David Wagner: Weshalb er der Richtige für Schalke sein kann

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Nach der aktuellen Katastrophen-Saison​ der ​Schalker wird mal wieder eine Trainer-Entlassung Teil der Spielzeit gewesen sein. Neben dem Posten des Sportdirektors und des Kaderplaners ist auch der Trainerposten (stand jetzt, zumindest offiziell) noch für die kommende Saison zu besetzten. Übereinstimmenden Berichten der Bild und Sky Sport UK nach wird es David Wagner werden. Warum das die richtige Entscheidung sein kann.

Es ist Mittwoch, der 21. Mai 1997. Marc Wilmots läuft zum entscheidenden Elfmeter an und versenkt ihn flach in der von ihm aus linken Ecke - die Schalker Eurofighter sind geboren. Mit im Kader der Mannschaft unter Trainer Huub Stevens damals: Stürmer David Wagner. 
Jetzt steht er ​verschiedenen Medienberichten zufolge kurz vor der Vorstellung als neuer Trainer auf Schalke, ab der Saison 2019/2020. Riskant oder mutig? Zu früh oder genau richtig? 

Egal welche Person als Trainer beim Traditionsverein aus Gelsenkirchen vorgestellt wird, es ist immer riskant. Der Verein sucht seit vielen Jahren den Trainer, der langfristigen Erfolg und Kontinuität bringt. Dabei wurden gefühlt alle Trainer-Typen mal ausprobiert. Die Defensiv-Denker mit wenig Emotionalität wie Di Matteo, der sympathische Typ wie Keller, der Hartnäckige mit Erfahrung wie Magath und zuletzt das junge, emotionale Talent wie Tedesco. Trotz kurzfristiger Erfolge wie die Vizemeisterschaft letztes Jahr, verbindet sie alle doch eins: Am Ende schaffte Schalke sie. Zynische Stimmen behaupten auch momentan, dass es ohnehin egal sei, wer in den nächsten eineinhalb Jahre Schalke-Trainer wird. 

Wer ist David Wagner überhaupt?

David Wagner liegt mit seinen 47 Jahren ​ganz knapp unter dem Durchschnittsalter (49 Jahre) aller aktuellen Bundesliga-Trainer. Mit Huddersfield trainierte er ab 2015 seine erste Profi-Mannschaft, führte den englischen Verein mit wenig finanziellen Mitteln aus der Zweiten Liga in die Premier League, schaffte dort überraschend den Klassenerhalt, eher er dort Anfang dieses Jahres als zu dem Zeitpunkt Tabellenletzter das Trainer-Amt (einvernehmlich, wie man hörte) niederlegte. 

Davor konnte er in den Jugendbereichen von Hoffenheim und Dortmund lernen, insgesamt acht Jahre lang. Er gilt als Trainer, der zu motivieren weiß, ein "Bessermacher" der seine Spieler gerne an die Leistungsgrenze bringt. In England variierte er oft zwischen dem 4-2-3-1 und 3-5-2, musste sich als Underdog durchbeißen. Sein Spielstil zeichnete sich dort durch ein hohes Pressing mit offensiv agierenden Außenverteidigern aus.

Wagner wird wohl demnächst bei den Knappen an der Seitenlinie coachen

Durch seine Schalke-Vergangenheit hat Wagner den als Begriff so häufig und mittlerweile inflationär benutzten "Stallgeruch". Er kennt den Verein und wird wissen, was für Möglichkeiten, aber auch welche Risiken ein Amt als S04-Coach in sich birgt. Durch seine Arbeit bei Huddersfield hat er bewiesen, dass er auch ein Team mit geringen finanziellen Mitteln - was Schalke gerade in der aktuellen Situation definitiv ist - zum Erfolg führen kann. Das wird besonders für die kommende Saison wichtig, da sich der S04 durch das schlechte letzte Jahr nicht wirklich attraktiv gezeigt hat und neben dem ansonsten ohnehin knappen Budget und ebenfalls durch geschrumpfte Marktwerte eigener Spieler alles andere als eine gute finanzielle Situation für das Transfer-Fenster aufgebaut hat. Genau da könnte Wagner helfen.

Auch viele englische Fußball-Fans und -Beobachter sprechen ihm und den Knappen in sozialen Netzwerken unter den Berichten ihre Glückwunsche aus, einen taktisch klugen und sympathischen Trainer zu bekommen. 

Erfolg über Motivation und Mentalität

Eine der erschreckendsten Aspekte dieser Saison auf Schalke waren die mutlosen und schon an Resignation grenzenden Auftritte der Königsblauen, vor allem in den letzten Spielen unter Tedesco, der die Mannschaft in der vorherigen Saison oftmals ​noch durch Ansprachen und Mentalität pushen konnte. Das wird auch jetzt wieder nötig sein, und das scheint auch Wagner zu können. Die richtige Einstellung soll neben der allzeit wichtigen Disziplin einer seiner großen Hauptaspekte sein, auf die er viel Wert legt. Also genau das, was die Schalker Mannschaft häufig vermissen ließ, was nicht zuletzt auch durch viele (interne) Strafen und Suspendierungen klar zu erkennen war. 

Wagner kann eine geschlossene Einheit formen, ist gleichzeitig taktisch versiert und dabei nicht engstirnig. Seine Arbeit ist u. a. von Klopps Stil geprägt, und auch Jochen Schneider verkündete auf seiner Vorstellungs-PK, schnellen offensiven Fußball zu bevorzugen. Das klingt aus etwas Entfernung betrachtet alles ziemlich passend.

Abwarten und Tee trinken

Die Geschichte zeigt uns, dass das beim Revierclub Schalke​ allerdings noch nicht zwangsläufig auch Früchte trägt. Man dachte auch in Tedesco einen Trainer für viele Jahre gefunden zu haben, der nicht nur bis zum Sommer sehr erfolgreich war, sondern auch den Verein mehr verkörperte als viele Spieler. Als Trainer muss man sich auch auf Schalke einfinden, auf den Verein und die Fans einlassen. Das wird Wagner können und zusammen ​mit einem passenden Sportdirektor und einem gut vernetzten Kaderplaner könnte dieser immer noch junge, aber auch noch unerfahrene Trainer auf Schalke etwas entwickeln. Das ist der Reiz als Trainer, und nun scheint er auch Wagner gepackt zu haben.

Vielleicht ist er derjenige, der endlich Schalke schafft.