Nach El Mala-Raketenstart: Die Nationalspieler mit den wenigsten Bundesliga-Spielen vor ihrer Nominierung
Von Leonard Schmidt

Said El Mala war die große Überraschung im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. Bundestrainer Julian Nagelsmann nominierte den Offensivmann des 1. FC Köln – obwohl der gerade einmal neun Bundesliga-Spiele bestritten hat. Damit reiht sich der Flügelspieler in eine Liste namhafter Debütanten mit ungewöhnlicher Karrierehistorie ein.
El Mala vor Debüt – trotz kaum Bundesliga-Erfahrung
Mit seinem zehnten Bundesliga-Einsatz soll El Mala am Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach erstmals zweistellig werden – doch schon jetzt steht fest: Am 14. November gegen Luxemburg könnte er im DFB-Trikot auflaufen. Nur wenige Spieler in der Geschichte der Nationalelf wurden früher berufen.
Mit exakt neun Bundesliga-Spielen zieht El Mala auf mit Serge Gnabry, der 2016 nach einem kurzen Bremen-Intermezzo debütierte. Noch weniger Einsätze hatten einst Fredi Bobic (acht Spiele), Franz Beckenbauer (sechs) oder David Raum (drei) auf dem Konto. Manche Akteure wie Robin Gosens oder Karim Adeyemi kamen sogar gänzlich ohne Bundesliga-Minute ins DFB-Team.
Wir haben mithilfe von Transfermarkt die Spieler aufgelistet, mit den wenigsten Bundesligaspielen vor ihrem DFB-Debüt:
25. Michael Rummenigge - 12 Bundesliga-Spiele
Der jüngere Bruder von Bayern-Legende Karl-Heinz Rummenigge brachte es trotz über 300 Bundesliga-Einsätzen nur auf zwei A-Länderspiele. Der Offensivspieler stand sowohl beim FC Bayern als auch bei Borussia Dortmund unter Vertrag, konnte sich im DFB-Team jedoch nie langfristig durchsetzen.
24. Karl Allgöwer - 12 Bundesliga-Spiele
Der langjährige Führungsspieler des VfB Stuttgart feierte sein Debüt unter Jupp Derwall, kehrte 1985 unter Beckenbauer ins Nationalteam zurück und stand im Kader der WM 1986 – ohne Einsatz. Nach dem Turnier trat der technisch starke Mittelfeldmann freiwillig aus der Nationalelf zurück. In der Bundesliga absolvierte er über ein Jahrzehnt als Leistungsträger für die Schwaben.
23. Jonas Hector - 11 Bundesliga-Spiele
Als Spätstarter ohne Junioren-Vergangenheit wurde Hector 2014 zur Nationalmannschaft berufen und avancierte schnell zum Stammspieler auf der linken Abwehrseite. Sein Elfmeter im EM-Viertelfinale 2016 gegen Italien machte ihn zum Helden, sein Rücktritt 2020 kam überraschend. Insgesamt stand der ruhige Publikumsliebling des 1. FC Köln 43-mal für Deutschland auf dem Feld.
22. Saïd El Mala - 9 Bundesliga-Spiele
Der 19-Jährige vom 1. FC Köln wurde im November 2025 erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert. Zuvor durchlief der flinke Flügelspieler alle U-Teams des DFB und überzeugte mit starken Joker-Einsätzen in der Bundesliga. El Mala kommt vor seinem möglichen Debüt auf lediglich neun Bundesliga-Spiele – eine Seltenheit im modernen Nationalteam.
21. Serge Gnabry - 9 Bundesliga-Spiele
Mit einem Dreierpack gegen San Marino startete Gnabry 2016 furios in seine DFB-Karriere. Der damalige Bremen-Profi hatte zuvor bereits im Ausland gespielt. Bis 2019 erzielte er in seinen ersten 13 Länderspielen ebenso viele Tore – eine Quote auf Gerd-Müller-Niveau. Bei der WM 2022 traf er erneut, schied mit dem Team jedoch in der Vorrunde aus.
20. Fredi Bobic - 8 Bundesliga-Spiele
Bobic feierte sein Debüt 1994 unter Berti Vogts und gehörte auch zum EM-Kader 1996. Nach einem längeren Bruch unter Ribbeck kehrte er 2002 unter Rudi Völler zurück und traf prompt gegen die Niederlande. In der EM-Qualifikation war er anschließend eine feste Größe. Seine Nationalelf-Karriere endete nach der EM 2004, als Klinsmann verjüngte. Insgesamt kam der Stürmer auf zehn Tore in 37 Einsätzen.
19. Zoltan Sebescene - 8 Bundesliga-Spiele
Als erster Wolfsburger im DFB-Team kam Sebescen 2000 gegen die Niederlande zum Einsatz – und wurde auf ungewohnter Defensivposition zum Risiko. Nach einer schwachen Halbzeit war das Kapitel Nationalmannschaft für den Flügelspieler bereits wieder beendet. Später kam er noch in der A2-Auswahl zum Zug, ehe Verletzungen seine Karriere früh bremsten.
18. Günter Netzer - 7 Bundesliga-Spiele
Netzer galt als der große Spielmacher der 70er-Jahre, blieb aber oft hinter Wolfgang Overath zurück. Seinen Höhepunkt im DFB-Dress erlebte er bei der EM 1972, als er Deutschland als Regisseur zum Titel führte. Bei der WM 1974 kam er nur einmal zum Einsatz. Sein letzter Auftritt war 1975 – der technisch überragende Spielgestalter beendete seine Karriere im Nationaltrikot mit 37 Einsätzen und sechs Toren.
17. Lukas Sinkiewicz - 7 Bundesliga-Spiele
Der robuste Innenverteidiger von Bayer Leverkusen kam 2005 unter Jürgen Klinsmann zu drei Einsätzen für die Nationalelf. Debütierte beim 0:2 gegen die Slowakei und stand auch gegen Südafrika in der Startelf. Danach konnte sich Sinkiewicz auf höchstem Niveau nicht dauerhaft empfehlen – blieb aber ein verlässlicher Bundesliga-Profi.
16. Rudolf Nafziger - 7 Bundesliga-Spiele
Der frühere Rechtsaußen des FC Bayern wurde mit nur 20 Jahren ins DFB-Team berufen und spielte beim 4:1 gegen Österreich. Weitere Einsätze blieben aus. Immerhin gewann er mit dem FC Bayern 1967 den DFB-Pokal und den Europapokal der Pokalsieger. Später wechselte er in die Schweiz zum FC St. Gallen.
15. Franz Beckenbauer - 6 Bundesliga-Spiele
Beckenbauer prägte als Libero eine Ära im deutschen Fußball. Führte die Nationalelf als Kapitän zum WM-Titel 1974 und zum EM-Sieg 1972. 1966 stand er bereits mit 20 Jahren im WM-Finale. Der Kaiser wurde zweimal Europas Fußballer des Jahres und bestritt fast immer die volle Spielzeit. Sein letztes Länderspiel absolvierte er 1977 – ein Ausnahmespieler für die Ewigkeit.
14. Wolfgang Overath - 5 Bundesliga-Spiele
Overath dirigierte das deutsche Mittelfeld über ein Jahrzehnt lang und nahm an drei Weltmeisterschaften teil. 1974 holte er als Stammspieler den WM-Titel im eigenen Land. Zuvor wurde er 1966 Vize-Weltmeister und 1970 Dritter. Der Kölner Spielmacher war einer der beständigsten Techniker seiner Generation.
13. Werner Krämer - 5 Bundesliga-Spiele
Der Offensivmann aus Duisburg war 1966 Teil des WM-Kaders und traf zuvor im entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Schweden zum 1:1. Bei der WM kam er einmal zum Einsatz. Trotz seines Talents verweigerte er angeblich nie seinen Bierkonsum – was seine Karriere im Nationalteam möglicherweise bremste.
12. Stan Libuda - 5 Bundesliga-Spiele
Als Dribbler mit feinem Fuß wurde Libuda vor allem für seinen Sololauf gegen Schottland 1969 berühmt – ein Treffer, der die WM-Quali perfekt machte. Bei der WM 1970 glänzte er in der Vorrunde gegen Bulgarien (Tor, Elfmeter, Vorlagen). Der Schalke-Flügelstürmer blieb trotz seiner Klasse häufig außen vor – auch wegen des Bundesliga-Skandals.
11. Marko Marin - 4 Bundesliga-Spiele
Marin galt als Riesentalent und debütierte 2008 noch vor seinem 20. Geburtstag. Bei der WM 2010 kam er in zwei Spielen als Joker zum Einsatz. Seine Dribbelstärke brachte ihm früh den Beinamen „deutscher Messi“ ein – doch trotz guter Ansätze konnte er sich nie als Stammspieler etablieren.
10. David Raum - 3 Bundesliga-Spiele
Nach Erfolgen mit der U21 und Olympia-Team wurde Raum 2021 von Hansi Flick in die A-Nationalmannschaft berufen. In der WM-Qualifikation debütierte er gegen Armenien. Der Linksverteidiger wurde 2022 für die WM in Katar und 2024 für die Heim-EM nominiert, kam bei beiden Turnieren jedoch nur sporadisch zum Einsatz.
9. Yann Bisseck - 3 Bundesliga-Spiele
Bisseck führte 2023 die U21 als Kapitän zur EM-Endrunde. Im März 2025 wurde der robuste Innenverteidiger erstmals von Julian Nagelsmann für die A-Nationalmannschaft nominiert. Beim 3:3 gegen Italien in der Nations League feierte er sein Debüt – nach zuvor über drei Jahren Pause im DFB-Dress.
8. Arne Friedrich - 2 Bundesliga-Spiele
Friedrich war zwischen 2002 und 2011 ein Dauerbrenner in der DFB-Abwehr. Ob auf rechts oder in der Innenverteidigung – der Berliner stand bei den Turnieren 2004, 2006, 2008 und 2010 im Kader. Bei der WM 2010 in Südafrika bildete er mit Mertesacker das Abwehrzentrum und traf im Viertelfinale gegen Argentinien. Insgesamt absolvierte er 82 Länderspiele, davon sechs als Kapitän.
7. Robin Gosens - 0 Bundesliga-Spiele
Gosens entschied sich gegen die Niederlande und lief ab 2020 für Deutschland auf. Bei der EM 2021 war er einer der Lichtblicke – mit Tor, Vorlagen und dem Titel "Man of the Match" gegen Portugal. Verletzungen warfen ihn zurück, 2023 feierte er unter Julian Nagelsmann sein Comeback, stand aber nicht im EM-Kader 2024.
6. Karim Adeyemi - 0 Bundesliga-Spiele
Als Spieler von RB Salzburg wurde Adeyemi 2021 als erster Österreich-Legionär im DFB-Team eingesetzt. Bei seinem Debüt gegen Armenien traf er direkt. Bei der WM 2022 blieb er ohne Einsatz. Später glänzte er erneut in der U21 – unter anderem mit fünf Toren in einer Länderspielpause im September 2024.
5. Thomas Hitzlsperger - 0 Bundesliga-Spiele
2006 überraschend für die Heim-WM nominiert, reifte Hitzlsperger unter Joachim Löw zu einer festen Größe im zentralen Mittelfeld. Bei der EM 2008 stand er in fünf von sechs Spielen auf dem Platz und bereitete im Halbfinale den Siegtreffer vor. Im August 2010 führte er das DFB-Team letztmals als Kapitän aufs Feld.
4. Moritz Volz - 0 Bundesliga-Spiele
Volz wurde 2004 einmal von Jürgen Klinsmann nominiert, blieb jedoch ohne Einsatz. Weitere Berufungen blieben aus – auch wegen ausbleibender Freigaben seines Vereins.
3. Robert Huth - 0 Bundesliga-Spiele
Der bullige Verteidiger war 2005 beim Confed Cup Stammspieler und erzielte im Spiel um Platz drei gegen Mexiko sein erstes Länderspieltor. Bei der Heim-WM 2006 kam er nur zu einem Einsatz. Trotz späterer Erfolge in England wurde er nicht mehr für die Nationalmannschaft nominiert – Huth ist bis heute der einzige DFB-Nationalspieler ohne Bundesliga-Einsatz.
2. Tobias Sippel - 0 Bundesliga-Spiele
Im Zuge der Torwartkrise nach dem Tod von Robert Enke rückte Sippel überraschend in den vorläufigen WM-Kader 2010. Beim Testspiel gegen Malta saß er auf der Bank, kam jedoch nie zum Einsatz – und wurde später auch nicht mehr berücksichtigt.
1. Shkodran Mustafi - 0 Bundesliga-Spiele
Als Nachrücker für den verletzten Reus kam Mustafi 2014 in Brasilien zum Einsatz – und wurde Weltmeister. Bei der EM 2016 traf er im Auftaktspiel gegen die Ukraine. Beim Confed Cup 2017 gehörte er erneut zum Siegerteam. Danach wurde der Innenverteidiger nicht mehr für den DFB nominiert. Aktuell arbeitet er sich im Trainer-Team der Nationalmannschaft nach oben.
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