FC Bayern: Eberl-Klartext zu Hoeneß, Kader-Planung & Neuer
Von Simon Zimmermann

Seit März 2024 ist Max Eberl Sportvorstand beim FC Bayern. Der 52-Jährige übernahm beim Rekordmeister die sportlichen Geschicke in einer schwierigen Phase. Die erste Herkulesaufgabe war es für Eberl, endlich wieder einen Cheftrainer zu finden, mit dem man langfristig planen kann.
Nach dem gescheiterten Tuchel-Experiment taten sich die Bosse an der Säbener Straße aber reichlich schwer, einen Nachfolger zu präsentieren. Am Ende setzte sich Eberl mit der Verpflichtung von Vincent Kompany durch. Der Belgier galt zwar nur als C- oder gar D-Lösung, wurde für die Bayern aber zum offensichtlichen Glücksfall.
Eberl sieht Kompany-Verpflichtung als wichtigste Entscheidung
Das sieht auch Eberl so. "Wenn ich heute mit Abstand darauf schaue, war es das Wichtigste, einen sehr guten Trainer zu finden, mit dem wir von Beginn an langfristige Pläne entwickeln konnten. Das ist uns mit Vincent Kompany gelungen, wie die Vertragsverlängerung bis 2029 zuletzt noch mal unterstrichen hat", beonte er im Gespräch mit der Sportbild.
"Wenn man ein Bild kreieren möchte, würde ich sagen, dass in der Zeit immer wieder viel Staub aufgewirbelt wurde und man einen klaren Blick behalten musste, worauf es ankommt. Im Sommer 2024 hatten wir keinen Titel, nicht mal die Vizemeisterschaft hinter Leverkusen. Wir hatten keinen Trainer und dazu eine gehemmte Mannschaft, die insgesamt unglücklich war", blickte Eberl auf seinen Start als Sportchef in München zurück.
Eberl spricht über Verhältnis zu Hoeneß
Doch nicht nur die Suche nach sportlicher Stabilität sorgte in Erberls bisherigen Amtszeit für Wirbel. Auch die ständigen öffentlich ausgetragenen Konflikte mit Klub-Patron Uli Hoeneß sorgten nicht gerade dafür, dass Eberls Position gestärkt wurde.
Höhepunkt war sicherlich der Hoeneß-Auftritt im Sport1 'Doppelpass' als er Eberl als "empfindlich" bezeichnete.
"Ich habe die Sendung nicht gesehen. Ich kannte aber Ulis Gedanken und wusste, was ihm wichtig ist. Für mich ist es auch ein positives Merkmal, empfindlich zu sein, denn es zeigt, wie emotional man dabei ist und wie sehr man für den Verein brennt und bereit ist, ihn auch im Sinne der prägenden Vorgänger weiterzuführen. Die Art und die Emotionalität, mit der Uli und ich den FC Bayern leben und verteidigen wollen, ähneln sich in meinen Augen", meinte Eberl dazu.
Meinungsverschiedenheiten als Beitrag zum Erfolg
"Das war teilweise auch ein Zusammenrütteln in den letzten Monaten, in denen es auch zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten kam. Intern wie extern."
- Max Eberl (Sportbild)
Aus Eberls Sicht ist das Verhältnis zu Hoeneß intakt: "Wir haben uns schon vor unserer Jahreshauptversammlung getroffen, da hat Uli betont, dass ihm unser Weg gefällt. Während der Sitzung hat er im Spaß zu mir gesagt: 'Ich bin schon gespannt, wann der nächste Keil zwischen uns getrieben wird.'"
Eberl weiter: "Es geht aber nicht nur um Uli Hoeneß. Das war ein Prozess, den wir alle miteinander machen mussten. Uli, Karl-Heinz Rummenigge, Jan-Christian Dreesen, Herbert Hainer und ich. Das war teilweise auch ein Zusammenrütteln in den letzten Monaten, in denen es auch zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten kam. Intern wie extern. Das Ganze hat dann aber sehr dazu beigetragen, dass wir dort stehen, wo wir heute sind. Wir wissen, dass es auch mal unterschiedliche Meinungen gibt, wir wissen aber vor allem auch, was wir aneinander haben."
Zuvor hatte schon Hoeneß im OMR-Podcast ähnliche Einblicke geliefert. Immer wieder schalteten sich der Ehrenpräsident und Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge in die Transfer-Strategie des Rekordmeisters ein. Auch diesen Sommer habe es "viele heiße Diskussionen" gegeben, so Hoeneß.
"Ich muss zugeben, wir haben uns hier in diesem Raum gefetzt ohne Ende, mit Max, mit Jan-Christian Dreesen, aber am Ende haben wir uns zusammengerauft", erklärte Hoeneß weiter. Das Ergebnis habe ihnen aber recht gegeben: "Was Sie jetzt im Moment sehen bei Bayern München, ist das Ergebnis von vielen heißen Diskussionen, die dazu geführt haben, dass dieser Verein jetzt sehr gut dasteht."
Die neue Bayern-Strategie trägt finanzielle Früchte
Das sieht auch Eberl so. Das berühmte Festgeldkonto scheint wieder praller geworden zu sein: "Wir haben begonnen, uns wieder Fett anzufressen."
"Wir versuchen, weiter kostensparend den bestmöglichen Kader zu bauen."
- Max Eberl (Sportbild)
Der eingeschlagene Weg - auch die Gehaltsstrukturen anzupassen - müsse aber weiter fortgesetzt werden. "Das ist kein Prozess, der von heute auf morgen abgeschlossen ist, wir haben ja auch noch bestehende Verträge mit ihren jeweiligen Laufzeiten, die es selbstverständlich zu respektieren gilt. Wir versuchen, weiter kostensparend den bestmöglichen Kader zu bauen, sind aber auch in einem Prozess, in dem wir eine Verlängerung tätigen wollen, die ihren Preis hat", betonte Eberl.
Gemeint ist hier Dayot Upamecano, bei dem die Entscheidung am Ende aber keine finanzielle sein soll, wie Eberl erklärte. "Vincent, Christoph [Freund] und ich haben ihn sehr unterstützt und wollen den Weg weitergehen, den wir mit ihm eingeschlagen haben und ihn in der Blüte seiner Karriere gern behalten. Er wäre für uns der interne Königstransfer", so Eberl.
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"Wir werden an gewissen Punkten über Einsparungen reden, ja. Das hängt auch vom Alter, dem Kader und einer veränderten Gehaltsstruktur ab. Das können die Spieler annehmen oder wie im Fall Leroy Sané auch mal nicht annehmen. Dann geht man sauber auseinander", erklärte Eberl weiter.
Eberl fordert Neuer im WM-Tor
Eine Vertragsverlängerung könnte indes auch bei Manuel Neuer anstehen. Der Kapitän zeigt in dieser Saison starke Leistungen - das Karriereende könnte sich daher verschieben. Womöglich wird Neuer mit Blick auf die WM 2026 auch wieder zum ernsthaften Thema im DFB-Team. Für Eberl wäre das nur logisch:
"Ja!", antwortete er auf die Frage, ob Neuer mit zur WM muss. "Er ist der beste Torwart Deutschlands! Wir sind unglaublich froh, dass wir mit ihm verlängert haben und er gesund ist. Ihm helfen die Urlaube, wenn Länderspielpausen sind. Aber: Er brennt total."
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