident des Klubs) Anil Murthy kehrte kürzlich aus Singapur zurück, wo er sich mit Lim über strategische Fragen ausgetauscht hat.
Offiziell verkündet ist noch nichts, doch sowohl der oben genannte Journalist als auch diverse andere in Valencia ansässige Medien gehen davon aus, dass noch diese Woche der neue Trainer vorgestellt wird.
Kandidat Celades ohne wirklich große Vita als Trainer
Albert Celades hat als Spieler sowohl für den FC Barcelona als auch für dessen Erzrivalen Real Madrid die Stiefel geschnürt. Beliebter wird ihn dieser Umstand bei den aficionados auch nicht machen.
Doch mehr als seine Vergangenheit als Spieler lässt Celades' Trainerkarriere Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung, wenn sie denn so gefällt wird, aufkommen. Denn als Trainer kann der in Barcelona geborene Celades nur eine einjährige Tätigkeit für Spaniens U16-Nationalmannschaft vorweisen und drei Jahre (von 2014 bis 2017) als Coach der U21.
Deren großes Ziel bei seinem Amtsantritt war es eigentlich, sich für das olympische Fußballturnier von Rio de Janeiro 2016 zu qualifizieren. Das gelang nicht. Als 2017 dann auch noch das U21-EM-Finale mit 1:0 gegen Deutschland verloren wurde, waren seine Tage gezählt.
Die spanische Presse ging seinerzeit extrem hart mit dem Trainer ins Gericht. Armselige Taktik wurde ihm vorgeworfen. Und die Tatsache, dass die Deutschen, vielleicht mit weniger individueller Klasse als Spanien ausgerüstet, es dennoch schafften, "die Stärken der Spanier zu annullieren". Deutschland, hieß es damals im spanischen Medienecho, sei eine echte Einheit gewesen, während Spanien "unter Druck komplett seine Ordnung verlor und keine Antworten fand". Hauptschuldiger: Albert Celades.
Und der soll nun in Valencia, einem (siehe oben) traditionell schwierigen Pflaster, für Ruhe und Stabilität sorgen. Ein durchaus gewagtes Experiment. Sollte es nicht gelingen, wird dem Trainer Nummer 19 seit dem Jahr 2000 relativ schnell Nummer 20 folgen. In Valencia haben sie ja damit Erfahrung.