Nach dem Werner-Knall: Mögliche Trainer-Kandidaten für Werder Bremen

Paukenschlag bei Werder Bremen: Ole Werner will seinen 2026 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Für Clemens Fritz stellt sich jetzt die Frage: Wer könnte Werner ersetzen und soll die Trennung vielleicht sogar noch in dieser Sommerpause erfolgen?
Verlässt spätestens im Sommer 2026 Werder Bremen: Ole Werner (rechts)
Verlässt spätestens im Sommer 2026 Werder Bremen: Ole Werner (rechts) / Stuart Franklin/GettyImages
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Ole Werner wird den SV Werder Bremen nach Ablauf seines Vertrags am 30. Juni 2026 verlassen. Spätestens. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die Werder-Verantwortlichen um Geschäftsführer Clemens Fritz nicht schon zur kommenden Saison eine Änderung auf der Trainer-Position vornehmen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Situation um den scheidenden Trainer könnte sonst in der neuen Spielzeit für unnötige Diskussionen sorgen. Auf der anderen Seite ist es ebenso möglich, dass andere Vereine schon jetzt an den 37-Jährigen herantreten, um ihn von einem Wechsel zu überzeugen. Interessenten für den Ex-Kieler gibt es Gerüchten zufolge auch von der Bundesliga-Konkurrenz.

Für Werder Bremen beginnt also spätestens seit heute die intensive Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Wegen der offenen Werner-Frage soll sich Fritz aber bereits in den vergangenen Wochen auf ein solches Szenario vorbereitet und den Trainermarkt sondiert haben. Wir blicken auf mögliche Kandidaten, die Fritz dabei ins Auge fassen könnte:


Die interne Lösung: Christian Brand

Der Ex-Profi (73 Pflichtspiele für Werder) ist seit Februar 2018 als Trainer an der Weser tätig. Der 53-jährige Quakenbrücker hat die UEFA Pro-Lizenz inne und bringt reichlich Erfahrung als Spieler und Trainer mit. Brand war unter anderem beim FC Luzern im Juniorenbereich, bei Jahn Regensburg und Hansa Rostock in der Regionalliga Bayern bzw. 3. Liga tätig. Mit der U23 von Werder Bremen schaffte Brand ein wahres Kunststück: Dem Team gelang der Wiederaufstieg in die Regionalliga Nord ohne Punktverlust, alle 30 Saison-Spiele konnte man für sich entscheiden. Als Aufsteiger beendete man die diesjährige Regionalliga-Saison als Tabellenvierter.

Brand, der gerne im 4-3-3 spielen lässt, kennt also Verein und Talente in- und auswendig. In der langen Werder-Historie wäre Brand übrigens nicht der erste Nachwuchstrainer, der befördert wird. Vor ihm war das bereits mit Skripnik, Nouri und Kohfeldt der Fall.

Christian Brand als Chefcoach von Werder II
Christian Brand als Chefcoach von Werder II / IMAGO/Eibner

Die erfahrene Lösung: Edin Terzic oder Roger Schmidt

Sollte sich Clemens Fritz für eine erfahrene (und teure) Lösung entscheiden, stechen mit Edin Terzic und Roger Schmidt zwei Kandidaten ins Auge, die aktuell vereinslos sind und in ihrer Trainer-Karriere schon bewiesen haben, dass sie auch auf höchstem Niveau Mannschaften entwicklen können. Terzic, der nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2024 seinen Heimatverein BVB verließ, wäre eine mutige Wahl. Nicht auf Grund der Fähigkeiten des 42-Jährigen, sondern weil sich der Übungsleiter sehr mit dem BVB identifiziert. Wäre ein Wechsel in den Norden somit den Werder-Fans vermittelbar?

Terzic soll außerdem auf einen Arbeitsplatz in der Premier League spekulieren. Eine Liga, in der Roger Schmidt ebenfalls noch nicht aktiv war. Der 58-jährige Ex-Trainer von Bayer 04 Leverkusen ist seit dem Aus bei Benfica im August 2024 ebenfalls vereinslos. Schmidt konnte sowohl in Lissabon als auch in Eindhoven, Peking und in Salzburg Titel feiern. Zuletzt wurde der Ex-Spieler auch bei RB Leipzig als Rose-Nachfolger gehandelt. Womöglich ist Schmidt für Werder ein Regal zu weit oben.


Die internationale Lösung: Kasper Hjulmand

Ebenfalls aktuell ohne Anstellung ist Kasper Hjulmand. Der 53-jährige Däne war zuletzt knapp vier Jahre Nationaltrainer seines Heimatlands. Für 24 Spiele coachte Hjulmand in der Saison 2014/15 auch den 1. FSV Mainz 05. Der Sieger der dänischen Meisterschaft von 2012 ist sehr flexibel in seiner taktischen Ausrichtung, ließ Danish Dynamite auch gerne in einer Dreierkette aufbauen, so wie es Werder Bremen aktuell tut. In Bremen wäre der Skandinavier kein Einzelfall, vor ihm standen bereits zehn Landsmänner beim SVW unter Vertrag, mit Jens Stage ein aktueller Nationalspieler. In der langen Werder-Geschichte stellte nur Österreich (14) mehr Legionäre als die Dänen.

Die aufstrebende Lösung: Danny Röhl oder Mattia Croci-Torti

Blickt man ins Ausland gäbe es auch zwei mögliche Kandidaten, die den nächsten Schritt in ihrer Trainerkarriere gehen könnten. Zum einen wäre das Danny Röhl. Der 36-Jährige war schon Co-Trainer in Leipzig, Southampton, beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft ehe er Mitte Oktober 2023 beim englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday als Chefcoach anheuerte. Dort bewahrte er den Klub zunächst vor dem Abstieg und beendete die abgelaufene Saison auf einem stabilen zwölften Platz. Röhl gilt als großes Trainer-Talent und wird deshalb auch bei Ex-Klub Leipzig als Rose-Nachfolger gehandelt. Weil er noch Vertrag bis 2027 besitzt, müsste Werder eine Ablöse zahlen. Offen, ob man dazu bereit ist.

Ein unbekannterer Name, der für Werder aber durchaus interessant sein könnte, ist der von Mattia Croci-Torti. Der 43-jährige Schweizer beim FC Lugano starke Arbeit. 2018 wurde Croci-Torti dort Co-Trainer, 2021 übernahm er zunächst als Interims-Chef und wurde wenig später als fester Cheftrainer installiert. 2022 gewann Lugano unter ihm den Schweizer Pokal - der erste Vereinstitel seit 1993. Croci-Tortis Vertrag ist noch bis 2028 gültig. Auch hier müsste die Frage nach der Ablöse gestellt werden.

Mattia Croci-Torti
Mattia Croci-Torti vom FC Lugano / Daniela Porcelli/GettyImages

Die Zweitliga-Lösung: Lukas Kwasniok oder Christian Titz

Auf dem Trainermarkt gibt es aus dem Unterhaus mit Lukas Kwasniok und Christian Titz zwei spannende Personalien. Ersterer hat sich ein Jahr vor Vertragsende vom SC Paderborn verabschiedet. Zweiterer soll seinen Abschied vom 1. FC Magdeburg planen. Was beide eint: Sie haben den Bundesliga-Aufstieg mit ihren Klubs knapp verpasst.

Sowohl Kwasniok als auch Titz werden derzeit mit zahlreichen vakanten Trainerstellen in Verbindung gebracht - allen voran beim 1. FC Köln und Schalke 04. Beide lassen ihre Teams attraktiven Offensivfußball spielen, könnten ihrer Idee und Ausrichtung wegen gut an die Weser passen. Für Kwasniok würde allerdings wohl eine Millionen-Ablöse fällig werden, bei Ex-HSV-Coach Titz soll die Ablöse dagegen geringer ausfallen.

Offen bleibt, wie weit beide in Gesprächen mit anderen Klubs bereits sind und ob Werder noch eine Chance hätte. Zumal ein Verbleib von Titz beim FCM noch nicht ausgeschlossen ist. Kwasniok deutete zuletzt an, dass er auch zunächst eine Pause einlegen könnte.


Die Ex-Spieler-Lösung: Nuri Sahin oder Miroslav Klose

Ein neuer Trainer mit Stallgeruch könnte auch mit einem Ex-Werder-Profi gefunden werden. Dass der SVW bei Nuri Sahin oder Miro Klose zuschlägt darf aber bezweifelt werden. Sahin hat ein äußerst unglückliches Engagement als BVB-Coach hinter sich, Klose steht beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag. Sollte Werder bei Klose ernst machen wollen, könnte man sicher eine Lösung finden. Derzeit deutet aber nichts darauf hin, dass das der Fall sein wird. Nachdem Klose bei seinem Cheftrainer-Debüt in Altach scheiterte, hat er gerade erst eine ordentliche Saison als FCN-Coach hinter sich gebracht.

Sahin wäre immerhin frei verfügbar, sein bis 2027 gültiger Vertrag in Dortmund wurde aufgelöst. Wie Werner wäre auch Sahin mit seinen erst 36 Jahren ein sehr junger Trainer.

Theoretisch verfügbar wäre auch Sandro Wagner, der auch in die Kategorie Ex-Spieler passt. In zwei Jahren Werder hat der 37-Jährige 36 Profispiele in Grün-Weiß absolviert. Nach dem Final Four der Nations League wird Wagner als Co-Trainer der Nationalmannschaft aufhören, um als Chefcoach anzuheuern. So gut wie alles spricht aber dafür, dass Wagner in der Nähe seiner Heimat München bleibt und neuer Augsburg-Trainer wird.


So oder so: Für Clemens Fritz beginnt nur wenige Tage nach dem Saisonende die Zeit für strategische Entscheidungen: Setzt man weiter auf die Karte Ole Werner, lässt man den langjährigen Trainer noch vor Saisonbeginn ziehen und wenn ja, wie ersetzt man ihn? Das Trainerkarussell läuft an der Weser nun auf Hochtouren, doch auf Grund der finanziellen Lage der Bremer fahren wahrscheinlich nur vertragslose oder sehr erschwingliche Übungsleiter mit.


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