Kleindienst-Ersatz in Hochform: Wie geht es für Haris Tabakovic in Gladbach weiter?

Haris Tabakovic lässt bei der Borussia aktuell Tim Kleindienst fast vergessen. Bei der TSG-Leihgabe besitzten die Fohlen allerdings keine Kaufoption. Wie geht es für den Torjäger weiter - nach dem Kleindienst-Comeback und nach Ende der Saison?
Haris Tabakovic hat derzeit viel Grund zum Jubeln
Haris Tabakovic hat derzeit viel Grund zum Jubeln / IMAGO/Sven Simon
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Der langfristige Ausfall von Tim Kleindienst wog für Borussia Mönchengladbach lange sehr schwer. Die Fohlen waren gefangen in einer Negativspirale. Der Nationalspieler und beste Borussen-Torjäger fehlte an allen Ecken und Enden.

Ersetzt werden konnte Kleindienst lange Zeit auch von Hoffenheim-Leihgabe Haris Tabakovic nicht mal im Ansatz. Neben der Mentalität und läuferischen Klasse fehlten den Fohlen auch die vielen Kleindienst-Tore schmerzlich. Mittlerweile rückt das Comeback des 30-Jährigen zumindest näher. Nach der letzten Länderspielpause des Jahres soll Kleindienst Stück für Stück wieder ins Team integriert werden.

Das zeigt sich mittlerweile aber auch ohne ihn stark verbessert. Drei Pflichtspiele in Serie konnten die Fohlen gewinnen. Die beiden Siege in der Bundesliga katapultierte die Borussia vom Keller rauf auf Platz zwölf.

Tabakovic plötzlich Kane-"Jäger"

Dass Eugen Polanski dauerhaft als Cheftrainer bleiben wird, gilt nur noch als Formsache. Der langjährige U23-Coach konnte zuletzt auch auf einen deutlichen Formanstieg bei seinem Kleindienst-Vertreter setzen. Sieben Treffer und zwei Assists hat der 31-Jährige auf dem Konto. Mit sechs Toren in der Bundesliga teilt sich der Bosnier sogar Platz zwei im Torjäger-Ranking hinter Harry Kane (mit Jonathan Burkardt und Luis Diaz). Allein vier Treffer und eine Vorlage legte Tabakovic in den letzten vier Bundesliga-Partien auf, dazu kamen ein Tor und eine Vorlage im Pokal gegen den KSC.

Selbst ein vergebener Elfmeter beim Derbysieg (3:1) über den 1. FC Köln konnte Tabakovic nicht stoppen. Auf herrliche Honorat-Vorlage konnte er zum zwischenzeitlichen 3:0 doch noch einnetzen. Der Franzose ist ohnehin mit ein Grund, warum es auch für Tabakovic plötzlich deutlich besser läuft. Nominell agieren beide im neuen Polanski-System als Doppelspitze. Honorat war schon für Kleindienst der wichtigste Vorlagengeber - und scheint das mittlerweile auch für Tabakovic zu sein.

Wie geht es mit Tabakovic in Gladbach weiter?

Am Niederrhein stellen sich mit Blick auf die Stürmer-Situation aktuell zwei große Fragen: Was passiert mit Tabakovic, wenn Kleindienst wieder fit ist? Und wie geht es mit Tabakovic über die Saison hinaus weiter?

Der Stürmer-Routinier ist eigentlich nur für die laufende Saison von der TSG ausgeliehen. In Hoffenheim besitzt Tabakovic trotz Vertrag bis 2027 keine Perspektive mehr. Gladbach auf der anderen Seite hat sich im Deal keine Kaufoption gesichert, müsste mit den Kraichgauern einen festen Deal demnach frei verhandeln.

Dass der Bosnier gerne am Niederrhein bleiben würde, machte er jetzt gegenüber der Bild deutlich: "Ich fühle mich hier im Verein und im Ort in Gladbach sehr, sehr wohl." Tabakovic schränkte jedoch ein: "Aber das sind alles Entscheidungen, die dann in der Zukunft später gefällt werden müssen."

Schröder schwärmt von Tabakovic

Der neue Sportdirektor Rouven Schröder war nicht in den Tabakovic-Deal involivert, ist aber glücklich, dass Vorgänger Roland Virkus den Mittelstürmer - trotz Kritik - zur Borussia geholt hatte: "Als Haris im Sommer zu uns gekommen ist, waren anfangs ja nicht alle so glücklich über die Verpflichtung. Viele fragten sich: Was wollen die denn mit dem? Weil er in Hoffenheim auch nicht so funktioniert hat", erklärte Schröder.

Warum die Leihe ein Glücksgriff war, verriert er im Anschluss: "Er ist ein unglaublicher Teamspieler, ein harter Arbeiter. Er wird oft unterschätzt, weil es bei ihm aufgrund seiner Größe nicht so filigran aussieht. Aber er gibt uns eine gewisse Stabilität, auch in der Defensive. Und er war einer der Ersten, die in unserer ruhigen Mannschaft das Wort ergriffen und die anderen Jungs angesteckt haben - dafür wird er jetzt mit Toren belohnt."

Viel Lob, das angesichts der jüngsten Tabakovic-Leistungen nur allzu verständlich ist. In dieser Form ist der 31-Jährige tatsächlich ein ziemlich perfekter Kleindienst-Ersatz. Ob beide auch gemeinsam in einer Doppelspitze agieren können, muss Polanski in den kommenden Wochen beantworten.

Beide haben ein ähnliches Profil und ähnliche Stärken, wobei Kleindienst nocht etwas weitläufiger unterwegs sein kann, während Tabakovic noch mehr ein klassischer Strafraumstürmer ist. Will es Polanski offensiv angehen, kann man sich eine solche Doppelspitze sicher vorstellen. Dann mit Top-Vorbereiter Honorat auf dem rechten Flügel - und der nötigen Stabilität dahinter.

Macht ein fester Tabakovic-Transfer Sinn?

Sollte Tabakovic nach dem Kleindienst-Comeback nur noch Edel-Joker sein, dürfte eine feste Verpflichtung im kommenden Sommer deutlich weniger Sinn machen. Die ein oder andere Million als Ablöse will die TSG sicher kassieren. Mit Kleindienst hatte Schröder dagegen erst kürzlich um ein weiteres Jahr verlängert und die Bezüge angepasst. Das geringe Budget könnte kommenden Sommer dann in andere Baustellen fließen.

Bislang ist das aber noch Zukunftsmusik. Bei der Borussia darf man sich zunächst über das Tabakovic-Hoch freuen. Und auf ein baldiges Kleindienst-Comeback.


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