EsteWOW! Ein 18-Jähriger verzaubert den Weltfußball
Von Fabian Küpper

Die Liste an legendären brasilianischen Flügelspielern ist lang: Von Paradiesvogel Garrincha über Rivaldo und Ronaldinho bis hin zu Neymar. Sie alle verzauberten mit Tricks, Dribblings und Toren die Massen, ließen es dabei jedoch kinderleicht aussehen.
Estêvão Willian Almeida de Oliveira Gonçalves, kurz Estêvão, wird von diesen Legenden als Kind mit Sicherheit auch gehört haben. Jetzt schickt er sich an, in ihre Fußstapfen zu treten – mit gerade einmal 18 Jahren. Doch sein Potenzial ist grenzenlos. Ein Beispiel gefällig? Nike nahm ihn 2018 unter Vertrag, da war Estêvão gerade einmal zehn Jahre alt. Er ist der jüngste Spieler, der je einen Sponserendeal von Nike bekam.
Für João Paulo Sampaio, den Nachwuchsleiter von Estêvãos Jugendklub Palmeiras ist er "der beste Spieler, den der brasilianische Fußball seit Neymar hervorgebracht hat." Er sagte: "Wenn man ihn sieht, verliebt man sich."
Breakout-Party gegen Barca
Der FC Barcelona dürfte eher andere Gefühle hegen, wenn jetzt der Name Estêvão fällt. Schließlich konnte Außenverteidiger Alex Balde einem fast Leid tun. Der 18-Jährige spielte ihm einen Knoten nach dem anderen in die Beine. Sein Tor war die Krönung einer echten Gala-Vorstellung – und das vor den Augen des gleichaltrigen Lamine Yamals, der gemeinhin als der kommende globale Superstar gilt.
Doch spätestens seit Dienstag ist klar: Mit Estêvão hat er einen neuen Rivalen, der ihm mindestens einmal ebenbürtig werden kann. Für die Chelsea-Fans ist die Frage, wer von beiden besser ist, ohnehin schon geklärt. "Du bist nur ein mieser Estêvão", sangen sie in Richtung von Yamal.
Robben 2.0?
Dabei vereint der Brasilianer genau das, was auch die großen brasilianischen Flügelstürmer vor ihm auszeichnete: ein unglaubliches Dribbling gepaart mit einem hohen Tempo und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Vor allem sein Dribbling steht dem Yamals in nichts nach: 3,45 Mal tanzt er pro Spiel den Gegner aus. Damit rankt er im Vergleich zu allen Flügelstürmern aus den fünf besten Ligen im 99. Percentile, gehört hier also zu Europas Besten.
Dabei sind in seinem Spiel auch Parallelen zu Arjen Robben zu erkennen. Als Linksfuß auf dem rechten Flügel liebt es der 18-Jährige wie einst der Niederländer mit vollem Tempo nach innen zu ziehen und dort dann entweder selbst den Abschluss zu suchen oder seine Mitspieler einzusetzen.
Kampf der Kulturen
Auch wenn beide auf derselben Position spielen, so interpretieren sie Estêvão und Yamal also vollkommen unterschiedlich. Während der Brasilianer ein sogenannter inverser Flügelspieler ist, agiert Lamine eher wie ein klassischer Außenstürmer. Das heißt: Viele Läufe zur Grundlinie, Dribblings in die Mitte gibt es nicht so häufig.
Und es ist gerade das, was dieses Duell zwischen beiden so interessant macht. Während Lamine seine Mitspieler mehr einsetzt, hat Estêvão einen stärkeren Drang zum Tor und dazu selbst abzuschließen. Es ist ein Kampf der Philosophien zwischen den beiden 18-Jährigen, der den Weltfußball in den kommenden Jahren beziehungsweise Jahrzehnten prägen wird.
Demut und Dankbarkeit
Aber nicht nur hier unterscheiden sich die beiden Flügelstürmer. Sondern auch in ihrem Verhalten abseits des Platzes. Während es bei Yamal immer wieder Gerüchte und Berichte über Partys, Beziehungen und Ähnliches gibt, sucht man bei Estêvão nach solchen Artikeln vergebens.
Sein Trainer Enzo Maresca hob bei seinem Talent seine Bodenständigkeit, Arbeitsmoral und seine Einstellung hervor — das mache ihn besonders vertrauenswürdig, erklärte er. Auch Estêvãos Ex-Trainer bei Palmeiras, Abel Pereira, lobte seinen Charakter. "Ihr habt einen tollen Spieler gekauft, aber mehr noch habt ihr einen tollen Menschen geholt", sagte er zu den Chelsea-Verantwortlichen.
Kommender Superstar
Der Brasilianer ist also nicht nur auf dem Platz überragend, sondern besitzt anders als zum Beispiel Neymar in jungen Jahren, eine gesunde Portion an Demut und Bodenständigkeit. In Verbindung mit seinem Talent ist das eine Kombination mit Potenzial. Carlo Ancelotti, der Estêvão bei der brasilianischen Nationalmannschaft trainiert, reichte schon ein Einsatz des 18-Jährigen aus, um Brasilien mit ihm eine "eine große Zukunft" zu prophezeien.
Die 34 Millionen Euro, die Chelsea einst in die Hand nahm, scheinen also richtig gut investiert zu sein, das ist spätestens seit Dienstag klar. Vermutlich haben sich seither sich noch mehr Menschen in Estêvão verliebt – bis auf Fans des FC Barcelona und Lamine Yamal vielleicht.
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