HSV: Polzin findet deutliche Worte über Glatzels Situation
Von Lennart Fitzler

Es ist das derzeit unumgängliche Gesprächsthema beim Hamburger SV: Robert Glatzel ist hinter Ransford Königsdörffer und Yussuf Poulsen nur noch Stürmer Nummer drei und muss den Bankplatz hüten, war im letzten Bundesliga-Spiel gegen Wolfsburg nicht einmal im Kader. Dabei war Glatzel vier Jahre lang der Held in Hamburg.
Jetzt hat sich HSV-Cheftrainer Merlin Polzin noch einmal zu der Thematik geäußert. Im Vorfeld zum DFB-Pokal-Abend beim 1. FC Heidenheim am Dienstag (18:30 Uhr) sagte Polzin auf der Pre-Match-Pressekonferenz in kurzen Worten: "Bobby ist dabei." Immerhin etwas.
Glatzel fährt mit nach Heidenheim zum DFB-Pokal
Ob der 31-Jährige an seiner alten Wirkungsstätte Heidenheim dann aber zum Einsatz kommen wird, ist ungewiss und, wenn man die letzten Wochen betrachtet, eher unwahrscheinlich. "Wir treffen unsere Entscheidungen aus Überzeugung und nicht aufgrund von Dynamik und Energie, die von außen kommt", erklärte Polzin den Medienvertretern.
Glatzel war in der Saisonvorbereitung der Systemveränderung für die Bundesliga zum Opfer gefallen. Polzin erklärte, dass man zuletzt auch gesehen habe, wie sich "unser Fußball verändert hat" und das habe "maßgeblich mit den Jungs zu tun, die auf dem Feld standen". Da würde Bobby nicht zu gehören. Deutliche Worte des Aufstiegstrainers. Hat Glatzel also noch eine realistische Perspektive in Hamburg?
"Wir haben in den zurückliegenden Wochen gesehen, wie sich unser Fußball verändert hat, und das hat maßgeblich mit den Jungs zu tun, die auf dem Feld standen. Da hat Bobby nicht dazugehört."
- Polzin über Glatzels Situation beim HSV
Aus Fan-Perspektive ist das recht einfach zu beantworten: Aber absolut! Schon vor der überragenden Saison von Abgänger Davie Selke war es Glatzel, der regelmäßig für reichlich Tore im Volkspark gesorgt hatte; er wurde sogar zweimal Torschützenkönig der 2. Bundesliga. Im Gegensatz zum jetzt von Polzin bevorzugten Ransford Königsdörffer strahlt der gebürtige Münchner deutlich mehr Torgefahr aus, vor allem wenn er durch Flanken bedient wird. Doch trotz der aktuellen Torflaute der Rothosen schien Polzin nicht umstellen und stattdessen weiterhin auf Königsdörffer setzen zu wollen.
Reservisten-Rolle war von Polzin kommuniziert
Dass Glatzel in der ersten Bundesliga-Saison nach sieben Jahren nur noch eine Reservisten-Rolle spielen könnte, hatte Polzin dem Stürmer schon vor Saisonbeginn in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt. Glatzel hatte seinen Frust offen kundgetan, aber sich dem Team untergeordnet. Polzin nahm das aber sehr wohl positiv auf. "Es ist nicht einfach zu akzeptieren. Aber obwohl er emotional enttäuscht ist, ist sein Verhalten einwandfrei, er versucht sich bestmöglich einzusetzen", sagte der HSV-Cheftrainer.
Die Situation des 31-jährigen Stürmers bleibt weiterhin prekär und für Außenstehende undurchsichtig. Polzin verfolgt sicherlich einen Plan, das veränderte Spielkonzept trug bisher weitestgehend seine Früchte, man konnte Gegner wie Leipzig oder zuletzt Wolfsburg durchaus ins Schwimmen bringen. Nur fehlt eben jemand, der (regelmäßig) Tore schießt.
Polzin gab für Robert Glatzel nur einen Weg vor: "Er hat tagtäglich die Chance, sich anzubieten und es mir so schwer wie möglich zu machen." Es ihm nur schwer zu machen, darf aber nicht Polzins Marschroute bleiben. Der HSV-Coach muss Glatzel auf kurz oder lang auch eine realistische Chance geben – mehr als nur Kurzeinsätze.
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