Grammozis meint, dass Schalke mit den Fans im Rücken nie abgestiegen wäre
Von Malte Henkevoß
Die Lautstärke einer vollen Tribüne kann eine Mannschaft zu außergewöhnlichen Leistungen anstacheln. Das Bewusstsein, dass tausende Menschen sich im Stadion die Seele aus dem Leib schreien, um die eigene Mannschaft quasi zum Sieg zu brüllen, sollte einem Spieler definitiv genug Antrieb bringen, um regelmäßig 110% für den Klub zu bringen.
Umso schwieriger ist es, eine derartige Unterstützung zu ersetzen. Einen verletzten Spieler kann man austauschen, die Unterstützung und Anfeuerung von den Tribünen kann man nicht einfach ausgleichen. Weshalb Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis in einem Interview nun eine gewagte These aufgestellt hat.
Im Gespräch mit der Funke Mediengruppe sagte der 43-Jährige, dass die Geisterspiele in der letzten Saison entscheidend dazu beigetragen haben, dass sich die Knappen nun im Unterhaus befinden. Grammozis geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt, dass Schalke "nie aus der Bundesliga abgestiegen", wenn die Fans dabei gewesen wären.
"Dann wäre es zwar eine schlechte Saison geworden, mit Platz 13 oder 14 - aber kein Abstieg", glaubt der Coach. Eine steile wenn auch interessante These. Immerhin ist Schalke im letzten Jahr ziemlich sang- und klanglos aus der Bundesliga abgestiegen, holte am Ende nur drei Siege aus den 34 Spielen. Hätten die Fans da wirklich etwas retten können?
Auf der anderen Seite hat Schalke mit einer ausverkauften Veltins-Arena von 62.271 Zuschauern trotzdem einen der besten Heimvorteile der Liga. Dennoch ist die Frage, inwiefern Zuschauer die Leistungen einer Mannschaft absolut beeinflussen nie hundertprozentig zu beantworten.
Natürlich ist die Aussage von Grammozis auch diplomatisch zu verstehen. Der Trainer nimmt damit zum einen die letzt- und auch diesjährigen Leistungen der Mannschaft in Schutz. Auf der anderen Seite zeigt er Wertschätzung für die Fans, die dem Verein treu zur Seite stehen, unabhängig davon, ob dies jetzt in Liga zwei geschieht.
Aktuell sieht es so aus, als würden die Zuschauerbeschränkungen nicht so schnell aus der Fußballwelt verschwinden, die erste Liga startete am vergangenen Wochenende bereits wieder mit neuerlichen Geisterspielen. Dieses Mal kann Schalke jedoch nicht fehlende Fans für ausbleibenden Erfolg heranziehen, zu groß ist der Druck, wieder in die Bundesliga aufzusteigen.
"Unsere Vorrunde war okay bis gut. Wenn wir aber erfolgreicher sein wollen, müssen sich alle steigern", sagte Grammozis in dem Interview und gibt damit auch die Ansichten der Anhänger wieder. Es gilt noch eine Menge aufzuholen, wenn man das Spitzenduo aus St. Pauli und Darmstadt noch abfangen und selbst den direkten Aufstieg klarmachen will.