Kleiner Kader um jeden Preis - Rigoroser Hütter nimmt die Zügel in die Hand
Eintracht Frankfurts neuer Trainer Adi Hütter hat im Zuge der Verkleinerung des Kaders heute angekündigt, dass drei weitere Spieler in die sogenannte "Trainingsgruppe 2" degradiert werden und die Eintracht verlassen können. Dabei trifft es mit dem Mexikaner Marco Fabian und Innenverteidiger Simon Falette auch zwei etablierte Spieler der Pokalsieger-Mannschaft der letzten Saison. So schafft sich Neu-Trainer Hütter selbst eine Angriffsfläche für Kritik und bringt außerdem die Verantwortlichen der SGE in finanzielle Schwierigkeiten.
Denn durch die Praxis kurzfristig und gewissermaßen mit der Brechstange den aufgeblähten Kader zu verkleinern, indem man einzelne Spieler in eine separate Trainingsgruppe beordert, sinken die Ablöseangebote für diese degradierten Spieler - die den Verein schließlich verlassen sollen - dramatisch. Es ist nicht realistisch, dass interessierte Klubs noch dieselben Summen bieten, wenn so offensichtlich ist, dass der Trainer der Eintracht in keiner Weise mehr mit den Spielern plant, nicht einmal mehr mit ihnen arbeiten will. SGE-Sportvorstand Fredi Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner dürften deshalb alles andere als begeistert über Hütters Entscheidung sein, Akteure wie die Nationalspieler Fabian, Falette und Hrgota in eine Trainingsgruppe 2 zu beordern.
Während allgemein unstrittig ist, dass der Frankfurter Kader nach acht Neuzugängen und mit aktuell 36 Profis deutlich zu groß ist, erscheint auch das Schema, nach denen die bislang sieben Spieler aussortiert wurden, als fragwürdig. Denn während bei Spielern wie dem schwedischen Stürmer Branimir Hrgota oder dem ehemaligen U21-Nationalspieler Marc Stendera naheliegend ist, dass sie die Eintracht verlassen, nachdem sie die Chance bekamen und sich aus verschiedenen Gründen nicht durchsetzen konnten, ist dies bei anderen Spielern der neuen Trainingsgruppe 2 schon kritischer zu sehen.
Zum einen wäre da das 20-jährige Mittelfeldtalent Marijan Cavar. Der Bosnier kam erst im Januar diesen Jahres zur Eintracht und machte seitdem erst ein einziges Pflichtspiel für die Profis. Warum man einen 20-jährigen Spieler, der erst seit einem halben Jahr zum Verein gehört, in eine zweite Trainingsgruppe abschiebt, statt Cavar beispielsweise bei der U19 mittrainieren zu lassen und eine Leihe anzustreben, ist von außen nicht nachzuvollziehen. Gleiches gilt für den 19-jährigen Nachwuchsstürmer Nelson Mandela Mbouhom, der seit 2013 für die Jugend der SGE spielt und erst im letzten Jahr zu den Profis aufstieg. Auch der 22-jährige Japaner Daichi Kamada kam erst im vergangenen Sommer nach Frankfurt und seitdem zu nur vier Einsätzen. Während nachvollziehbar ist, dass diese jungen Spieler auf ihrer Position keine Chance auf Spielzeit bei den Profis haben, scheint der Umgang sehr hart, weil ihnen die Möglichkeit genommen wird sich zu beweisen.
Ähnlich verhält es sich mit den etablierten Spielern Marco Fabian und Simon Falette. Der 26-jährige Innenverteidiger Falette war in der vergangenen Saison nach Makoto Hasebe und David Abraham der Verteidiger mit den drittmeisten Spielminuten. Dass noch ein Innenverteidiger gehen soll, nachdem man für fünf Millionen Euro das 18-jährige Talent Evan N'Dicka holte und Hütter bevorzugt mit einer Viererkette spielen will, ist nachvollziehbar - ein Grund, Falette in eine individuelle Trainingsgruppe zu schicken, ist dies jedoch nicht.
Mit dem 29-jährigen Marco Fabian konnte sich der Verein offenbar nicht über eine Vertragsverlängerung einigen, weshalb der mexikanische Nationalspieler sich mit einem Jahr Restvertrag nun einen neuen Klub suchen darf. Auch hier ist nachvollziehbar, dass man Fabian keinen verbessertes Vertragsangebot unterbreiten wollte, nachdem der offensive Mittelfeldspieler eine schwache letzte Saison spielte. Dennoch handelt es sich auch bei Fabian um einen verdienten Spieler, der seit 2016 49 Spiele für die Eintracht machte und noch während der Zeit des Klassenerhalts und des ersten Pokalfinals unter Ex-Trainer Niko Kovac Leistungsträger war.
Insgesamt kreiert sich der neue Trainer Adi Hütter durch die Trainingsgruppe 2 eine neue Baustelle, statt die Zeit bis zum Ende der Transferperiode besser zu überbrücken. Sollten beispielsweise auf Positionen Neuzugänge nicht funktionieren oder sich Leistungsträger verletzten, wo Spieler wie Falette oder Fabian geholfen hätten, dürfte es für Art und Weise des Umgangs deutliche Kritik geben. Denn es ist im Nachhinein nicht davon auszugehen, dass diese Spieler noch eine große Motivation haben, für den Trainer zu spielen, der sie zuvor gar nicht mehr im Kader wollte.