Top 5 der Bayern-PK: Was Hoeneß und Co. eigentlich sagen wollten

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Die gestrige Pressekonferenz  des FC Bayern München ist DAS aktuelle Thema in Fußball-Deutschland. Eine halbe Stunde nahmen sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidžić, um unzensiert und zeitweise wohl auch etwas unbedacht alle angestauten Meinungen und Emotionen bezüglich der medialen Berichterstattung über Spieler und den Verein zu verbalisieren. 

Was bei dem Sturm aus Tiraden leider etwas zu kurz kam, war die eigentliche Aussage. Wer einmal zu lange über den letzten Vorwurf Rummenigges schmunzelte, hatte den nächsten Angriff auf einen BILD-Journalisten fast verpasst. Mit "lösungsorientiert" hatte der gesamte Auftritt ohnehin wenig zu tun. 

Dennoch sprachen die Bayern-Bosse auch einige wenige Punkte an, die zumindest im Grundgedanken nicht verkehrt sind. Wir haben für euch mal genau hingehört und die fünf inhaltlichen Hauptaussagen des Münchner Trios aufgelistet.

1. Die Würde der Spieler

Der Hauptgrund für die Pressekonferenz war laut Rummenigge die "Abrechnung mit einzelnen Spielern". Sicher holte der Vortstandsvorsitzende weit aus, als er Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes heranzog, um sein Argument zu unterstreichen, aber einen wahren Kern hat seine Ansprache. 

Tatsächlich wird der Misserfolg von Vereinen zumeist an einzelnen Personen festgemacht, denen dabei manches Mal Unrecht getan wird. Auch die von den Bayern-Bossen angesprochene Sprunghaftigkeit in der Berichterstattung, bei der nur in Extremen gedacht werde, ist nicht aus der Luft gegriffen. In Zeiten, in denen journalistischer Erfolg von generiertem Traffic abhängig ist, wird viel vermeintlich durch hohe Klickzahlen legitimiert. 

Auch Uli Hoeneß lag nicht falsch, als er seine Befürchtung äußerte, Spieler würden ihr wertvolles Selbstvertrauen verlieren, das seiner Meinung nach immerhin "mehr als 50%" des Fußballgeschäfts ausmacht. Solch gesunden Forderungen jedoch eine Abrechnung mit einem ganz bestimmten Spieler folgen zu lassen, ist ein Zeugnis von Bigotterie. 

2. Ehre, wem Ehre gebührt

"Die Polemik kennt keine Grenzen mehr!" - Das sagte Rummenigge bezüglich Personen-fixierter Kritik. Insbesondere er und Hoeneß setzten sich im Folgenden dafür ein, dass gerade verdiente Akteure in schlechten Zeiten nicht gleich zu Sündenböcken verkommen. Hervorgehoben wurden hierbei neben den Innenverteidigern Jerome Boateng und Mats Hummels auch das Duo "Robbery", der Bundestrainer Joachim Löw und der zuletzt oft gescholtene National- und Bayern-Torhüter Manuel Neuer. Gerade bei Letzterem wurden die Chefs des Rekordmeisters nicht müde, zu betonen, was für einen revolutionären Einfluss er auf die Entwicklung seiner Spielposition hat und hatte. Auch sei es falsch, anhand einer kleinen negativen Stichprobe vernichtende Urteile zu fällen. 

Damit haben Rummenigge und sein Präsident Recht. Die genannten Personen - auch Champions-League-Sieger Ribéry und Robben - stehen allesamt für eine der erfolgreichsten Perioden des internationalen deutschen Fußballs. Das wird von erfolgsverwöhnten Fans der Bayern und der Nationalmannschaft manchmal zu schnell vergessen. 

3. "Es wird nur noch gedealt!"

Dass Medienanstalten, Verleger und Journalisten Abkommen mit Beratern und deren Spielern machen, ist für Karl-Heinz Rummenigge nicht weniger als "das Schlimmste an der heutigen Medienlandschaft". Nur noch so funktioniere Journalismus. Interna würden gegen wohlwollende Kritik getauscht - so kämen Zeitungen an pikante Details und Spieler würden sich vor teils dann ja doch berechtigter Kritik verstecken. 

Auch hier spricht der Vorsitzende einen relevanten Punkt an, denn mediale Gewalt liegt, bei aller Häme die die Fußballprofis nach schlechten Leistungen einstecken müssen, immer mehr auch in der Hand der Sportler und ihrer Manager. So entwickelt sich ein Trend, der es erlaubt, dass Spieler durch Trainings-Boykott und den dadurch entstehenden Medien-Rummel Wechsel erwirken, ja sogar den Ruf eines ganzen Vereins nachhaltig zu schädigen versuchen. Hier sind die Bayern nicht einmal das prominenteste Beispiel in der Bundesliga - fragen Sie mal in Dortmund nach!

4. Keine Symbolpolitik

Doch nicht nur die beiden Altvorderen hatten Herzensangelegenheiten, die sie äußern wollten, auch Sportdirektor Hasan Salihamidžić richtete einige scharfe Worte in Richtung derer, die seine öffentliche Führungspolitik kritisiert hatten. Der Tenor: Nur weil ihr es nicht mitbekommt, heißt das nicht, dass ich nicht durchgreife. "Meine Arbeit wird nicht nach Schlagzeilen oder öffentlichen Machtwörtern bezahlt", so der langjährige Bayern-Spieler, der fest davon überzeugt ist, dass man eine Mannschaft "nicht mit Symbolpolitik" führen kann. 

Salihamidžićs Worte sind eine Erinnerung daran, dass der Fußball tatsächlich in gewisser Weise zu einem Medienzirkus verkommen ist, in dem alle immer alles vor Kameras sagen, um bloß nicht von Gerüchten und Halbwahrheiten heimgesucht zu werden. Es hat auch mit der Sensations-Gier der Journalisten zu tun, wenn "Brazzo" das Bundesliga-Geschäft mit dem Dschungelcamp vergleicht. Er jedoch möchte nicht mit, möchte "nicht öffentlich Küsschen geben", um eine harmonische Fassade aufrecht zu erhalten. Und ist ein Kompliment nicht tatsächlich von Angesicht zu Angesicht viel schöner?

5. Mia san mehr!

Während vor allen Dingen die Unzufriedenheit aus den Aussagen und Gesichtern der drei FCB-Verantwortlichen zu lesen war, spielt noch ein anderer Faktor eine nicht zu unterschätzende Rolle: Angst. Angst vor der ungewohnten Situation, nicht erster zu sein. Angst vor Spott, vor Hohn, vor Zwietracht auch innerhalb des Vereins. Angst, dass als Folge des Misserfolgs der Bundesliga-Mannschaft ein lange unzerstörbar scheinendes Fundament zu bröckeln beginnt. Es klingt wie eine Kampfansage, wenn ein Sportdirektor seinen Verein mit allen Mitteln zu verteidigen gelobt. Letztendlich saßen auf dem Podium am Freitag jedoch drei verzweifelte Vereins-Väter, die Angst um ihre Familie haben. 

So lächerlich das klingen mag, so löblich ist es im Letzten. Denn der FC Bayern ist ein Klub, der sich bei allen herumschwirrenden Millionen-Gehältern auf eine familiäre Atmosphäre berufen will. Die gestrige Aktion zeigt nicht nur, dass der Bayern-Vorstand weiß, wie man mit Hyperbeln und persönlichen Angriffen um sich schmeißt, sondern auch dass er verstanden hat, dass von der aktuellen Situation mehr abhängt als die Meisterschaft - dass der FC Bayern München weit mehr sein sollte und ist als der Erfolg der ersten Mannschaft.