Geniestreiche, Minikrise, Double: Saison-Rückblick der Bayern-Frauen
Von Helene Altgelt

Die Bayern-Frauen konnten in der Saison 2024/25 das Double feiern: Den DFB-Pokal holten die Münchnerinnen nach einigen Aufholjagden verdient, in der Liga kamen sie nach einer Durststrecke zurück. Welche Spielerin war dafür am wichtigsten, was war der Wendepunkt der Saison und wer schoss das schönste Tor? Der Rückblick auf die Spielzeit des FCB.
Beste Spielerin der Saison
Klara Bühl hatte eine starke Saison, ohne Frage – die Bayern werden sich freuen, die Vertragsverlängerung mit der Flügelspielerin eingetütet zu haben. Bühl glänzte mit ihren Vorlagen, aber sie frustriert Bayern-Fans immer noch in manchen Spielen mit ihrer Entscheidungsfindung. Dass Bayern im März und April so dominant wurde, lag aber auch an ihrem Zusammenspiel mit der besten Spielerin der Münchnerinnen – Pernille Harder.
Harder war auf der Zehn in vielen Spielen die wichtigste Akteurin auf dem Platz. Über sie kam der Ball in die heiße Zone, über sie lief es auch dann, wenn die Flanken routiniert abgefangen wurden, und die 32-Jährige stellte ihre Qualitäten ganz in den Dienst des Teams. Mal bereitete sie die Chancen vor, mal schlich sie selbst in den Strafraum – beides beherrscht die Dänin auf sehr hohem Level. Während die 32-Jährige in ihrer Debütsaison bei Bayern teils noch überhastet agiert hatte, ist sie nun richtig in München angekommen.
Bester Neuzugang der Saison
Bayern ging ohne größere Veränderungen in die Saison 2024/25: Alle Stammspielerinnen waren geblieben, nur die Dank veränderte sich. Gute Voraussetzungen für die Titelverteidigungen also – den Bundesliga-Konkurrentinnen dürfte es jetzt schon Angst machen, dass es diesen Sommer wohl ähnlich aussehen wird.
Einige Verpflichtungen tätigte Bayern trotzdem: Lena Oberdorf ist natürlich der Ausrufezeichentransfer und wird langfristig vermutlich am wertvollsten sein, konnte diese Spielzeit aber noch nicht eingreifen. Mit Arianna Caruso verstärkten sich die FCB-Frauen auch in der Winterpause nochmal stark und reagierten so auf die Verletzungsmisere im Mittelfeld.
Aber die wichtigste Verpflichtung war die von Ena Mahmutovic: Die Torhüterin war in ihrer Debütsaison prompt eine der besten der Liga auf ihrer Position. Die 20-Jährige war wegen der Tumor-Erkrankung von Mala Grohs unerwartet früh gefordert – und löste ihre Aufgabe sehr souverän. Mit einer wackligeren Torhüterin, in dieser ohnehin schlechten Phase im Spätherbst, hätte Bayern noch stärker zurückfallen können.
Die Saison in einem Spiel
Im Rückspiel gegen den SC Freiburg konnten die Bayern-Frauen die Meisterschaft festmachen. Das taten sie dann auch, aber nicht ganz ohne Probleme: Hinter dem 3:1-Sieg auf dem Papier verborgen sich eine schwache erste Hälfte, ein Rückstand und schließlich deutlich verbesserte Bayern im zweiten Durchgang – die vor allem dank ihrer starken Standards und Flanken den Sieg und Titel holten. Die Parallelen zu der gesamten Saison liegen auf der Hand: Erwartungsgemäßer Sieg nach streckenweisem Zittern, dank individueller Qualität und vielen Hereingaben.
Wendepunkt der Saison
Im November 2024 wirkten die Bayern-Frauen wie ein angeknockter Boxer, der sich noch gerade so in die nächste Runde retten will. Blaue Flecken hatte die Straus-Elf da schon einige einstecken müssen: Eine verdiente 0:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg, bei der sie ausgecoacht wurden, dann ein 1:1 gegen starke Frankfurterinnen und ein weiterer Punktverlust beim 2:2 gegen den SC Freiburg – das fast ein 1:2 gewesen wäre, hätten die Bayern nicht in der letzten Minute ausgeglichen.
Es blieb keine Zeit, die eigenen Wunden zu lecken, stattdessen war Bayern bald darauf auswärts in der Champions League gefordert. Ein grauer Novemberabend in Norwegen, ein 1:1 gegen Valerenga, das noch trister war als diese Kulisse bei Minusgraden auf Kunstrasen – der Tiefpunkt der Saison. „Frustriert und verärgert“ war Sarah Zadrazil nach dem Spiel, und nicht nur ihr ging es nach einem späten Gegentreffer so.
Die Saison war dabei, zu entgleisen – aber Bayern realisierte das, kämpfte dagegen an, und kam mit einem starken 4:0 gegen Juventus wieder in die Kurve. Der angeschlagene Boxer hatte sich in die Winterpause gerettet. In der konnten die Münchnerinnen sich dann wieder sammeln, und dominierten in der zweiten Hälfte der Saison.
Bestes Spiel der Saison
Fast wäre man geneigt, in den Rubriken des besten und schlechtesten Spiels einfach zwei Halbzeiten der gleichen Partie zu nehmen. Im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinales musste Bayern auswärts in Lyon einen 0:2-Rückstand aufholen – eine fast aussichtslose Lage. Dann aber zeigten die Münchnerinnen 45 Minuten lang eine absolute Topleistung, führten zur Pause verdient mit 1:0.
Bayern war gegen das athletisch stärkste Team Europas voll in der Partie, zeigte eine konzentrierte Leistung und brachte wohl auch die größten Pessimisten ein wenig zum Träumen. In der zweiten Hälfte regnete es dann aber vier Gegentore, und aus der Traum. Nach dem Kraftaufwand in der ersten Halbzeit war das wohl nur logisch.
Das beste Spiel über 90 Minuten war stattdessen das 3:1 gegen den VfL Wolfsburg: Die Begegnung im März war von Debatten über Anstoßzeit (Freitag, 16:55) und Anstoßort (Bayern-Campus, statt Allianz Arena) überschattet worden, aber Bayern zeigte auf dem Rasen eine ganz starke Leistung. 60 Minuten lang sahen die Wolfsburgerinnen überhaupt kein Land – Pernille Harder lief gegen den Ex-Klub zur Höchstform auf, Bayern war vor allem defensiv auf der Höhe und offensiv effizient. In anderen Partien waren sie vorne noch dominanter, doch gerade weil es in der Verteidigung 2024/25 sonst nicht immer so gut lief, ist dieses 3:1 das beste Saisonspiel gewesen.
Schlechtestes Spiel der Saison
Von ihrer schlechtesten Seite präsentierten sich die Münchnerinnen dagegen im Hinspiel gegen Lyon. Gegen eins der besten europäischen Teams ist es hart, aber das 0:2 zuhause gegen Lyon war doch ein arger Realitätscheck. Trotz einer Topleistung von Mala Grohs, die ein Comeback mitsamt pariertem Elfmeter feierte, war Bayern weit davon entfernt, mithalten zu können.
Bayern hatte einige Momente in der ersten Hälfte, aber Lyon konnte stets den Druck erhöhen und wieder das Spiel an sich reißen. Ein ernüchternder Abend für die Münchnerinnen. Die Erwartungshaltung für die nächsten Jahre ist klar: Eine erfolgreiche Saison soll nicht mehr nur den Titel in der Frauen-Bundesliga beinhalten, sondern auch engere Spiele auf höchstem internationalem Level. Bis dahin ist noch ein ordentlicher Weg zu gehen.
Schönstes Tor der Saison
Bei Titeln kann es im deutschen Frauenfußball mit Bayern niemand aufnehmen, in der Statistik der schönsten Tore führt allerdings Werder Bremen – mit Distanzschüssen der Extraklasse und Fallrückziehern konnte Bayern nicht aufwarten. Einige hübsche Buden zauberten die Münchnerinnen dennoch auf den Rasen.
Das schönste davon kam von Momoko Tanikawa: In der Nachspielzeit des Pokal-Viertelfinales gegen Frankfurt zeigte das junge Offensivtalent eine Leistung, an die sich Bayern-Fans noch lange erinnern werden. Erst legte sie das 2:1 von Viggosdottir sehenswert mit hübschem Dribbling vor, dann traf sie selbst mit einem herrlichen Distanzschuss zur Vorentscheidung. Wem Momoko Tanikawa vor dieser Gala noch kein Begriff war, dem war sie es danach mit Sicherheit.
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