Die Bayern vor dem Pokalfinale: Eine Saison zwischen Versöhnung und Enttäuschung?

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Der FC Bayern steht nach dem unwürdigen letzten Bundesligaspiel gegen Stuttgart vor dem Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt unter Druck. Das Finale in Berlin wird darüber entscheiden, ob das Jahr für die Bayern versöhnlich endet, oder ob man auf die Saison 2017/18 als eine Enttäuschung zurückblicken wird.


Bisher war es eine Saison der vielen Extreme für den FC Bayern: Nach dem schlechten Saisonstart unter Ex-Trainer Ancelotti, der seinen Tiefpunkt in der 0:3 Champions-League-Niederlage gegen Paris Saint-Germain fand, übernahm Vereinslegende und Fanliebling Jupp Heynckes wieder einmal das Steuer und führte die Bayern mit 15 Siegen aus den folgenden 16 Bundesligaspielen souverän zurück an die Spitze der Liga.

In der Champions League gelangen sieben Siege in Serie und man blieb nach der Übernahme von Heynckes bis zum Halbfinale gegen Real Madrid ungeschlagen. Doch dort folgte der nächste Rückschlag: Trotz zweier starker Spiele gegen den amtierenden Champion schied man im fünften Jahr in Folge gegen eine spanische Mannschaft aus - viermal davon im Halbfinale, und bereits zum dritten Mal seit dem eigenen Champions-League-Sieg 2013 war Real Madrid für die Bayern nicht zu bezwingen.

Nun könnte man meinen, dass ein verlorenes CL-Halbfinale gegen Real Madrid den besten Mannschaften passieren könne, allerdings festigt sich in den letzten Jahren das Bild, dass die Bayern zwar zur internationalen Spitzengruppe der besten Mannschaften gehören, es aber in den direkten Duellen gegen die anderen Titelanwärter nicht mehr ganz reicht. Nachdem man in den vorherigen K.o.-Runden mit Besiktas Istanbul und dem FC Sevilla machbare Gegner besiegte, konnte man in den zwei Spielen gegen Real wieder nicht gewinnen.

Auch deshalb ist das Pokalfinale am Samstag so wichtig, um dem nationalen Anspruch der dominierenden deutschen Mannschaft gerecht zu werden. Denn wie auch in den vergangenen Jahren tippte vor der Saison wieder ein Großteil der Bundesliga-Trainer auf die Bayern als Meister - und angesichts der Unterschiede in den Spieleretats zwischen Bayern München und dem Rest der Liga wäre alles andere auch nur als klare Niederlage für die Münchener zu bezeichnen.

Dennoch hat der Pokal seine eigenen Gesetze und Frankfurt vor allem in der Hinrunde und im DFB-Pokal eine starke Saison gespielt. Darüber hinaus verspricht die Konstellation von Niko Kovac als jetzigem Eintracht- und künftigem Bayern-Trainer zusätzliche Spannung. Es ist zu erwarten, dass sich die Frankfurter wie im Halbfinale auf Schalke oder im letztjährigen Pokalfinale gegen Dortmund wieder sehr gut verkaufen werden, um dem Favoriten mit einer couragierten Leistung den Sieg streitig zu machen.

Die Extramotivation der Frankfurter gegen Bayern

Vor dem Finale in Berlin sind zwischen den beiden Mannschaften verschiedene Stimmungslagen und Motivationen für das Spiel erkennbar: Die Bayern haben den Bundesligaabschluss verpatzt und Zuhause mit 1:4 gegen den VfB Stuttgart verloren. Deshalb werden die Münchener versuchen, ihrem Trainer Jupp Heynckes ein gelungenes letztes Spieler seiner Karriere mit einem Finalsieg und so einem weiteren Titel zu bereiten. Außerdem könnte man die bittere Champions-League-Niederlage gegen Real aus den Köpfen bekommen, und im Falle der Nationalspieler mit einem Erfolgserlebnis zur WM reisen.

Frankfurt hingegen hat in den letzten Wochen, abgesehen vom Pokalhalbfinale gegen Schalke 04, eine schwache Form gezeigt und in der Bundesliga durch fünf Niederlagen in den letzten sieben Saisonspielen noch die Teilnahme am internationalen Wettbewerb verspielt. Am 28. Spieltag stand die Eintracht noch auf Champions-League-Platz 4 und ist im letzten Moment doch noch ganz aus den Europapokalrängen gefallen.

Während die Frankfurter drei Spieltage vor Schluss in München, als es für diese in der Liga um nichts mehr ging, gegen eine bayrische B-Elf mit 1:4 verloren, konnte der VfB Stuttgart am letzten Spieltag gegen einen ganz schwach auftretenden FC Bayern auch durch eine starke eigene Leistung mit 4:1 gewinnen und sich so noch an der Eintracht vorbei auf Platz 7 schieben.

Allerdings könnte dieser Umstand auch einige Extra-Motivation für die Frankfurter liefern. Denn neben der Posse rund um die Verpflichtung von Niko Kovac als neuem Bayern-Trainer, als dieser Gespräche mit dem FC Bayern nicht gegenüber der Eintracht kommuniziert hatte und eine Ausstiegsklausel nutzte, um zu den Bayern zu gehen, könnte die peinliche Leistung der Münchener am letzten Spieltag gegen einen direkten Frankfurter Konkurrenten um die Europa League für weiteren Ansporn sorgen, gegen den Rekordmeister im Finale alles rein zu werfen.

Nachdem sich Frankfurts Manager Fredi Bobic bereits im April mit klaren Worten zum Wechsel seines Freundes Kovac geäußert hatte, spielte die Eintracht seit der Verkündung des Trainerwechsels unter ihren Möglichkeiten. So könnte die Frankfurter Mannschaft nun auch aufgrund des Spiels der Bayern gegen Stuttgart darauf aus sein, im Finale Revanche zu üben. Schließlich würde ein Frankfurter Pokalsieg die Arbeit von Kovac krönen und sich die Eintracht so doch noch für die Teilnahme an der Europa League qualifizieren.

Das Double zum Abschluss? 

Sollten die Bayern den Pokal gewinnen und das Double holen, würde man das erneute Halbfinal-Aus gegen Real Madrid bei Mannschaft und Öffentlichkeit zwar nicht vergessen machen, könnte sich und die Fans aber mit einer Saison versöhnen, die unter Ancelotti unterirdisch begonnen hatte, wo jeder Bayern-Fan ein Double sofort unterschrieben hätte. Außerdem würde Jupp Heynckes seine lange und erfolgreiche Trainer-Karriere so mit dem Double angemessen abrunden.

Denn am Ende sind die Bayern zwar wieder einmal überlegen Meister geworden, allerdings ist es erst ein paar Monate her, dass man in der Bundesliga fünf Punkte hinter dem BVB lag und in der Königsklasse gegen ein aufstrebendes PSG chancenlos war. Die Frankfurter werden heiß darauf sein, den Bayern im Finale einen Strich durch die Rechnung zu machen, sodass der FC Bayern wie im letzten Jahr "nur" einen Titel sein Eigen nennen könnte.

So wird der Ausgang des Pokalfinals darüber entscheiden, ob die Saison für den FC Bayern einen versöhnlichen Abschluss findet, oder mit einer Enttäuschung endet.