Für immer unvergessen: Das waren die größten Wunder von der Weser

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​Es gibt Fußballspiele, die prägen die gesamte Geschichte eines Vereins. Partien, die man einfach nicht mehr gewinnen konnte und man trotzdem als Sieger vom Platz ging, Duelle in denen man den Gegner einfach an die Wand spielte und die Fans verzauberte. Jeder Anhänger erinnert sich gerne an diese Tage zurück, der SV Werder Bremen denkt dabei vor allem an die Wunder von der Weser. Im heimischen Weserstadion gab es nämlich gleich vier Europapokalspiele, die ewig in Erinnerung bleiben werden.

03.11.1987 - SV Werder Bremen gegen Spartak Moskau

Das erste Wunder von der Weser war gleich ein Spiel, das auch jedem neutralen Fan den Atem nahm. Im November 1987 kam es in der zweiten Runde des UEFA-Cups zum Duelle gegen den russischen Vertreter Spartak Moskau. Dabei wurde man im Hinspiel quasi aus dem Stadion geschossen, mit einer 1:4-Niederlage ging es für die Werderaner nämlich zurück nach Bremen. An ein Weiterkommen glaubte niemand mehr, deswegen fanden auch nur 20.000 Fans den Weg ins Stadion.​

(Foto-Quelle: © Deichstube)

An diesem nebligen Dienstagabend erlebten alle Anwesenden allerdings ein wahres Wunder, denn beide Mannschaften waren im Vergleich zum Hinspiel nicht mehr wieder zu erkennen. Der SVW startete hervorragend in die Partie und Frank Neubarth sorgte mit einem Doppelpack innerhalb von zehn Minuten für wahre Aufbruchsstimmung. Zur Halbzeit stand es sogar schon 3:0, damit würde Werder tatsächlich die nächste Runde erreichen.

Doch die Dramaturgie nahm ihren Lauf, denn durch den starken Nebel drohte sogar ein Spielabbruch. Der Schiedsrichter entschied sich aber dafür das Spiel weiter zu leiten, im Nachhinein hat er aus Werder-Sicht damit alles richtig gemacht. In der zweiten Hälfte konnte Moskau zwar noch einmal auf 1:3 verkürzen, doch nach einem weiteren Bremer Treffer ging es in die Verlängerung. Dort behielten die Grün-Weißen letztlich die Oberhand und gewannen die Partie mit 6:2. Gleichzeitig wurde allerdings ein Mythos geboren.

11.10.1988 - SV Werder Bremen gegen Dynamo Berlin

Nur eine Saison später fand sich Bremen erneut in einem europäischen Wettbewerb wieder, als Meister qualifizierte man sich für den Europapokal der Landesmeister. In der ersten Runde traf man dabei auf den DDR-Meister Dynamo Berlin - eine Ansetzung, die sehr viel versprach. Denn in Europa sorgte Werder schon für Aufmerksamkeit, allmählich formte sich eine Mannschaft, die nur ganz schwer zu schlagen schien.​

(Foto-Quelle: © Neue Osnabrücker Zeitung)

Doch Berlin ließ die steile Entwicklung der Bremer kalt, bei Dynamo gab es nämlich eine 0:3-Klatsche für den SVW. Sollte es also nur ein Jahr später erneut zu einem wahren Wunder an der Weser kommen? Das sollte sich an diesem 11. Oktober herausstellen, doch immerhin wussten die Akteure, wie man eine schier aussichtslose Situation noch drehen kann. Und Werder tat genau das, man zeigte eine der besten Leistungen der Vereinsgeschichte.

Vor der Halbzeit führten die Grün-Weißen bereits mit 1:0, die zweite Hälfte räumte aber sämtliche Zweifel aus dem Weg. Am Ende erzielten unter anderem Karl-Heinz Riedle oder Manfred Burgsmüller fünf Tore, gleichzeitig gingen die Berliner quasi unter. Die zweite für unmöglich gehaltene Aufholjagd nahm also seinen Lauf, erst im Viertelfinale schied man gegen den späteren Sieger AC Mailand aus.

08.12.1993 - SV Werder Bremen gegen RSC Anderlecht

Auf das dritte Wunder von der Weser mussten die Fans dann ganze fünf Jahre warten, doch dieses Spiel hatte es richtig in sich. ​In der Saison 1993/1994 konnte sich der SVW für die Champions League qualifizieren. In der Gruppenphase traf man dabei unter anderem auf den AC Mailand und den FC Porto. Doch es war das Hinspiel gegen den RSC Anderlecht, das für immer in Erinnerung bleiben sollte. 

Gegen die favorisierten Portugiesen und Italiener sah der SVW insgesamt wenig Land, deswegen wollte man die Duelle gegen Anderlecht nutzen, um reichlich Eigenwerbung zu betreiben. Doch im Weserstadion gelang dies in der ersten Hälfte überhaupt nicht, mit 0:3 lag man bereits zur Pause zurück. Werder spielte desolat und rettete sich nur glimpflich in die Pause. In der Kabine muss Trainer Otto Rehhagel dann allerdings eine nie dagewesene Wutrede an seine Spieler gerichtet haben, denn ab da war Werder wie ausgewechselt.

Es dauert allerdings bis zur 66. Minute, bis Bremen endgültig aufwachte, Wynton Rufer sorgte für den Anschlusstreffer. Doch die Offensive kam immer mehr ins Rollen, es folgten Tore von Rune Bratseth und Bernd Hobsch, die für den Ausgleich sorgten. Marco Bode und erneut Rufer stellten das Spiel in der Schlussphase auf den Kopf und alle Beteiligten konnten nur wortlos staunen, gerade einmal 24 Minuten reichten, um ganz Europa zu begeistern. Es war die vielleicht beste Hälfte, die der SVW jemals gespielt hat.

07.12.1999 - SV Werder Bremen gegen Olympique Lyon

Das bisher letzte wahre Wunder von der Weser liegt nun schon zwanzig Jahre zurück.​ In der 3. Runde des UEFA-Cups gab es wieder so eine magische Nacht, die im Weserstadion nicht vergessen werden wird. Erneut musste sich der SVW nach einer deftigen 0:3-Niederlage in Lyon zurückkämpfen und wieder glaubte fast niemand an eine solche Aufholjagd. Symptomatisch dafür fanden unter der Woche nicht einmal 10.000 Zuschauer den Weg ins Stadion.

Doch die wenigen treuen Anhänger wurde belohnt, denn sie wurden Teil einer sensationellen Nacht. Gegen die stark aufgestellten Lyonnais brauchte es auch deutlich mehr als nur ein gewöhnliches Spiel. Bis zur Pause gelang es Werder zumindest, wieder Hoffnung für alle Fans zu bringen, Bode und Andreas Herzog sorgten für eine 2:0-Führung. Man sah den Grün-Weißen in der Folge an, wie sehr sie auf das Weiterkommen drängten.

Bis in die Haarspitzen motiviert lieferten sie ein wahres Fußballfest ab, nur wenige Minuten nach der Pause stellte Frank Baumann auf 3:0. Alles sah fortan nach einer Verlängerung aus, doch dieses spannende Element wurde dem Spiel verwehrt. Denn Werder, das den Gegner vor dieser Kulisse an die Wand spielte, belohnte sich kurz vor dem Schlusspfiff, ein weiteres Wunder schrieb Geschichte. Das 4:0 erzielte übrigens kein Geringerer als Claudio Pizarro - ja, der Pizarro.