Kann sich Goretzka als IV-Ersatz bei den Bayern halten?

Als Bayern gegen zehn Gladbacher nicht weiterkam, griff Vincent Kompany zu einem radikalen Mittel – und machte Leon Goretzka zum Innenverteidiger.
Goretzka kann auch Zweikampf
Goretzka kann auch Zweikampf / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Es war eine taktische Maßnahme, die auf den ersten Blick überraschte, aber bei genauerem Hinsehen eine logische Konsequenz aus der Not und den Fähigkeiten des Spielers war. Zur Halbzeit des Bundesliga-Spiels gegen Borussia Mönchengladbach beorderte Bayern-Trainer Vincent Kompany seinen Mittelfeldspieler Leon Goretzka kurzerhand ins Abwehrzentrum. Ein Schachzug, der nicht nur das Spiel veränderte, sondern auch die Diskussion um Goretzkas zukünftige Rolle im Team neu entfacht.

Kompany geht All-In: Kim als letzter Mann

Die Situation war verzwickt: Trotz Überzahl taten sich die Bayern gegen tief stehende Gladbacher extrem schwer. Kompanys Reaktion war radikal: Er schob Konrad Laimer und Raphaël Guerreiro auf die Außenbahnen und zog Goretzka neben Minjae Kim zurück. Doch anstatt einer klassischen Viererkette entstand ein ultra-offensives Gebilde. Goretzka agierte fast als normaler Box-to-Box-Spieler kurz vor dem gegnerischen Strafraum, während Kim als einziger (!) echter Absicherungsspieler oft an der Mittellinie stand – maximales Risiko, um den Riegel zu knacken.

Man darf aber nicht vergessen: Mit Goretzka im Mittelfeld kam das Spiel der Bayern eben gar nicht voran. Es fehlte an Kreativität und Energie in den 16er. Das Goretzka Teil dieses Problems war sollte im folgenden also nicht vergessen werden.

Kein Neuland: Goretzkas Ausflüge ins Abwehrzentrum

Ganz neu war die Rolle für Goretzka jedoch nicht. Schon unter Thomas Tuchel half er in der Abwehr aus, als Not am Mann war – laut Transfermarkt etwa im DFB-Pokal gegen Preußen Münster und in der Champions League gegen Kopenhagen. Auch Kompany selbst testete Goretzka bereits im Sommer 2024 im Testspiel gegen Grasshopper Zürich als Innenverteidiger.

Dennoch sahen ihn seine Trainer bisher primär im Mittelfeld. Tuchel lobte damals zwar Goretzkas Vielseitigkeit ("Das können nicht viele"), betonte aber auch: "Es gibt keinen Grund, darüber nachzudenken, ob der Innenverteidiger dauerhaft seine Position bleibt. Wir sehen ihn nach wie vor im Mittelfeld."

Die Analyse: Warum Goretzka als Innenverteidiger Sinn ergibt

Dabei bringt Goretzka viele Attribute mit, die ihn für die Position qualifizieren. Mit 1,89 Metern Körpergröße besitzt er die nötige Physis und Kopfballstärke. Seine aggressive Zweikampfführung und sein gutes Stellungsspiel sind unbestritten. Der entscheidende Vorteil könnte aber seine Vergangenheit im Mittelfeld sein: Seine Qualitäten im Spielaufbau und seine Fähigkeit, präzise Pässe zu spielen, könnten der Bayern-Defensive eine neue Dimension verleihen – gerade im dominanten Ballbesitz-System von Kompany.

Eine Chance in der Not?

Die neuerliche Versetzung Goretzkas kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Personaldecke in der Bayern-Abwehr dünn ist und die Zukunft von Dayot Upamecano (Vertrag bis 2026) und Minjae Kim (Verkaufskandidat) ungewiss scheint. Gleichzeitig ist die Konkurrenz im Mittelfeld mit Kimmich, Pavlovic und Bischof riesig. Für Goretzka, dessen eigener Vertrag ebenfalls 2026 ausläuft, könnte die Rolle als flexibler Innenverteidiger eine echte Chance sein, seinen Wert für das Team neu zu definieren und sich für eine Verlängerung zu empfehlen. Seine professionelle Einstellung ("Ich nehme das so, wie es kommt") macht ihn dabei zum idealen Kandidaten für Kompanys flexible Planspiele. Nur sein Gehalt müsste für so einen Schritt ordentliche Einschnitte hinnehmen. Ob Notlösung, Zukunftsmodell oder doch klarer Verkaufskandidat – Goretzka hat erneut bewiesen, dass er für seinen Verbleib in Bayern jede Chance nutzen wird.


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