Nächster Rassismus-Eklat in Italien: Ancelotti droht künftig mit Spielabbruch!

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Carlo Ancelotti (59) ist nicht unbedingt als Lautsprecher bekannt. In seinen Jahren als Trainer, ob bei Juventus Turin, AC Mailand, Chelsea, PSG, Real Madrid, Bayern München oder jetzt SSC Neapel, zeichnete den Übungsleiter eine wohltuende Ruhe und Besonnenheit in all seinen Statements aus.

Umso deutlicher erkennt man zwischen den Zeilen die Erregung, die ihn umgetrieben haben muss, als es beim Gastspiel der Partenopei bei Inter Mailand wieder einmal zu bedauernswerten rassistischen Ausfällen eines Teils der Inter-Anhängerschaft kam. Mit Affengeräuschen, Pfiffen und Schmähungen war der 27-jährige senegalesische Nationalspieler (mit französischem Pass) Kalidou Koulibaly bei fast jeder seiner Aktionen bedacht worden.

Inter gewann das Topspiel der ​Serie A mit 1:0 durch einen Treffer von Lautaro Martinez in der Nachspielzeit. Koulibaly war da schon in der Kabine - der Schiedsrichter hatte in rund zehn Minuten zuvor mit einer Roten Karte vom Platz gestellt. Der Abwehrspieler klatschte hämisch nach einem Foul - die Affengeräusche ertönten da schon laut und deutlich durch das San Siro.

Dreimal, so Ancelotti, habe er sich beim vierten Offiziellen beschwert, dreimal wurde die in solchen Fällen obligatorische Stadiondurchsage getätigt - dreimal blieb die Wirkung aus. Grund genug für den Trainer, mal laut nachzudenken: "Vielleicht müssen wir das in die eigene Hand nehmen und beim nächsten Mal das Spiel selbst stoppen."

Kevin-Prince Boateng als Vorbild

Ja, vielleicht muss es erst soweit kommen. Wäre aber auch dann leider nicht das erste Mal. Der Fall des Kevin-Prince Boateng, der bei einem Freundschaftsspiel seines damaligen Klubs AC Mailand beim italienischen Viertligisten Pro Patria (was soviel heißt wie "Für das Vaterland") nach permanenten Beleidigungen und rassistischen Ausfälligkeiten in der 26. Minute sich das Trikot vom Leib streifte und die Kabine ging, gefolgt von seinen Teamkollegen, ist uns auch in Deutschland noch in guter Erinnerung. Doch ging es damals nicht um Punkte. Andererseits sollte man in einer so bedeutsamen Frage, wie dem Kampf gegen den Rassismus, es eigentlich nicht davon abhängig machen, ob man drei Punkte mehr oder weniger auf dem Liga-Punktekonto hat.

Manche Dinge sind nicht verhandelbar. Der Rassismus, respektive die völlige Ablehnung desselben, gehört mit Sicherheit dazu. Und in diese Richtung scheint denn auch Carlo Ancelotti zu denken, wenn er vorausblickt und sagt: "Vielleicht verwirken wir das Spiel, wenn wir vom Platz gehen. Aber darauf sind wir vorbereitet. Es ist nicht gut für den italienischen Fußball, das zu sehen."

Recht hat er, der Mann. Und bevor irgendjemand jetzt mit dem Finger auf die bösen Italiener zeigt, sei allen nochmal gesagt: Rassismus ist (leider, leider) immer noch ein gesamteuropäisches (wenn nicht gar weltweites) Problem. In manchen Ländern mehr, in anderen vielleicht weniger - aber kein einziges Land in Europa ist frei von dieser Schande. Vielleicht braucht es noch einer weiteren Generation, bis es soweit ist, dass ein Spieler ob seiner Fähigkeiten und Talente bewertet wird, und nicht seiner Hautfarbe wegen. Eine starke, unnachgiebige Haltung aller im Fußball Verantwortlichen könnte auf dem Weg dahin schon ein erster großer Schritt sein.