Gladbach: Schröder bricht mit Virkus-Grundsatz
Von Jan Kupitz

Weil Max Eberl seinerzeit nicht rechtzeitig gehandelt hatte, musste Borussia Mönchengladbach große Namen ablösefrei ziehen lassen: Marcus Thuram, Ramy Bensebaini und Matthias Ginter verließen die Fohlenelf, ohne auch nur einen Cent Ablöse einzubringen. Abgänge, die noch heute schmerzen, denn bei gültigen Verträgen hätte Borussia fette Einnahmen kassieren können und müsste nicht jeden Cent zweimal umdrehen.
Eberls Nachfolger Roland Virkus hatte aus dem Fiasko seine Konsequenzen gezogen und den Mitgliedern versprochen, dass man keinen Top-Spieler mehr ablösefrei verlieren werde. Dafür war Virkus sogar bereit, brisante Maßnahmen zu ergreifen: Weil Nico Elvedi vor zwei Jahren ohne Verlängerung in sein letztes Vertragsjahr gehen wollte, wurde er kurzerhand aus dem Verkehr gezogen.
Virkus übte Druck aus - mit Erfolg. Elvedi rang sich anschließend dazu durch, einen neuen Kontrakt am Niederrhein zu unterschreiben. Von Abschiedsgedanken ist heute keine Spur mehr.
Momentan haben die Gladbacher mit Luca Netz einen weiteren Spieler, der sich aktuell in seinem letzten Vertragsjahr befindet. Wie in dieser Woche bekannt wurde, geht die Tendenz beim Linksverteidiger dahin, kein neues Arbeitspapier zu unterschreiben. Im Sommer könnte Netz ablösefrei wechseln und bei einem neuen Klub ein stattliches Handgeld kassieren.
Die Bild fragte beim neuen Sportchef Rouven Schröder nach, ob er ebenfalls damit liebäugele, den Druck auf Netz nun zu erhöhen, damit sich der 22-Jährige entweder zu einer Verlängerung bekennt - oder zumindest einem Transfer im Winter zustimmt, um eine Ablöse zu generieren.
Doch im Gegensatz zu Virkus, ist Schröder "von solch einem Druck absolut gar kein Freund", wie er klarstellte. "Die Spieler haben Verträge, an die halten wir uns. Natürlich führen wir aber Gespräche, sind mit dem Berater in engem Kontakt. Wir wollen die Jungs überzeugen, ihnen Perspektiven aufzeigen. Und wenn es Interesse an einem unserer Profis gibt, reden wir natürlich darüber auch!"
Einen ablösefreien Abschied von Netz nimmt Schröder ausdrücklich in Kauf. "Das kann passieren", meinte er, "aber aktuell haben wir mit Luca und Lukas Ullrich zwei hervorragende Linksverteidiger, die Leistung bringen. Die Situation ist gut, sie pushen sich gegenseitig."
Der angesprochene Ullrich steht noch bis Sommer 2027 am Niederrhein unter Vertrag. Vertragsgespräche waren in den vergangenen Monaten - damals noch unter Virkus - ohne Ergebnis geblieben. Mal schauen, wie Schröder bei der Personalie weiter verfahren wird.
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