FC Bayern: Die Suche nach einem Boateng-Abnehmer ist zäh
Jerome Boateng galt lange als absolutes Aushängeschild des deutschen Fußballs und war sowohl beim DFB-Team, als auch beim FC Bayern München eine tragende Säule. Doch nachdem der Innenverteidiger zu Beginn des Jahres bereits aus der Nationalelf ausgebootet worden war, haben nun auch die Münchner offenbar keine Verwendung mehr für ihn. Eine Trennung dürfte jedoch nicht einfach zu realisieren sein.
Eigentlich liegen sich bei den Bayern nach dem Gewinn des Doubles aus Meisterschaft und DFB-Pokal so ziemlich alle Akteure derzeit in den Armen. Selbst der häufig angezählte Cheftrainer Niko Kovac durfte etwas durchatmen und wird wohl auch in der kommenden Saison die Geschicke des deutschen Rekordmeisters leiten dürfen. Einziger Spielverderber der Feierlichkeiten der Münchner war einzig und allein Jerome Boateng.
Insbesondere beim DFB-Pokalfinale am vergangenen Wochenende wirkte der 30-Jährige demonstrativ teilnahmslos und verfolgte das Geschehen auf dem grünen Rasen von der Ersatzbank aus mit verschränkten Armen und versteinerter Miene. Ein Spieler, der auf einen Einsatz brennt und sich durch starke Leistungen wieder für die Startelf empfehlen will, sieht definitiv anders aus.
Jerome Boateng war in der Rückrunde nur selten erste Wahl
Zugegeben, in der jüngsten Vergangenheit musste der Defensivspieler einige Rückschläge verkraften. So spielte er seit Jahresbeginn unter Kovac kaum eine Rolle und wurde vor allem in den wichtigen Spielen, wie dem Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool und dem vorentscheidenden Duell gegen Borussia Dortmund, nicht eingesetzt. Von einem Weltmeister kann man, insbesondere in Schwächephasen, aber mit Sicherheit mehr Einsatzbereitschaft erwarten.
Wie es um sein Standing im deutschen Fußball und bei den Bayern aktuell gestellt ist, zeigte zuletzt eine öffentliche Watschn der Vereinslegende Lothar Matthäus. Dabei monierte der Rekordnationalspieler in seiner Sky-Kolumne Boatengs Lustlosigkeit: "Nur der Ex-Nationalspieler hat mal wieder negative Stimmung verbreitet und ist lustlos in der Kabine geblieben, während alle anderen mit den Fans im Stadion gefeiert haben. Damit hat er sich ein weiteres Mal selbst disqualifiziert." Schlussendlich sei es daher für alle Parteien das Beste, wenn Boateng den Verein verlassen würde.
Auch Klubpräsident Uli Hoeneß stößt die Attitüde des Ex-Nationalspielers schon seit geraumer Zeit sauer auf. Gegenüber dem Bayrischen Rundfunk ließ sich der 67-Jährige im Zuge der Double-Feierlichkeiten daher zu einem überraschend klaren Statement hinreißen und legte seinem Schützling ebenfalls einen Wechsel nahe. "Ich glaube, er braucht eine neue Herausforderung. Er wirkt wie ein Fremdkörper!“, so die markigen Worte des Bayern-Chefs.
So einfach, wie sich Hoeneß eine Trennung offenbar vorstellt, dürfte es jedoch nicht sein. Wie die BILD in Erfahrung gebracht hat, will Boateng nicht um jeden Preis wechseln und will sich definitiv auch nicht unter Wert verkaufen. Bei den Münchner streicht der Defensivspieler schließlich noch - Stand jetzt - bis 2021 satte zwölf Millionen Euro jährlich ein und fühlt sich zudem in der Region prinzipiell ganz wohl.
Uli Hoeneß will keine Störenfriede dulden
Aufgrund der Vertragslänge des 1,92-Meter-Hünen dürfte die Suche nach einem potenziellen Abnehmer ohnehin zäh werden. Dabei hatten die Münchner im vergangenen Jahr mit Paris Saint-Germain bereits einen Verhandlungspartner gefunden, trieben die Ablöseforderungen schlussendlich aber in für die Franzosen inakzeptable Höhen. Dieses Taktieren könnte sich für die Münchner nun als folgenschweren Bumerang herausstellen.
Aufgrund der enttäuschenden Saison Boatengs dürfte dessen Marktwert nämlich deutlich gesunken sein. Auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge dürfte dies längst erkannt haben und versuchte daher im Gegensatz zu Hoeneß seinen Spieler nun wieder etwas aufzuwerten. "Er hat immer gute Leistungen gebracht. Wenn er sich für eine Luftveränderung entscheidet, sollte man eine vernünftige und faire Lösung finden. Ich bin überzeugt, dass man die mit ihm finden wird", wird der gewiefte Taktiker von der BILD zitiert.
Die Höhe der Ablösesumme und die Gehaltsstufe des Abwehrspielers schließen viele Klubs in Sachen möglicher Verpflichtung aus. Lediglich die Schwergewichte des internationalen Fußballs und die finanzkräftigen Klubs auf der Insel wären wohl in der Lage einen Deal dieser Größenordnung zu stemmen. Konkrete Angebote sollen jedoch aktuell äußerst rar gesät sein und so bekundet dem Vernehmen nach bislang lediglich Inter Mailand Interesse. Ob die Nerrazurri den gebürtigen Berliner tatsächlich reizen würden, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.