FC Bayern: Differenzen in der Führungsetage - Unzufriedenheit wegen Kovac

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​Der ​FC Bayern München thront nach dem 5:0-Erfolg über Borussia Dortmund an der Tabellenspitze. Teamintern soll die Atmosphäre laut einem Medienbericht weiter angespannt sein. Auch die Trainingsmethoden und die taktische Ausrichtung von Niko Kovac stehen in der Kritik. Zudem soll es Differenzen in der Führungsetage geben. 

Am letzten Sonntag war Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge im Wontorra-Fußball-Talk bei Sky zu Gast. Zwar sprach Rummenigge nicht direkt an, dass Trainer Niko Kovac weiterhin auf dem Prüfstand steht, allerdings klingen ein Bekenntnis und vollumfängliche Rückendeckung für den Kroaten auch anders: "​Bei uns gibt es keine Jobgarantie. Für niemanden. Jeder, der bei Bayern München arbeitet, muss liefern." Mit diesem Druck müsse jeder umgehen können. "Wer das nicht kann, ist im falschen Klub", ergänzte ​der 63-Jährige, der voraussichtlich 2021 abtritt und sein Amt an Oliver Kahn übergeben könnte

Außerdem machte Rummenigge relativ unmissverständlich deutlich, dass er kein Freund der Kovac-Rotation im Herbst war. "Du kannst ein bisschen rotieren, dann gibt es keine Unruhe. Aber wenn du fünf, sechs Spieler rotierst, ist das ganze Gebilde nicht mehr tragfähig. Das hat ein Problem kreiert", kritisierte Rummenigge.

Bayerns Präsident Uli Hoeneß heißt das ständige Infragestellen von Kovac weniger gut. In einem Interview mit dem kicker entgegnete er: "Es war immer alles okay. Wenn ich unzufrieden bin, heißt das noch lange nicht, dass wir den Trainer rausschmeißen. Man kann trotzdem kritisch miteinander umgehen. Wie soll ich denn mit jemandem zusammenarbeiten, den ich bei jeder Gelegenheit infrage stelle?"

Uneinigkeit über das Personal

Gemäß einem Bericht von ESPN-Reporter Raphael Honigstein soll es zwischen Rummenigge und Hoeneß handfeste Differenzen geben. Die Ernennung von Kovac soll von Hoeneß ausgegangen sein, während Rummenigge Thomas Tuchel präferiert hatte. Schon 2016 hatte sich Rummenigge für Carlo Ancelotti ausgesprochen. 

Aber nicht nur das Personal soll ein Streitpunkt zwischen den beiden Alphatieren sein. Dem Bericht zufolge betrachtet Hoeneß den Klub als Gemeinschaft. Immer wieder lädt er Spieler in sein Haus am Tegernsee ein. Taktik hält er für überbewertet. Zusammenhalt, Harmonie und eine Sieger-Mentalität seien für Hoeneß ausschlaggebend für den Erfolg. 

Rummenigge sei offenbar ein deutlich kühlerer Analytiker. Er sei nicht so geduldig mit Spielern, die ein Leistungsloch durchleben. Unklarheit besteht weiterhin im Fall von ​James Rodriguez. Bis zum 15. Juni könnte der Kolumbianer für die Summe von 42 Millionen Euro fest von Real Madrid verpflichtet werden. Einer spanischen Quelle zufolge würde Rummenigge James gerne weiter in München sehen, während Hoeneß sich nicht ganz sicher sei, ob James wirklich ein Teamplayer ist. 

Spielvorbereitung wie bei Ancelotti?

Selbst innerhalb der Kabine soll die Stimmung angespannt sein. Honigstein berichtet von Beschwerden über den Mangel an Ideen und taktischer Komplexität. Ein anonymer, erfahrener Spieler soll gegenüber Honigstein gesagt haben, die Spielvorbereitung unter Kovac sei "wie bei Ancelotti" - das sei keineswegs als Kompliment gemeint. Der Italiener wurde im September 2017 geschasst, zuvor hatte sich der 59-Jährige mit zahlreichen Bayern-Spielern überworfen. Der Vorwurf: Das Training sei insgesamt zu lasch, die Ansprache vor den Spielen sei plump gewesen.