Überangebot im Mittelfeld des VfB: Wer gewinnt den Konkurrenzkampf?

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Das Mittelfeld des VfB Stuttgart platzt aus allen Nähten. Jüngst kam Philipp Förster aus Sandhausen dazu, um den abwanderungswilligen Santiago Ascacibar zu ersetzen. Doch der entschied sich überraschend für einen Verbleib am Neckar. Spätestens seitdem ist der Überschuss im zentralen Mittelfeld nicht mehr wegzuleugnen.

Bekanntlich ist der ​VfB Stuttgart in seiner schlechtesten Saison aller Zeiten in die zweite Liga abgestiegen. Wie bei einem solchen Szenario üblich, stellte der Verein die Zeichen auf Neuanfang. Dieses Mal sollte es allerdings kein gewöhnlicher Neuanfang sein: Neu-Sportdirektor Sven Mislintat und Neu-Sportvorstand Thomas Hitzelsperger wollten mit dem harten Besen durch die Canstatter Kabinen fegen. Man wollte sich rigoros von Altlasten trennen und den VfB kernsanieren.

Demnach haben dem Verein in der diesjährigen Sommertransferphase 18 Spieler den Rücken gekehrt. Auf der Gegenseite wurden 19 Spieler vorgestellt, darunter mit Luca Mack und David Grözinger einige aus der eigenen Jugend. Auch im Mittelfeld klingt die Differenz zwischen Zu- und Abgängen nicht wirklich nach Überangebot. Schließlich hat man sich nach dem Abstieg von sechs Spielern getrennt, sieben neue kamen in der Folge dazu. Dort trügt der Schein allerdings ungemein:

Stuttgarts Ex-Kapitän Gentner wechselte zwischenzeitlich zu Union Berlin

Im zentralen Mittelfeld waren die Stuttgarter auch in der vergangenen Saison gut aufgestellt. Einzig und allein der ehemalige Kapitän Christian Gentner hatte immer mehr mit dem Tempo der Bundesliga zu kämpfen. Zum Ende der Saison wurde sein Vertrag folglich nicht verlängert, weswegen er zu ​Union Berlin wechselte.

Nach der Rückkehr von ​HSV-Leihgabe Orel Mangala, war die Euphorie in Fan-Kreisen ohnehin groß. Schließlich hatte man mit ihm, Santiago Ascacibar, Daniel Didavi und Gonzalo Castro ein Mittelfeld, das sowohl defensiv, als auch offensiv entscheidende Akzente setzen kann. Im System von Neu-Trainer Tim Walter reicht dieses Taktieren allerdings nicht aus.

Keine Flügelspieler in Walters System

Der gebürtige Karlsruher setzt in seinem schnellen, dynamischen Spielsystem überraschend nicht auf Flügelspieler, sondern lediglich auf die Geschlossen- und Überlegenheit der Sechser und Zehner. Dass beim Scouten der Neuzugänge darauf großen Wert gelegt wurde, ist spätestens jetzt zu erkennen. So sind sechs der sieben Neuen im zentralen Mittelfeld zuhause. Im Gegenzug sind vier der sechs Abgewanderten Flügelspieler.

Da Tim Walter bei seiner Spielweise lediglich auf vier zentrale Mittelfeldspieler zurückgreift, entsteht das daraus resultierende Überangebot. Unter diesem muss der Argentinier Ascacibar derzeit noch oft leiden. In der ersten Liga noch durch starke Leistungen gefeiert, unter Fans als absoluter Publikumsliebling auserkoren, muss er nun vermehrt auf der Bank Platz nehmen.

Sein Unmut dürfte durch diese Situation entflammt sein. Schließlich ist der 22-Jährige an der Seite von Lionel Messi Nationalspieler in Argentinien. Sollte er aber bei einem Zweitligisten zum Bankdrücker degradiert werden, könnte auch dieser Status in Windeseile zu bröckeln beginnen.

Hat Santiago Ascacibar zwischenzeitlich verdrängt: Atakan Karazor

Bislang hat zudem noch Walters Mitbringsel Atakan Karazor die Nase vor Ascacibar. Sicherlich sind beide unterschiedliche Spielertypen: Karazor lenkt eher das eigene Spiel, Ascacibar zerstört das der Gegner. Aber nach zuletzt schwächeren Leistungen des ehemaligen Kielers, hätte sich Ascacibar wohl einen neuen Anlauf im roten Brustring verdient.

Orel Mangala, Gonzalo Castro und Daniel Didavi scheinen unterdessen gesetzt zu sein. Didavi, bislang Topscorer der Schwaben, war jüngst gegen ​Bochum sogar Kapitän. Doch neben den wackelnden Personalien um Ascacibar und Karazor tummeln sich noch weitere einsatzbereite Spieler auf der Ersatzbank.

Enorme Breite des Stuttgarter Kaders

Der japanische Nationalspieler Wataru Endo wurde in der Transferperiode überraschend vorgestellt. Der 1,77-Meter große Mittelfeldspieler kommt neben der Innenverteidigung ebenfalls auf der Abräumerposition zu Werke. Einsätze hatte er aufgrund des Konkurrenzkampfes allerdings noch keine.

Auch wie sich der neue alte Stuttgarter Philipp Förster in seinem erneuten Anlauf am Neckar präsentieren wird, dürfte interessant zu sehen sein. In der Jugend der Schwaben ausgebildet, schaffte er den Sprung zu den Profis nicht. Er gilt mit seinen 24 Jahren zwar als Spätstarter, avancierte in Sandhausen aber zum unangefochtenen Stammspieler. Nun wurde er zurück nach Cannstatt gelotst - vor allem aber, da sich in den letzten Tagen der Transferperiode ein Abgang von Ascacibar zu verdichten schien.

Wird sich auf Dauer in Stuttgart durchsetzen: Der argentinische Kämpfer Ascacibar

Nachdem dieser nun aber bleibt und ihm sein Ersatz mit Förster schon auf den Fersen ist, wird es für diesen schwer werden, eine Chance auf regelmäßige Einsätze zu erhalten. Schließlich ist Ascacibar selbst derzeit nur Ersatz und hat mit Endo und Förster wiederum zwei Spieler im Nacken, die ihn zwar ersetzen könnten, derzeit aber noch als schwächer gelten.

Auf Dauer wird sich Santi, wie er im Stuttgarter Umfeld liebevoll genannt wird, wahrscheinlich dennoch durchsetzen. Kaum ein anderer Spieler ist so lauf- und zweikampfstark wie er. Neben Castro und Mangala stellt Walter darüber hinaus zwei spielgestaltende Typen auf, die beide ideal ins Offensivspiel des Trainers passen. Sollte er also vermehrt auf die kämpferischeren Fähigkeiten von Mentalitätsspieler Ascacibar setzen, dürfte der Stuttgarter Anhang wieder Freude am giftigen Argentinier haben.