Rani Khedira legt die Gründe für Augsburgs Fall schonungslos offen
Von Guido Müller
Im Oktober 2018 gewann der FC Augsburg sein letztes Bundesligaspiel. Ein 2:1- Sieg in Hannover. Seitdem gab es acht Niederlagen bei nur einem Unentschieden. Ganz klar: die Fuggerstädter befinden sich seit Monaten in einer schweren Ergebniskrise. Einer der Stammkräfte, Rani Khedira, benennt jetzt schonungslos Ross und Reiter. Manche Aussagen von ihm werfen ein überraschendes Licht auf die vermeintliche Professionalität des Kaders.
Auch beim Rückrunden-Auftakt zuhause gegen Fortuna Düsseldorf setzte es wieder eine Niederlage. Trotz passabler Leistung und Chancenplus: am Ende jubelten die Gäste vom Rhein. Rani Khedira konnte das Spiel aufgrund einer Gelbsperre nur von der Tribüne aus verfolgen. Was er sah, stimmt ihn - trotz des Resultats - optimistisch. Gegenüber dem kicker urteilte er: "Düsseldorf konnte zulegen, wir nicht."
Und das habe mehr was mit mentalen Dingen zu tun gehabt, denn mit fußballerischem Unvermögen. "Wenn du jedem Ball bedingungslos hinterherjagst, machst du unnötige Laufwege. Wir sind sehr fit, es geht vielmehr um Cleverness", so der Abwehrspieler. Deshalb sieht der 24-Jährige auch keinen Grund, in Panik zu verfallen. "Auch wenn es sich gerade dumm anhört: Wir sind auf einem ordentlichen Weg und haben in der Winterpause an ein paar Stellschrauben gedreht. Das müssen wir auf dem Platz mit Konsequenz leben, dann werden wir wieder punkten."
Die angesprochenen "Stellschrauben", das waren für den Deutsch-Tunesier vor allem Disziplinlosigkeiten wie wiederholte Verspätungen: "Es kam ein Schlendrian rein. Das Zuspätkommen hat zugenommen. Es kam das ein oder andere Mal zu oft vor, und es wurde vielleicht nicht in aller Deutlichkeit klargemacht, dass Disziplin beim FC Augsburg ein hohes Gut ist." Bei diesen Worten muss man unwillkürlich an Caiuby denken, dessen Eskapaden die Klub-Verantwortlichen schon seit längerem beschäftigen.
Caiuby sorgt nicht zum ersten Mal für Ärger beim FCA
Jedoch: Aufgrund der sehr allgemein formulierten Worte, lässt sich erahnen, dass es eben nicht nur Caiuby war, der vom rechten Pfad etwas abgekommen war. Vielleicht waren die Lobeshymnen um den Verein nach der vergangenen Saison etwas zu viel des Guten für den einen oder anderen Spieler im Kader. Sehr souverän wurde der Nicht-Abstieg im vergangenen Jahr schon frühzeitig eingetütet. Vor Beginn der aktuellen Spielzeit traute man sich sogar, von höheren Zielen zu sprechen. Doch mittlerweile ist man in der harten Realität angekommen. Auch dieses Jahr wird es nur darum gehen, die Klasse zu halten.
Ob das dann noch mit Caiuby sein wird, ist mehr als zweifelhaft. Angesprochen auf seinen brasilianischen Kollegen, räumt auch Khedira ein: "Wir wollen wie die Führungsetage mit Caiuby sprechen, wenn er zurück ist. Fakt ist, dass er zum zweiten Mal in dieser Saison fehlt, diesmal ist er entschuldigt. Ich schätze ihn als Menschen und als Spieler. Aber die Mannschaft steht über allem." Klingt wahrhaftig nicht so, als ob beide Parteien nochmal zueinander finden.