Selke - in dieser Form ein Mann für Löw
Von Guido Müller
Wer Davie Selke (24) in den Jugend-Nationalmannschaften des DFB gesehen hat, und sich den aktuellen Mangel im deutschen Fußball an klassischen Neunern vergegenwärtigt, kommt eigentlich nicht drumherum, Jogi Löw (59) zu "empfehlen", den Hertha-Stürmer doch mal für eines der nächsten Länderspiele einzuladen. Für Hertha-Manager Michael Preetz (51) ist das eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.
Beim furiosen Auftritt der Alten Dame in Mönchengladbach (3:0) sah Trainer Pal Dardai (42) "das beste Auswärtsspiel" seiner Amtszeit. Und der Ungar ist bereits seit nunmehr drei Jahren der Chefcoach des Hauptstadt-Klubs. Ein Spieler hatte wesentlichen Anteil an diesem ersten Hertha-Sieg bei den Gladbachern seit über zehn Jahren: eben dieser Davie Selke.
Letztmalig gewannen die Berliner im September 2008 bei den Fohlen. Da war Selke noch nicht mal ein aufstrebendes Talent, sondern ein Kind, das gerne Fußball spielte. Eine Dekade später ist aus dem hochaufgeschossenen (1,94 Meter) und schlaksigen Spieler, der für seine Körpergröße eine erstaunliche Behändigkeit, gepaart mit einer ihm ebenfalls nicht zugetrauten Schnelligkeit, aufweist, eine echte Alternative für die A-Nationalmannschaft geworden.
Sein Vorgesetzter bei der Hertha, Michael Preetz, sieht in ihm die mögliche Lösung für das vielkommentierte Stürmerproblem in Fußball-Deutschland. Zuletzt durften sich mit Nils Petersen (30) oder Mark Uth (27) Spieler in Löws Garde beweisen, deren fußballerischen Qualitäten die des Davie Selke sicherlich in nichts nachstehen. Preetz gegenüber der Bild: "Es ist nur eine Frage der Zeit."
Freilich ist der gebürtige Düsseldorfer klug genug, noch ein "wenn er diese Top-Leistung dauerhaft abrufen kann" hinterherzuschieben. Es soll ja vorbei sein mit den Lobhudeleien für Spieler, die gerade mal drei, vier überzeugende Auftritte hingelegt haben, und schon in den Dunstkreis der Nationalmannschaft gelobt werden.
Doch genau so sieht es aus: der kicker attestierte dem Stürmer die Leistungs-Note 1, was in dem Fachblatt nun auch nicht so oft vorkommt. Sollte Selke, eines der seit langem beschworenen großen Talente im deutschen Fußball, diese Saison endlich den Durchbruch zum gestandenen Bundesliga-Stürmer schaffen, kann man tatsächlich davon ausgehen, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis er endlich den langerwarteten Anruf des Bundestrainers erhält.