Polizei-Knüppel gegen VfB-Fans: Klub-Boss wütet und fordert Konsequenzen

Die Auswärtsreise zum Europa-League-Spiel nach Deventer wurde für die VfB-Anhänger zum Horrortrip. Alexander Wehrle kann als Augenzeuge die Polizeigewalt kaum fassen.
Victor Edvardsen beleidigte Angelo Stiller übel
Victor Edvardsen beleidigte Angelo Stiller übel / Soccrates Images/GettyImages
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Mit einer 4:0-Gala gegen die Go Ahead Eagles hat der VfB Stuttgart am 5. Spieltag der Europa-League-Ligaphase für ein sportliches Statement gesorgt. Mit jetzt neun Punkten auf dem Konto klettern die Schwaben in der Tabelle auf Platz zwölf und haben die direkte Achtelfinal-Qualifikation wieder in Reichweite. Jamie Leweling war mit seinem Doppelpack gegen den niederländischen Pokalsieger der Spieler des Abends.

Ein Abend, der für die Stuttgarter äußerst unangenehm begann. Denn der Großteil der mitgereisten Anhänger wurde von der niederländischen Polizei daran gehindert, ihren VfB im Stadion zu unterstützen. Und das mit Gewalt.

Behörden und Polizei schicken VfB-Fans zurück

Die Vorfälle führten dazu, dass weite Teile der organisierten Fanszene wieder abreiste. Doch was war genau passiert? Die Behörden in Deventer, wo die Go Ahead Eagles beheimatet sind, hatten gegen drei Fanbusse ein Betretungsverbot ausgesprochen.

"Als Grund wurde angebliches aggressives Verhalten von Fans des VfB gegenüber der Polizei am offiziellen 'Fan Meeting Point' angegeben", teilten die Stuttgarter in einem Klub-Statement mit.

Dass dies der Fall war, bestreitet der VfB deutlich:"Vorstand und Präsidiumsmitglieder des VfB waren zum betreffenden Zeitpunkt vor Ort am 'Fan Meeting Point' und konnten kein entsprechendes Verhalten unserer Fans erkennen."

Wehrle wütend: "Gefährdet unsere Fußballkultur"

Drei weitere VfB-Fanbusse machten daraufhin kehrt und fuhren ebenfalls zurück nach Stuttgart. VfB-Boss Alexander Wehrle zeigte sich derweil wütend über das Vorgehen der Behörden und der örtlichen Polizei: "Ich war die ganze Zeit vor Ort am Treffpunkt der Fans und konnte mir ein Bild von den Gegebenheiten machen. Die örtlichen Behörden haben aus für uns überhaupt nicht nachvollziehbaren Gründen ein Betretungsverbot für Teile unserer Fans ausgesprochen", erklärte der 50-Jährige.

Wehrle legte nach: "Wir sind mit den Behörden und der UEFA im engen Austausch und drängen auf eine lückenlose Aufarbeitung der Vorkommnisse. Dieses unverhältnismäßige Vorgehen gefährdet unsere Fußballkultur."

"Die Fans nehmen sich frei - und werden dann wie Schwerverbrecher behandelt. [...] Ich würde gerne die Erklärung hören, warum man wahllos auf Menschen einschlägt."

VfB-Boss Alexander Wehrle

Brutale Szenen: VfB-Boss fassungslos

Auf Videos ist zu sehen, wie Bruatl das Vorgehen der Polizei tatsächlich war. Nachdem die VfB-Fans aus ihren Bussen ausstiegen, wurden sie direkt mit Knüppeln von den Polizisten attackiert. Wehrle selbst war Augenzeuge und gab sich fassungslos:

"So etwas habe ich noch nie erlebt. Völlig unverhältnismäßig. Da sind unsere Fans aus dem Bus raus. Knüppel, die sind geschlagen worden. So geht die Fankultur in Europa kaputt. Ich bin schockiert. Wir haben uns auch bei der UEFA beschwert. Das können wir so auch nicht stehen lassen", erklärte er bei RTL.

In der Mixed-Zone nach dem Spiel legte der VfB-Boss nach: "Ich habe das selber gesehen. Beim Aussteigen haben die erstmal einen Knüpel in den Rücken oder in den Nacken bekommen von der Polizei. [...] Es gab dann eine Anweisung offen bar vom Bürgermeister, dass die anderen drei Busse zurück nach Deutschland zurück müssen. Das habe ich noch nie erlebt."

Grund für den Polizeieinsatz sollen angeblich fehelnde Tickets der mitgereisten VfB-Anhänger gewesen sein, berichtet De Stentor. "Regeln sind Regeln und das wird hier gut gelöst", soll der Direktor der Go Ahead Eagles, Jan Willem van Dop, gesagt haben. Eine Erklärung, die völlig absurd klingt - schließlich sollten die VfB-Fans ihre Tickets erst am Fan-Meeting-Point abholen und konnten diese demnach noch gar nicht haben. Dort wurden sie dann aber mit Polizeiknüpeln begrüßt.

Wehrle deutlich, nachdem die Anhänger sogar zunächst lange ausharren mussten, um die Rückreise anzutreten: "Das hat nichts mehr mit Fankultur zu tun. Man muss sich mal überlegen: Die Fans nehmen sich frei - und werden dann wie Schwerverbrecher behandelt. Da war ich dabei. Ich bin bis zum Ende dabeigeblieben, irgendwann haben sie sogar das Licht ausgemacht. Das hat eineinhalb Stunden gedauert. Das macht mich sprachlos. Ich würde gerne die Erklärung hören, warum man wahllos auf Menschen einschlägt. Unsere Fans sind einfach aus einem Bus ausgestiegen. Das darf sich nicht wiederholen. Das dürfen wir uns auch nicht gefallen lassen."

Erinnerungen an Belgrad - UEFA muss dringend reagieren

Die Vorfälle erinnern derweil an Belgrad 2024. Im Champions-League-Duell gegen Roter Stern kam es zu Übergriffen bei Grenzkontrollen. 13 VfB-Fanbusse fuhren daraufhin geschlossen nach Stuttgart zurück. Die in Belgrad anwesenden VfB-Anhänger mussten nach Schlusspfiff bis zu zwei Stunden im Stadion ausharren, ehe sie den Block verlassen durften. Hooligans von Roter Stern hatten zudem in Belgrad Stuttgarter Fangruppen attackiert und verfolgt.

VfB-Boss Wehrle legte glaubhaft dar, dass das Vorgehen der Behörden und der Polizei völlig unverhältnismäßig war. Auf den diversen Videos, die im Netz kursieren, ist die Brutalität der Polizei deutlich sichtbar. Szenen, die tatsächlich die Fankultur in Europa zerstören und nicht ohne Konsequenzen bleiben dürfen! Die UEFA ist hier dringend gefragt!

Stiller übel beleidigt

Gefragt ist der Verband auch bezüglich des Verhaltens von Go-Ahead-Spieler Victor Edvardsen. Der 29-Jährige sorgte auf dem Platz für Ärger. Der Schwede packte sich in einer Szene mehrfach an die Nase, um sich über das Gesicht von VfB-Star Angelo Stiller lustig zu machen. Bei einer Rudelbildung reagierte Stiller auf die ekelhafte Geste wütend, sah vom Schiedsrichter - wie auch Edvardsen - Gelb.

"Das ist hochgradig asozial. Dass Stiller da an die Decke geht, das ist aber mal sowas von vollkommen zurecht", lag RTL-Kommentator Cornelius Küpper mit seiner Einschätzung zu Edvardsens Verhalten völlig richtig.

"Ich finde es traurig. Solche Dinge sind absolut inakzeptabel", meinte auch der frühere Oranje-Star Wesley Sneijder in seiner Rolle als TV-Experte für Ziggo Sport.

Die Szene war an diesem Abend aber leider nicht die traurigste...


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