Diese Teams missachten das Financial Fairplay

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Immer öfter kommen Teams mit dem Financial Fairplay (FFP) in Berührung, immer mehr Mannschaften bekommen Transfersperren auferlegt oder müssen Sanktionen fürchten. Die jüngsten Beispiele sind der AC Milan, der aus der Europa League ausgeschlossen wurde, oder der FC Chelsea, der nun eine Sperre bis zum Sommer nächstes Jahr erhalten hat. Bei den Blues handelt es sich allerdings um Transferverstöße bei minderjährigen Spielern.

Letztlich ist das FFP ein Reglement der UEFA zur Klublizenzierung für die Teilnahme an den europäischen Klubwettbewerben des Verbandes. Dort sind unter anderem sportliche, infrastrukturelle, rechtliche und finanzielle Kriterien geregelt, die die Vereine erfüllen müssen.

Der Grund für die Einführung waren massiv steigende Spielergehälter und Ablösesummen, die manche Klubs mit laufenden Einnahmen nicht mehr decken konnten. Finanziert wurden diese stattdessen mit Krediten oder dem Einsatz von privatem Vermögen. Um dem entgegenzuwirken, wurde durch die UEFA das Reglement Financial Fairplay verabschiedet.

Dabei ist nicht immer klar, wer in welchen Fällen wie intensiv gegen das FFP verstoßen hat. Bei manchen Vereinen reichen schon kleine Vergehen, bei großen Klubs wiederum mahnen Kritiker an, dass zu oft beide Augen zugedrückt werden. Für beide Fälle gibt es eine Menge Beispiele.

So hätte Paris Saint-Germain aus der Sicht vieler Kritiker nicht zuletzt für seinen 222-Millionen-Euro-Deal mit dem Brasilianer Neymar spätestens dort eine Strafe erhalten müssen. Letztlich gab es aber nur die Auflage, dass die Franzosen bis Ende Juni dieses Jahres 60 Millionen Euro einnehmen müssen. Eine Farce, wenn man sich vor allem die Berichte von Ende letzten Jahres anschaut, als Football Leaks das Finanzgebahren der Pariser aufgedeckt haben und wie diese mit Hilfe von Gianni Infantino und Tricksereien bei den Einnahmen ihre Bilanz aufhübschen. Sponsorenverträge aus Katar wurden demnach massiv überbewertet.

FIFA-Präsident Gianni Infantino half PSG, Strafen vom FFP zu umgehen

Auch Manchester City werden Verflechtungen zu Infantino nachgesagt. Im vergangenen Mai hieß es noch, dass die Citizens sich wohl auf einen Ausschluss aus der ​Champions League vorbereiten dürfen. Aber bereits 2014 verhalf Infantino auch hier wieder seinen Freunden, in dem er zwar eine Strafzahlung in Höhe von 60 Millionen Euro nicht verhindern konnte, wie die Süddeutsche Zeitung aber schrieb, hätte die Strafe weitaus drakonischer ausfallen müssen. Gut möglich, dass der Präsidenten des Weltfussballverbandes FIFA auch in diesem Fall bereitwillig aushilft. Ein Urteil ist fürs Erste aber eh nicht zu erwarten, erst am 03. Juli wurde das Verfahren zur Prüfung offiziell eröffnet.

Dagegen wurde in der Vergangenheit gegen kleinere Vereine des Öfteren schon hart durchgegriffen. So wurden 2014 vier Klubs bestraft, deren Vergehen wohl weitaus geringer ausgefallen sein dürften. So musste Bursaspor aus der Türkei 100.000 Euro Strafe zahlen und durfte einige Jahre nicht an einem europäischen Wettbewerb teilnehmen. Gleiches traf auf CFR Cluj und Astra Giurgiu aus Rumänien zu. Auch der litauische Verein Ekranas Panevezys wurde für zwei Jahre ausgeschlossen und musste 15.000 Euro Strafe zahlen.

Ein Jahr später traf es erneut sechs Vereine. Inter Baki PIK (Aserbaidschan), SC Braga (Portugal), ASA Targu-Mures, FC Astra Giurgiu, FC Botosani (alle Rumänien) und der FC Dnipro Dnipropetrovsk (Ukraine). Zudem wurden acht weitere Klubs unter Beobachtung gestellt. Hull City (England), Panathinaikos FC (Griechenland), Hapoel Tel-Aviv FC (Israel), Ruch Chorzow (Polen), Sporting Lissabon (Portugal), FC Rostov (Russland), Galatasaray und Kardemir Karabukspor (Türkei). Auffällig ist vor allem, dass es kaum einen prominenten Namen trifft.

Sollte es mal einen dieser Klubs treffen, so muss schon eine ganze Menge passiert sein. Wie beim FC Chelsea. Dieser verstieß in 29 Fällen gegen die Regularien zur Verpflichtung Minderjähriger. Ein Fall, wo wohl selbst Infantino nicht mehr drüber hinwegsehen konnte. Doch die wirklich harte Hand scheint auch hier nicht zu greifen. Denn während ein Verein aus Litauen, der wohl gerade so mit sechsstelligen Zahlen rechnen darf, zwei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen wird, bekommen die Blues lediglich eine Transfersperre. Und diese wird dann auch noch entsprechend elegant umgangen, in dem man die notwendigen Geschäfte eben vorverlegt um ein Jahr.

Ein anderes prominentes Opfer aber, wo dies vor kurzem durchgesetzt wurde, war der AC Milan. ​Trotz erfolgreicher Qualifikation für die Europa League wurde der italienische Klub vom Wettbewerb ausgeschlossen. Letztlich hieß es nur, dass "schwerwiegende Verstöße" festgestellt wurden in gewissen Zeiträumen. Ein Tranferminus von 255 Millionen soll der Verein angehäuft haben. Nachdem man zunächst noch Protest gegen das Urteil einlegte, einigte man sich letztlich doch auf einen Vergleich, um einer möglichen CAS-Entscheidung vorzubeugen. Womöglich wären dort noch ganz andere Dinge ans Tageslicht gekommen.

Doch auch hier zeigt sich immer wieder ein Ungleichgewicht. Denn Real Madrid hatte 2015 einen Schuldenberg von über 600 Millionen angehäuft, wie unter anderem ran.de berichtete. Die Schulden stiegen zu jenem Zeitpunkt sogar noch mal um über elf Prozent von 541 auf 602 Millionen. Weil aber wohl die Spielerverkäufe eben das wahnsinnige Minus immer wieder decken konnten, spielte die hohe Verschuldung weiter keine Rolle.

Ähnlich kreativ wird auch der FC Barcelona werden müssen, will er Antoine Griezmann und Neymar verpflichten. Denn der französische Weltmeister soll 120 Millionen Euro kosten, dazu ein Gehalt über fünf Jahre in Höhe von 105 Millionen Euro beziehen. Bei Neymar sei die Schmerzgrenze bei der Ablöse bei 170 Millionen, wie es weiter heißt. Beide Stars würden also allein an Ablöse 290 Millionen kosten. Ein Betrag, den man schmerzfrei wohl nicht auf den Tisch legen kann. Es sei denn, man verkauft zwei bis drei Spieler für ebenfalls mindestens 80 Millionen.

Es zeigt sich nach wie vor, dass das FPP ein zahnloser Tiger ist. Und das mit Hilfe krimineller Machenschaften gewisse große Player auch noch von oberster Stelle mit schützender Hand gedeckt werden. Es reicht eben nicht, ein paar kleine Vereine aus Osteuropa, dem Baltikum und weiteren "unbedeutenden" Ländern an die Kandare zu nehmen, um die großen Klubs straffrei davon kommen zu lassen. Aber so lange an der obersten Spitze die selbe Klientel sitzt wie dort, wo das große Geld gemacht wird, dürfte sich an diesem Zustand erst mal wenig ändern.