Systemwechsel und fünf Neue in der Startelf: Titz-Risiko zahlt sich nicht aus
Von Oscar Nolte
Christian Titz stellte den Hamburger SV bei seiner Premiere als Bundesliga-Trainer in einem neuen System und auf fünf Position verändert auf. Die Umkremplung sorgte jedoch nicht für drei Punkte; gegen die Hertha aus Berlin zahlte sich das Titz-Risiko nicht aus - noch nicht.
Wenn das Alte nicht funktioniert, setzt auf etwas Neues. Christian Titz krempelte den Hamburger SV in nicht mal einer Woche als Cheftrainer komplett um, veränderte das Spielsystem gegen Hertha BSC und schickte fünf Neue in die Startelf der 'Rothosen'. Phasenweise schien die Neuausrichtung zu greifen, doch letztendlich überwog das fehlende Selbstvertrauen und die Kopflosigkeit des HSV - Hertha gewann das Spiel nach Rückstand mit 2:1.
Eine Halbzeit hui, eine Halbzeit pfui
„Wir haben in der ersten Halbzeit gut gespielt. Dann müssen wir uns aber leider den Vorwurf machen, nicht nachgelegt zu haben. Bitter, dass es von Hertha so bestraft wird mit zwei Toren in kürzester Zeit. In unserer Situation umso bitterer", wird Matti Steinmann, der nach einem Kurzeinsatz vor dreieinhalb Jahren überraschend sein Startelf-Debüt für den HSV feierte, von der MoPo zitiert. Der 23-Jährige spielte als einziger Sechser hinter einer Viererkette im Mittelfeld; unter Bernd Hollerbach war der HSV in einem 4-2-3-1- oder 5-3-2-System aufgelaufen.
Trotz Trainerwechsel verschärft sich die Krise beim Hamburger SV
Christian Titz wird sich im Nachhinein ärgern, dass ein Bundesliga-Spiel eben auch 90 und leider nicht nur 45 Minuten dauert. Bis zur Halbzeit trat der HSV euphorisch, mutig und überzeugend auf, brach nach der Halbzeit aber wie so oft komplett ein. „Wir haben eine gute erste Hälfte gespielt und gehen folgerichtig in Führung. Dann kommt der Knackpunkt: Die Halbzeitpause. Hertha hat dann mehr gemacht, und wir haben ein bisschen den Mut verloren und sind nicht mehr so in die Zweikämpfe gekommen. Und dann wird es gegen so einen Gegner schwer. Uns ist es leider nicht mehr gelungen, Torchancen zu erspielen, um das Spiel wieder zu drehen", analysierte Titz die Niederlage.
Pollersbeck überzeugt - von Heesen "gibt nicht auf"
Gewinner auf Seiten des HSV war lediglich Julian Pollersbeck, der unter Titz' Vorgängern Markus Gisdol und Bernd Hollerbach nur zweite Wahl war. Titz vertraut dem U21-Europameister, der erst im vergangenen Sommer an die Elbe wechselte; Pollersbeck zahlte das Vertrauen gegen die Hertha mit sieben abgewehrten Bällen und einer starken Performance am Ball zurück. Bei den beiden Gegentoren war der Schlussmann machtlos, darf sich seines Startplatzes in den kommenden Wochen aber sicher sein.
Für Christian Titz und den Hamburger SV ist die Aufgabe trotz einer ansehnlichen Halbzeit nicht gerade einfacher geworden. "Es scheint immer wieder die gleichen Fehler zu geben. Traurig, dass man so ein Spiel herschenkt", kritisierte Trainer-Berater Thomas von Heesen. Betonte aber: "Aufgeben darfst du nie.“ Bei nunmehr sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und das rettende Ufer und nur noch sieben ausstehenden Partien, ist der Kampf beim HSV allerdings beinahe schon verloren.