Frauen-Bundesliga 2024/25: Die 5 besten Außenverteidigerinnen

Zum Ende der Saison gibt es das 90min-Ranking auf jeder Position in der Frauen-Bundesliga. Welche fünf Spielerinnen konnten am meisten überzeugen? Hier: die Außenverteidigerinnen.
Die besten Außenverteidigerinnen der abgelaufenen Bundesliga-Saison
Die besten Außenverteidigerinnen der abgelaufenen Bundesliga-Saison / IMAGO/90min-Edit
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Die Außenverteidigerinnen sind vielleicht die unterschätzteste Position im Fußball. Wohl niemand kommt so selten bei individuellen Ehrungen vor - noch weniger als Torhüterinnen, die immerhin mit ihren Paraden glänzen, oder Zweikampfmonster in der Innenverteidigung.

Aber eine richtig gute Außenverteidigerin kann das Spiel ihres Teams eigenhändig verändern, über ihren Flügel immer wieder nach vorne stoßen und idealerweise die gegnerischen Stürmerinnen neutralisieren. Wem gelang das in der Saison 2024/25 am besten? Das 90min-Ranking für die Frauen-Bundesliga (Statistiken via fbref.com, Fotmob und Soccerdonna.

5. Nina Lührßen (Eintracht Frankfurt)

Italy U23 Women's v Germany U23 Women's - International Friendly
Frankfurts Nina Lührßen ist auch U23-Nationalspielerin des DFB / Simone Arveda/GettyImages

Lührßen liegt ligaweit auf Platz 5 im Ranking derjenigen Spielerinnen, die mit ihren Aktionen die meisten Schüsse kreierten. Hinter Klara Bühl, Svenja Huth, Laura Freigang und Carolin Simon zu landen, ist keine Schande. Lührßen verhalf ihrem Team, Eintracht Frankfurt, zu 77 Schüssen. Gerade in der starken ersten Saisonhälfte von Frankfurt, als die Adlerträgerinnen sich auf ihrem Höhenflug befanden, war Lührßen stark.

Daran konnte die 25-Jährige, im vergangenen Sommer aus Bremen gekommen, in den wichtigen Spielen der Rückrunde nicht ganz anknüpfen - im Vergleich zu dem Hinrunden-Ranking von 90min fällt Lührßen daher zwei Plätze herunter, bleibt aber dennoch in den Top 5.

Im Ligaspiel gegen Bayern war die Linksverteidigerin überfordert, fast alle Bayern-Attacken liefen über ihre Seite - beim 1:6 gegen Wolfsburg lief es für sie nicht besser, wobei hier als entschuldigender Faktor gelten darf, dass das gesamte Team einen Totalausfall hatte. Falls sie physisch zulegt, wäre schon einiges gewonnen.

Lührßens offensive Verdienste sichern ihr dennoch einen Platz in unserer Top 5. Mit ihren starken Flanken konnte sie Verena Hanshaw sehr gut ersetzen, und fügte sich nach ihrem Wechsel schnell ein.

4. Lynn Wilms (VfL Wolfsburg)

Lynn Wilms
Ein Unruheherd: Lynn Wilms / Stuart Franklin/GettyImages

Lynn Wilms wird den VfL Wolfsburg im Sommer verlassen, und das ist nicht nur für Fans der Wölfinnen schade. Denn mit Wilms wurde es nie langweilig. Mit unermüdlichem Eifer rannte sie für Wolfsburg vier Jahre lang ihren rechten Flügel hoch und runter, sie schlug Flanke um Flanke und scheute es nicht, in den Zweikampf zu gehen - auch dann, wenn es nicht die beste Idee war.

Die Vornamen der Lynn Anke Hannie Wilms mögen altmodisch klingen, ihr Spielstil ist es jedenfalls nicht. Mit vier Toren und vier Vorlagen war Wilms im Offensivspiel des VfL eine wichtige Spielerin, keine Außenverteidigerin spielte mehr Chancen heraus als sie. Ein Expected-Assists-Wert von 4,8 ist für eine Außenverteidigerin extrem stark, Wilms ist in allen Parametern der Chancenkreation und des Offensivspiels weit vorne.

Weniger rosig sieht es beim Verteidigen aus, die meisten Bundesliga-Fans werden sich wohl auch an Szenen erinnern, in denen Wilms mal zu spät kam. Das vorausschauende Verteidigen ist nicht ihre große Stärke und sie kommt gerne mal zu spät, dafür schlägt sich die Niederländerin in Zweikämpfen ordentlich. Ihr Energielevel zu ersetzen, wird für Wolfsburg nicht einfach - wer gegen sie als rechte Flügelspielerin antrat, war plötzlich genauso sehr Verteidigerin wie Stürmerin.

3. Carolin Simon (FC Bayern München)

FC Bayern München v SC Freiburg - Google Pixel Women's Bundesliga
Carolin Simon von Bayern München in Aktion / EyesWideOpen/GettyImages

So schön wie Carolin Simon können nur wenige Spielerinnen die Kugel in den Strafraum zirkeln - ob per Ecke, Freistoß oder Flanke. Die 32-Jährige kann mit dem Ball am Fuß viel - das wissen auch die Mitspielerinnen: 1743 Mal war Simon diese Saison am Ball, nur eine Bundesligaspielerin kann das toppen. Bei den progressiven Pässen führt Simon sogar die Statistiken an - für eine Außenverteidigerin ist das durchaus beachtlich.

Simon interpretiert ihre Rolle, wie auch Gwinn auf der anderen Seite, sehr offensiv und agiert teils wie eine Mittelfeldspielerin. Ihr Zusammenspiel mit Klara Bühl hat sich diese Saison nochmal verbessert. Simon war diese Saison ein sehr wichtiger Faktor dafür, dass sich Bayern in der Rückrunde nochmal stark verbesserte - ihre Spielstärke würden sich wohl viele Teams wünschen.

Zur Wahrheit gehört auch: Simon war noch nie die Schnellste, in der Rückwärtsbewegung hat sie teils Probleme. Bayern konnte diese Schwächen diese Saison im Kollektiv aber gut kaschieren.

2. Janou Levels (Bayer Leverkusen)

Janou Levels, Lydia Andrade
Nicht leicht zu stoppen: Janou Levels (rechts) / Inaki Esnaola/GettyImages

Vielleicht das beste Gesamtpaket aus Verteidigung und Offensive in unserem Ranking. Janou Levels hat vielleicht Glück, dass sie nach einer sehr erfolgreichen Saison bei Leverkusen nun zu Wolfsburg wechselt und nicht in die englische Women's Super League, denn dort hätte sie sich vor Wortwitzen nicht retten können (there's levels to her game...)

Die Niederländerin war eine der Erfolgsgarantinnen dieses starken Leverkusener Teams, das zwischendurch sogar ganz oben anklopfte. Ein ganz starkes Empfehlungsschreiben gegen die zukünftigen Arbeitsgeberinnen aus Wolfsburg schrieb sie sich selbst beim 1:0-Sieg gegen die Wölfinnen, als sie gegen Lynn Wilms - die sie nun ablöst - ein sehr solides Spiel zeigte und auch offensiv Akzente setzte.

Levels gelang das Kunststück, gute Leistungen in der Verteidigung - besonders stark ihr Einsatz im Gegenpressing - mit viel Offensivdrang in der linken Verteidigung zu kombinieren. In den Spielen gegen die Topteams geriet Levels teils noch an ihre Grenzen, und ihre Passgenauigkeit (63,9%) ist ausbaufähig, besonders bei langen Pässen. Ihr Talent hat die 24-Jährige diese Saison dennoch definitiv schon gezeigt.

1. Giulia Gwinn (FC Bayern München)

Giulia Gwinn
Giulia Gwinn: Gesetzt bei Bayern / Pau Barrena/GettyImages

Giulia Gwinn ist Kapitänin der DFB-Frauen, und sie ist bereits seit 6 Jahren ein Gesicht - wenn nicht das Gesicht schlechthin - der Bayern. Die 25-Jährige gehört also zu den Spielerinnen, die eigentlich unangreifbar sind. Wenn sie auf Topniveau spielt, ist sie die beste Außenverteidigerin der Liga - in der Spielzeit 2024/25 konnte sie dieses nicht immer abrufen, aber es reicht trotzdem für Platz 1. Das spricht für Gwinns Qualitäten.

Ihre butterweichen Flanken ergänzen die fies gedrehten Hereingaben von Klara Bühl perfekt, und sorgen dafür, dass einfach niemand die Bayern in der Luft verteidigen konnte. Gwinn zeigte auch 2024/25 wieder ihre typischen Sololäufe, sie war sehr ins Spiel ihres Teams eingebunden. Dennoch war Gwinn in früheren Saisons selbst torgefährlicher, ohne dass sich das Defensivverhalten stark verändert hätte. Das Verteidigen hat sich bei ihr verbessert, bleibt aber ausbaufähig - was sich diese Saison auch teils in den Spielen der DFB-Frauen zeigte.

Das ist Kritik auf hohem Niveau, und Gwinn gehört trotz allem zu den effizientesten Außenverteidigerinnen. Aber es bleibt das Gefühl, als hätte sie den nächsten Entwicklungsschritt nicht getan, als bliebe da noch Potenzial für mehr. Das Gesicht des Titels war Gwinn dieses Jahr nicht - die beste Außenverteidigerin der Liga schlicht wegen ihrer Konstanz und Arbeitsrate schon.


Honorable Mentions

Sarai Linder ist ein anderer Spielertyp als viele in dieser Liste, da ihre primäre Stärke im Verteidigen statt im Spiel nach vorne liegt. Das machte die Wolfsburgerin auch diese Saison ordentlich, allerdings würden der Linksverteidigerin ein wenig mehr offensive Akzente dennoch gut tun. Ebenfalls ein eher unauffälliger Typ ist Beke Sterner - die Essenerin fliegt oft ein wenig unter dem Radar und konnte diese Saison, auch weil es bei der SGS generell etwas mehr haperte, nicht ganz so viel zeigen wie in der letzten. Dennoch ist die 22-Jährige eine Spielerin, die man zukünftig im Auge behalten sollte.

Im Tandem mit Cora Zicai zeigte auch Freiburgs Kapitänin Lisa Karl auf ihrer rechten Seite starke Leistungen und trieb die Offensive der Breisgauerinnen stark an. Und bei Hoffenheim wurde Stürmerin Jill Janssens, mit der Nummer 9 auf dem Rücken, in vielen Spielen zur Außenverteidigerin umgewandelt. Ein unorthodoxer Schachzug von Theodoros Dedes, der aber nicht so schlecht aufging.


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