Kommentar: Kovac rotiert weiter und bringt die Bayern aus dem Gleichgewicht

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Noch vor einer Woche sah alles danach aus, als ob der  auch in dieser Saison nur so durch die Liga pflügen würde und einer erneut ungefährdeten Titelverteidigung entgegen eilt. Doch nach zwei sieglosen Spielen in Folge mussten die Münchener die Tabellenführung an den wiedererstarkten BVB abgeben. Dabei bewies auch Trainer Niko Kovac zuletzt nicht immer ein glückliches Händchen.

Man sagt ja immer, Bayern-Trainer zu sein wäre gleichzeitig der leichteste und der schwerste Job in der Bundesliga. Nachdem der neue Cheftrainer in den ersten Wochen von Erfolg zu Erfolg eilte, musste er nun die ersten Rückschläge hinnehmen. Dabei setzte der Kroate auf das Rotationsprinzip. Eine in der Vergangenheit bewährte Methode, die gerade bei einem nur so mit Stars gespickten Kader wie den Bayern sinnvoll ist, um alle Spieler bei Laune zu halten.

Mit den Leistungen seiner Mannschaft konnte Niko Kovac zuletzt nicht zufrieden sein

Doch die Rotation ist auch immer ein Tanz auf der Rasierklinge, schließlich ist es nicht einfach, trotz vieler Wechsel die Balance innerhalb einer Mannschaft aufrecht zu erhalten. Nicht nur Experten wie der ehemalige Bayern-Kapitän Stefan Effenberg zeigten sich daher zuletzt kritisch gegenüber dem Wechselspiel bei den Bayern. 

Dabei fiel zuletzt auf, dass der neue Coach nicht nur auf punktuelle Wechsel setzt, sondern oftmals gleich an mehreren Stellschrauben dreht. Der Vorteil einer solchen Herangehensweise ist, dass viele Spieler innerhalb des Kaders Wettkampfpraxis sammeln können. Der Nachteil hingegen, dass sich Mechanismen innerhalb der Mannschaft so nur schleppend entwickeln können.

Eingespielte Mannschaften wie der FC Augsburg oder Hertha BSC können von den so entstehenden Abstimmungsproblemen profitieren und gegen die eigentlich übermächtigen Bayern etwas Zählbares mitnehmen. Eine gute Mannschaft ist schließlich weit mehr als die Summe aller Einzelteile. 

Von allen Spielern im Kader der Bayern spielten bislang lediglich Torhüter Manuel Neuer und Rechtsverteidiger ​Joshua Kimmich in jeder Partie durch. Im Gegensatz zu den meisten Bundesligavereinen wechseln die Bayern auch in der Innenverteidigung kräftig durch und so verpasste jeder zentrale Mittelfeldspieler von neun Pflichtspielen bislang mindestens drei. Ein eingespieltes Duo in der Abwehrzentrale kann so nur schwer enstehen.

Noch auffälliger wird das Rotationsprinzip des deutschen Rekordmeisters im zentralen Mittelfeld, wo Thiago mit 645 Spielminuten noch der Dauerläufer ist. Javi Matinez hingegen hat bislang lediglich 456 Minuten auf dem Tacho. James Rodriguez, Renato Sanches und Leon Goretzka nochmals deutlich weniger.

Mit Corentin Tolisso fällt darüberhinaus ohnehin ein weiterer potenzieller Stammspieler verletzungsbedingt aus. Beim Spiel gegen Augsburg brachte Kovac seine Mannschaft zudem noch durch den Einsatz von Goretzka auf der linken Seite ins Ungleichgewicht, einer Position die dem Ex-Schalker nicht unbedingt liegt.

So lässt sich nach dem sechsten Spieltag in der Bundesliga festhalten, dass auch der FC Bayern München unter dem neuen Trainer noch in der Findungsphase ist. Allzu dramatisch sollte man die Situation aber dennoch nicht sehen, schließlich wird auch der 46-jährige Fußballlehrer die Lehren aus der letzten Woche ziehen. Spielerisch machte die Mannschaft in einigen Partien zudem bereits einen sehr guten Eindruck und bei der richtigen Mischung in der Startelf ist den Bayern auch in dieser Saison zweifelsohne eine Menge zuzutrauen.