Kein Stürmer nach Demirovic-Ausfall: Hoeneß kritisiert Stuttgarts Transferpolitik
Von Leonard Schmidt

Rein sportlich könnte die Lage beim VfB Stuttgart kaum besser sein: Platz vier in der Bundesliga, drei Heimsiege ohne Gegentor und das zweite Jahr in Folge auf internationaler Bühne. Doch unter der glänzenden Oberfläche brodelt es. In einem Interview mit der BILD hat Trainer Sebastian Hoeneß nun überraschend offen seine Unzufriedenheit mit den Entscheidungen des vergangenen Transfersommers geäußert.
Der schmerzhafte Woltemade-Verkauf und der geplatzte Ersatz
Im Zentrum der Kritik steht die Personalpolitik im Sturm. Kurz vor Transferschluss verkaufte der VfB seinen Schlüsselspieler Nick Woltemade an Newcastle United. Ein Ersatz konnte aus "bekannten Gründen", wie Hoeneß es nennt, nicht mehr verpflichtet werden. Diese Entscheidung, mit nur einem einzigen echten Mittelstürmer – Ermedin Demirovic – in die Saison zu gehen, hielt der Trainer von Anfang an für riskant.
Nun, nach der schweren Fußverletzung von Demirovic, haben sich seine Befürchtungen bewahrheitet. Hoeneß macht aus seiner Sichtweise keinen Hehl: "Ich habe immer gesagt, dass ich den Verkauf von Nick aufgrund der wirtschaftlichen Dimensionen nachvollziehen konnte. Aber ich bin kein Bankdirektor, sondern Trainer. Da steht natürlich die sportliche Qualität des Kaders im Vordergrund."
Stürmer-Not und die Suche nach kreativen Lösungen
Der Trainer steht nun vor einer enormen Herausforderung. Deniz Undav ist nach seiner Verletzungspause noch keine Option für die Startelf, und auch Silas ist noch nicht bei voller Fitness. Hoeneß muss improvisieren: "Für uns bedeutet das, dass wir als Trainer-Team mit den Spielern an Lösungen arbeiten müssen." Taktische Anpassungen und das Umschulen von Spielern auf neue Positionen sind nun unumgänglich.
Trotz seiner leisen Kritik an der Kaderplanung versucht Hoeneß, die Erwartungshaltung im Umfeld zu dämpfen. Er verweist auf die beeindruckende Entwicklung des Vereins, der vor nicht allzu langer Zeit noch mit einem Bein in der 2. Liga stand. Die aktuelle sportliche Situation sei ein Erfolg, auch wenn intern noch nicht alles rund laufe. Doch die Stürmer-Krise zeigt, dass das "eingegangene Risiko" den VfB in den kommenden Wochen noch teuer zu stehen kommen könnte.
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