Hummels mit deutlicher Kritik am BVB
Von Simon Zimmermann

Als TV-Experte für Amazon Prime Video darf Mats Hummels in der Champions League auch seinen Ex-Klub Borussia Dortmund begleiten. Zusammen mit Weltmeister-Kollege Christoph Kramer liefert der 36-Jährige treffende Analysen - und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
So auch vor dem Champions-League-Heimspiel "seines" BVB gegen Villarreal am Dienstagabend. Nach den mäßigen Ergebnissen in den vergangenen Wochen legte Hummels den Finger in die Wunde. Was den ehemaligen Weltklasse-Verteidiger besonders stört: die Besetzung im Mittelfeld.
Hummels & Kramer kritisieren Mittelfeld-Besetzung
Diese sei "ein wenig diffus würde ich beinahe sagen, weil es doch sehr unterschiedliche Spielertypen sind". Hummels erklärte: "Mit den Wechseln und der Rotation kriegst du andere Typen, die sich anders anbieten. Du hast mal einen Sechser, der sich tief fallen lässt, ein anderes Mal hast du Sechser/Achter, die zwischen den Ketten spielen. Dein Spiel verändert sich, du musst dich jedes Mal darauf einstellen."
"Es fehlt ein bisschen die Fantasie dafür, dass es zu noch besseren Leistungen reichen kann."
- Mats Hummels (Amazon)
Mit Blick auf das Personal kann man Hummels in dieser Einschätzung durchaus recht geben. Felix Nmecha, Jobe Bellingham, Marcel Sabitzer und Pascal Groß haben ziemlich unterschiedliche Profile, Stärken und Schwächen und auch andere Verhaltensweisen auf dem Platz.
"Es sind qualitativ gute Spieler im Dortmunder Mittelfeld, aber zu viele unterschiedliche Profile in meinen Augen", betonte Hummels.
BVB 4-0 Villarreal: Die Highlights im Video
BVB stabil, aber ohne Glanz
Heraus kommt zwar eine insgesamt stabilere BVB-Mannschaft im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Spielerischen Glanz sucht man in der Kovac-Truppe aber häufig vergeblich. "Niemand streitet der Mannschaft ab, dass sie will und über 90 Minuten kämpft. Aber es fehlt ein bisschen die Fantasie dafür, dass es zu noch besseren Leistungen reichen kann", so Hummels' knallharte Worte.
Er führte weiter aus: "Man hat das Gefühl, man sieht eine stabile Mannschaft, die die Basics auf den Platz bringt. Aber das ist im negativen auch alles, was man sieht."
"Es fehlen die ganz großen spielerischen Glanzlichter, dass ein Gegner mal fußballerisch auseinander genommen wird. Es gab zwei, drei Ergebnisse wie das 4:1 in Bilbao oder das Spiel gegen Kopenhagen (4:2), die so ein bisschen in die Richtung aussahen, aber die Spiele waren nicht so deutlich."
"Die Fans sehnen sich nach den fußballerischen Glanzlichtern. Aber prinzipiell ist es gut, wie die Mannschaft die Spiele angeht."
- Mats Hummels über den BVB (Amazon)
Selbst das folgende 4:0 gegen Villarreal am Dienstagabend dürfte Hummels nicht eines Besseren belehren. Zwar blieb der BVB erstmals in der Champions League ohne Gegentreffer und gewann am Ende deutlich und verdient. Bis zur Führung kurz vor der Halbzeit tat sich Dortmund aber sehr schwer. Die Rote Karte in Hälfte zwei für Villarreal hatte das Spiel dann komplett verändert und der BVB konnte die Überzahl gekonnt ausnutzen.
Kramer erklärt: Es fehlt die Weltklasse früherer Tage
Kramer stieg in die Hummels-Analyse ein und nannte einen wichtigen Grund, warum die "fußballerischen Glanzlichter" meist ausbleiben: "Sie hatten jahrelang mit Mats und Reus zweimal Weltklasse plus noch einen Weltklasse-Spieler mit Sancho, Dembele, Haaland oder Bellingham. Also dreimal Weltklasse auf dem Platz. Das hast du jetzt nicht mehr."
Kramer weiter: "Der BVB hat gerade mit Schlotterbeck jemanden, der auf dem Weg zur Weltklasse ist. Aber sonst hast du statt dreimal Weltklasse kein Mal Weltklasse mehr. Das muss man einfach so sagen."
Ähnlich wie Hummels sieht aber auch Kramer einen positiven Aspekt: "Jahrelang wurde dem BVB ein Mentalitätsproblem vorgeworfen. Jetzt haben sie eher ein spielerisches Problem, wie man so hört. Das haben sie auch gelöst bekommen. Ich sehe Dortmund voll im Soll."
"Die Mannschaft und der Verein sind im Umbruch. Wenn mir jemand vor der Saison gesagt hätte, Dortmund steht im November 2025 in der Liga so da wie aktuell, hätte ich das aus Dortmunder Sicht so auf jeden Fall unterschrieben."
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