Flexibilität ist nicht alles: Die verzwickte Situation mit Raphaël Guerreiro
Von Florian Rümmele

Im modernen Fußball sind vielseitige Spieler sehr gefragt. Akteure, die mehrere Positionen bekleiden können, gelten zwar als wichtige Kadermitglieder haben aber ein großes Problem: Sie werden oftmals von Position zu Position geschoben und können sich daher nur schwer zum "Experten" für eine taktische Aufgabe entwickeln. Außer sie heißen Philipp Lahm. Der Ex-Nationalspieler hätte womöglich auch einen passablen Mittelstürmer abgegeben, wenn ihn Pep Guardiola in der Offensive denn eingesetzt hätte.
Raphaël Guerreiro ist kein Phillip Lahm. Und das ist auch kein Grund zur Schande. Der Portugiese, seit 2023 beim FC Bayern aktiv, hat zwar einen ähnlich tiefen Körperschwerpunkt wie der Weltmeister-Kapitän, aber die spielerische Klasse, das taktische Verständnis und das Zweikampfverhalten sind beim 31-Jährigen lange nicht so ausgebildet wie bei der FCB-Legende.
Guerreiro ist ein Spieler, der in München auf Grund seiner Vielseitigkeit geschätzt wird. Beim FCB hat der Europameister von 2016 schon so manche Position ausgefüllt. Sein erstes Spiel im November 2023 machte er auf der Acht, es folgten Einsätze als Rechts- und Linksverteidiger. Auch im linken Mittelfeld und als Zehner wurde der Ex-Dortmunder das ein oder andere Mal eingesetzt.
Notgedrungen Stammspieler: Linksverteidiger Guerreiro beim FCB
Seit der Verletzung von Alphonso Davies hat Guerreiro seinen Platz auf der linken Abwehrseite gefunden. Doch bei aller Vielseitigkeit muss man festhalten, dass der 1,70 Meter große FCB-Akteur defensiv schon seine Probleme hat. Guerreiro ist zwar spielintelligent und verfügt über eine gute Technik, er ist allerdings nicht der schnellste Spieler und hat – körperbedingt – bei einrückenden Offensivspielern Schwierigkeiten im Luftzweikampf. Auch stand er als linkes Glied in der Viererkette oftmals falsch und hat so die ein oder andere gefährliche Situation heraufbeschworen.
Der FC Bayern hat vor der letzten Saison die Schwachstelle erkannt und mit Hiroki Ito einen Spieler verpflichtet, der beim VfB Stuttgart in der Innen- und Außenverteidigung eingesetzt wurde. Als Linksverteidiger bestritt der Japaner 22 Bundesliga-Spiele für die Schwaben, für den FCB verletzungsbedingt allerdings erst drei.
Die Idee hinter dem Transfer war klar: Ito sollte der Linksverteidiger-Backup zu Davies und Guerreiro als Achter eingesetzt werden. Einer Position, die seinen Stärken eher gerecht wird. Nun ist die Situation bekanntermaßen eine andere und Guerreiro geht quasi konkurrenzlos als Stamm-Linksverteidiger in sein letztes Vertragsjahr beim Rekordmeister. Doch diese fest zugeordnete Position konnte Guerreiro nicht zur vollen Zufriedenheit ausfüllen. Mit Josip Stanisic erhielt unlängst Bayerns Abwehr-Allrounder den Vorzug gegenüber dem zweifachen Pokalsieger. Eine Rochade, die etwas mehr defensive Stabilität brachte.
AC Mailand mit Interesse an Guerreiro? Ein Verkauf macht Sinn!
Wie geht es weiter für Guerreiro? Eine Vertragsverlängerung in München scheint aktuell keine Priorität zu haben, mit der AC Mailand hat sich zuletzt ein Verein gemeldet, der einen sofortigen Transfer vollziehen möchte. Sollte der FC Bayern seinen momentan einzig verfügbaren Linksverteidiger abgeben?
Die Antwort kann nur "Ja" lauten. Der FC Bayern muss langfristig denken und benötigt echte Defensivspezialisten auf den Außenbahnen. Gerade bei einem Spielstil, der sehr offensiv und risikoreich ist. Wenn man dem Portugiesen diese Rolle nicht mehr zutraut, sollte man bis zur Genesung von Davies die Spielzeit anders verteilen. Entweder an Stanisic oder an das Talent Adam Aznou, der von Kompany bis dato links liegen gelassen wird.
So oder so: Guerreiro kann für den FC Bayern nicht die Lösung sein. Er ist nämlich kein Philipp Lahm. Und leider auch kein Konrad Laimer, der postitionsfremd auf der rechten Seite offensive Akzente setzt und defensiv stabil steht.
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