Schalke unterliegt Norwich City mit 1:2 - Die Erkenntnisse zum Testspiel

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Das Testspiel gegen den englischen Aufsteiger Norwich City hat der FC Schalke 04 mit 1:2 verloren. Ungeachtet des Ergebnisses konnte man erneut Eindrücke im Spiel gewinnen, wie David Wagner mit S04 in der kommenden Saison spielen möchte - aber auch, wo es noch deutlich hakt.

Das Testspiel gegen Norwich City markierte für die Schalker das Ende des Kurztrainingslagers in Herzlake. Am Montag soll es zunächst auf dem heimischen Vereinsgelände mit der Vorbereitung weitergehen, ehe die Königsblauen am Freitag der nächsten Woche, also am 26. Juli, ins österreichische Mittersill fahren, um dort im Traininslager weiter zu arbeiten. 

Vor dem Spiel hatte Wagner sich erhofft, Eindrücke und Fortschritte aus dem Training auch im Spiel zu sehen: "Wir kommen aus dem vollen Training heraus und es wäre schön, wenn wir das eine oder andere im Spiel wiedererkennen würden, was wir in den vergangenen Tagen einstudiert haben." Das lässt sich nach dem Spiel jedoch nur in sehr wenigen Aspekten bestätigen, denn insgesamt war es eine sehr durchwachsene Leistung. 

Die Startformation: Schubert - Kenny, Stambouli, Nastasic, Oczipka - Mercan, Mascarell - Skrzybski, Harit, Raman - Burgstaller

Offensiv-Pressing nimmt Formen an

​Angefangen beim positivsten Aspekt des Testspiels, das Pressing. Von Beginn an über die erste Halbzeit zeigte die Schalker Offensive, was man unter David Wagner für ein Pressing-Verhalten erwarten kann. Sehr früh und sehr weit in der gegnerischen Hälfte fing S04 an zu drücken und die "Kanarienvögel" unter Druck zu setzen. Auch wenn der ein oder andere Moment zum Anlaufen noch verpasst oder im Mittelfeld noch nicht zeitgenau nachgelaufen wurde, konnte man sich so viele Ballgewinne sichern. Über das 4-2-3-1 System kann Schalke so häufig mit drei bis vier Spielern die gegnerische Defensive stark unter Druck setzen und auch, sollte das Timing noch weiter verbessert werden, sogar numerisch überlegen sein. Auf diesem Aspekt lässt sich definitiv aufbauen - vor allem wenn man bedenkt, wie kurz das Team bisher erst zusammentrainiert. 

Viele unnötige Ballverluste machen S04 das Leben schwer

Beide Gegentore gegen Norwich fielen durch unnötige Ballverluste, wie bereits häufig gegen Wattenscheid der Fall. Vor allem im Mittelfeld im Aufbau oder nach eigener Balleroberung gerieten die Schalker durch Fehlpässe oder Unachtsamkeiten unter massiven Druck. Weil man zeitgleich sehr hoch verteidigte, während man versuchte, den Angriff schnell einzuleiten, kam der englische Aufsteiger häufig durch dann direkt durch lange Bälle in die Tiefe zu gefährlichen Kontersituationen. Eine Kontersicherung muss dringend eingebaut und erprobt werden, sollte Wagner vorhaben, auch in der Bundesliga und im DFB-Pokal bei eigenem Ballbesitz so hochzustehen. Teilweise standen alle Knappen in der gegnerischen Hälfte, was dann zusammen mit den überraschenden Ballverlusten eine gefährliche Mischung ergab.

Matija Nastasic wird es womöglich nicht so leicht haben, wie gedacht

Durch die von Wagner bevorzugte Viererkette wird es in der kommenden Saison einen Konkurrenzkampf um die zwei Innenverteidiger-Position geben. Mit Matija Nastasic, Salif Sané, Ozan Kabak hat man drei potenzielle Stammspieler, auch Benjamin Stambouli könnte theoretisch (wie auch im Spiel) diese Rolle übernehmen. Viele hatten vermutet, dass sich Kabak und Sané um den Platz neben Nastasic streiten müssen, doch bislang zeigt sich der Serbe in der Vorbereitung nicht von seiner besten Seite. Zu häufig zu späte Reaktionen, sonst mit Leichtigkeit gewonnene Eins-Gegen-Eins-Duelle gehen plötzlich verloren, dazu Fehler im so wichtigen Aufbauspiel. Sein größter Vorteil ist aktuell, dass Kabak weiterhin verletzt ausfällt und Sané erst aufgrund heutigen Finale des Afrika-Cups nach dem Trainingslager in Mittersill wieder im Training erwartet wird. Man kann nur hoffen, dass es sich lediglich um ein kleines und kurzes Leistungstief handelt.

Weiterhin zu wenig Kreativität und klare Torchancen

Auch wenn die Ausrichtung deutlich offensiver ausgelegt ist, als in den letzten zwei Jahren und auch das 4-2-3-1 System von Wagner dazu einladen soll, sich möglichst schnell gute Torchancen zu erspielen, fehlten in den letzten beiden Spielen erneut die klaren Torchancen. Während S04 gegen eine Stadtauswahl aus Bottrop noch 20 Tore erzielen konnte, waren die eindeutigen Möglichkeiten sowohl gegen die SG Wattenscheid, als auch im Test gegen Norwich eher Mangelware. Es findet im letzten Drittel zwar deutlich mehr Bewegung statt als man es zuletzt gewohnt war, doch häufig scheitert es am (vor)letzten Pass. Des Öfteren fehlt schlichtweg die Kreativität, um den "tödlichen Pass" spielen zu können und den vorangehenden Laufweg und die Abstimmung, die diesen überhaupt erst ermöglicht. Da gibt es noch einiges zu erarbeiten, aber es ist ja auch noch Zeit. 

Junges Offensiv-Trio sorgt für Spaß

Wie schon über den gesamten Zeitraum der bisherigen Vorbereitung sorgten auch heute vor allem Rabbi Matondo (18), Ahmed Kutucu (19) und Amine Harit (22) für Tempo in der Offensive. Natürlich passieren den drei jungen Spielern noch häufiger Fehler, wie Harits Ballverlust im Aufbau, der zum zweiten Gegentor führte, doch andererseits sind sie gleichzeitig die, die vorne für die notwendige Kreativität sorgen. Kutucu kann sowohl als zentraler Stürmer seine Chancen gut nutzen, als auch etwas weiter hinten selber die Pässe in die Spitze spielen. Rabbi Matondo kann im offensiveren Stil deutlich besser seine Geschwindigkeit ausspielen und Harit kommt unter Wagner ebenfalls deutlich besser zur Geltung. Das Trio strahlt die häufig vermisste Unbekümmertheit aus, nach denen sich viele Fans und Verantwortliche sehnen dürften. So könnte es beispielsweise sein, dass Kutucu mit Burgstaller um den Startplatz kämpfen wird - je nachdem ob, und wenn ja welcher Neuzugang für den Sturm noch kommt.


Nach dem Spiel zeigte sich David Wagner nicht gänzlich unzufrieden, wobei er dennoch deutlich die Fehler ansprach und schon in Aussicht stellte, möglichst schnell von diesen wegzukommen. "Wir haben heute schon relativ mutig gespielt, in der einen oder anderen Situation auch überspielt. Aber genau darum geht es ja in dieser Phase, eben seine Balance zu finden", resümiert der neue S04-Coach. Am Ende gilt es, aus solchen Testspielen die richtigen Schlüsse zu ziehen, und sie in den noch folgenden Wochen bestmöglich in positive Maßnahmen umzuwandeln.