Nach großer Transferoffensive - Die kleinen Baustellen im Kader des VfB
Nachdem sich Michael Reschke Ende Januar 2018 von Hannes Wolf trennte, der bei Fans des VfB Stuttgart einen hohen Stellenwert hatte, und als Lösung den kritisch beäugten Tayfun Korkut präsentierte, dachte so mancher Beobachter, dass die Zeit des 60-Jährigen bei den Schwaben womöglich bald enden könnte. Doch allen Unkenrufen zum Trotz erwies sich der Trainertausch als ein echter Glücksgriff. Auch in der Kaderplanung für die kommende Saison konnten die Stuttgarter zuletzt mit einigen spektakulären Verpflichtungen punkten, auch wenn noch ein paar Feinjustierungen sinnvoll wären.
Mit der Verpflichtung der beiden jungen Außenverteidiger Pablo Maffeo und Borna Sosa konnte der VfB eine wichtige Lücke im Kader stopfen. Zuvor hatten die beiden Routiniers Emiliano Inusa und Andreas Beck zwar zumeist gute Arbeit verrichtet, ohne einen munteren Konkurrenzkampf wäre man aber von der Konstanz der Beiden weiterhin zu sehr abhängig gewesen. Leidtragender dieser Situation dürfte lediglich Matthias Zimmermann sein, der aber angeblich kurz vor einem Wechsel zu Fortuna Düsseldorf steht. Auf den Außenbahnen ist der Traditionsverein also gut aufgestellt.
Auch in der Innenverteidigung steht man nach der Verpflichtung von Marc-Oliver Kempf und der Vertragsverlängerung von Holger Badstuber sehr gut da. Selbst ein vorzeitiger Abgang von Shootingstar Benjamin Pavard wäre dadurch zwar schmerzhaft, aber durchaus aufzufangen. Zudem ergibt sich aus dem Überangebot an fähigen Innenverteidigern die Option, mit einer Dreierkette zu spielen.
Ein kleine Baustelle könnte sich auf der Postition des Ersatztorhüters auftun. Zwar verlängerte man vor wenigen Wochen mit Jens Grahl, die eigentliche Nummer zwei Alexander Meyer zog sich aber vor kurzem eine Teilruptur des Kreuzbandes zu und fällt monatelang aus. Diese Baustelle stopfte der VfB aber bereits mit Florian Kastenmeier, der von der zweiten Mannschaft hochgezogen wurde. Eine weitere Verstärkung scheint aktuell nicht vorgesehen zu sein. Zieht sich die klare Nummer eins Ron-Robert Zieler jedoch eine Verletzung zu, könnte dies zu einem Problem werden.
Im zentralen Mittelfeld sind die Schwaben auch gut besetzt und konnten mit Gonzalo Castro einen erfahrenen Spieler dazu gewinnen. Der ehemalige Dortmunder dürfte mit Dennis Aogo um einen Platz neben Santiago Ascacibar streiten. Auch Kapitän Christian Gentner und Orel Mangala sind hier Optionen. Auf der linken Außenbahn dürfte Erik Thommy weiterhin gesetzt sein. Neuzugang Nicolas Gonzalez ist zwar eigentlich ein gelernter Stürmer, kann aber auch auf dem linken Flügel spielen. Zudem kann auch Rückkehrer Daniel Didavi variabel eingesetzt werden. Ein weiterer Flügelspieler auf der linken Seite ist somit nicht nötig.
Auf der rechten Seite konnte Christian Gentner in der Rückrunde komplett überzeugen. Auch auf dieser Position stehen mit Chadrac Akolo und erneut Daniel Didavi weitere Alternativen parat. Seine größten Qualitäten kann der ehemalige Wolfsburger Didavi aber eigentlich in einer zentraleren Position entfalten. Somit wäre ein 4-2-3-1-System ebenfalls eine gute Option für Trainer Tayfun Korkut. Bleiben die Schwaben jedoch bei ihrem 4-4-2-System, könnte es auch mehr als sinnvoll sein, Carlos Mane erneut von Sporting Lissabon auszuleihen. Ob dieser Deal aber noch realisiert werden kann, darf bezweifelt werden. Youngster David Kopacz könnte an die zweite Mannschaft weitergeleitet werden, um dort Spielpraxis zu sammeln. Auch Berkay Özcan könnte es angesichts der Konkurrenz schwer haben, wäre aber lediglich eine Option für eine Ausleihe.
In der Sturmspitze gaben die Stuttgarter mit Daniel Ginczek einen Stammspieler ab. Nicolas Gonzalez ist ein anderer Spielertyp als der wuchtige Deutsche und bringt somit andere Qualitäten mit. Auch Anastasios Donis lebt von seiner großen Geschwindigkeit. Ob einer der beiden neben Gomez als Sturmtank funktionieren kann, muss noch abgewartet werden. Denkbar wäre somit zumindest die Verpflichtung eines weiteren Spielers, dessen Spielstil dem von Gomez mehr ähnelt, oder eben ein Wechsel auf eine taktische Anordnung mit nur einem echten Stürmer. Ein Ausfall von Gomez wäre aber so oder so ein echtes Problem.
Unterm Strich muss man jedoch festhalten, dass sich der Kader der Stuttgarter auf dem Papier sehr gut liest. Acht Neuzugänge, viele mit Option auf einen Stammplatz, und vor allem der Abgang von Ginczek bedeuten jedoch auch, dass sich einzelne Mechanismen erst wieder entwickeln müssen. Eine Bestätigung der starken letzten Saison ist jedoch absolut im Bereich des Möglichen, auch wenn die zweite Saison nach einem Aufstieg oftmals tückisch ist.