Eintracht-Kapitän im Formloch: Toppmöller trifft Koch-Entscheidung
Von Simon Zimmermann

Eintracht Frankfurt steckt in der Krise. Nur einen Punkt konnte die SGE in den letzten vier Pflichtspielen einfahren. In der Champions League kassierte man die zweite 1:5-Klatsche in Folge. Das Gesicht der Krise ist die wacklige Defensive. 23 Gegentore setzte es allein in den letzten sechs Partien.
Mit dem Torwartwechsel von Kaua Santos zurück zu Michael Zetterer hat Trainer Dino Toppmöller vor dem Duell gegen Liverpool bereits eine einschneidende Maßnahme getroffen. Auf eine weitere will er vorerst verzichten.
Die hätte wohl Kapitän Robin Koch betroffen. Der Frankfurter Abwehrchef ist seit Wochen völlig außer Form. Der 29-Jährige ist aktuell viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er der SGE-Abwehr Stabilität und Führung verleihen könnte. Auch gegen Liverpool sah der 15-fache Nationalspieler in vielen Situationen schlecht aus.
Toppmöller will an Koch festhalten: "Er wird da rauskommen"
Vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli (Samstag, 15:30 Uhr) sprang Toppmöller seinem Spielführer vehement zur Seite. "Wenn man sieht, mit welcher Konstanz Robin seit seinem Wechsel. bei uns gespielt hat, ist es natürlich nicht schön, dass er da gerade nicht rankommt. Aber auch menschlich. Er hat unsere komplette Unterstützung und das totale Vertrauen. Er wird da rauskommen", so Toppmöller auf der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag.
Der SGE-Coach machte damit auch deutlich, dass er nicht daran denkt, Koch zunächst auf die Bank zu setzen. Viele Alternativen hat er ohnehin nicht zur Verfügung. Auch Nebenmann Arthur Theate ist im Formloch, ähnliches gilt für Nnamdi Collins. Bleibt nur noch Aurele Amenda, der zuletzt gegen Freiburg und Liverpool in der Startelf stand.
Beim Sport-Club agierte die Eintracht in einer Viererkette, gegen die Reds ließ Toppmöller mit drei Innenverteidigern spielen. Gegen St. Pauli scheint eine Viererkette wieder wahrscheinlicher zu sein. Offen wäre dann, ob Theate oder Amenda neben Koch in der Startelf stehen. Ersterer könnte auch erneut als Linksverteidiger auflaufen, sollte Nathaniel Brown offensiver aufgestellt werden.
Kapitänsamt kann nicht die Begründung für Kochs Formloch sein
So oder so, ein Sieg gegen ebenfalls kriselnde Paulianer ist am Samstag Pflicht, um den Anschluss an die oberen Tabellenplätze nicht zu verlieren und endlich wieder für Selbstvertrauen am Main zu sorgen. Trotz seiner Formkrise soll Koch als Kapitän vorangehen.
Dass die Last des neuen Amtes bei Koch eine Rolle spielt, glaubt Toppmöller indes nicht: "Das ist Spekulation. Ich glaube nicht, dass es was mit dem Kapitänsamt zu tun hat. Das müsste man natürlich ihn selbst fragen. Ich glaube es aber nicht." Am Ende hielt Toppmöller fest: "Natürlich muss Robin sich da rausboxen."
Weil er seit dieser Saison fester erster Kapitän der Mannschaft ist, führen einige dies als Argument für Kochs Krise an. Allerdings hatte er die Eintracht auch schon zuvor in Kevin Trapps Abwesenheit häufiger als Spielführer aufs Feld geführt. Kaum vorstellbar, dass dieses Argument stichhaltig ist.
Auch nicht, dass es etwas mit seiner Vertragsverlängerung im Juni zu tun hat. Nachdem sich Koch auch Gedanken über einen Wechsel gemacht haben soll (unter anderem galt Leverkusen als interessiert), verlängerte der 29-Jährige schließlich bis 2030 in Frankfurt und gehört nun zu den Topverdienern im Team. Dem Vernehmen nach kassiert Koch über 3,5 Millionen Euro plus Boni.
Festzuhalten bleibt, dass jeder Spieler auch mal durch ein Tal gehen kann. In der jüngeren Vergangenheit hat Koch sich auch immer wieder angeschlagen in den Dienst der Mannschaft gestellt. Ob eine nicht perfekte körperliche Verfassung der Grund für sein Tief ist, bleibt aber ebenso reine Spekulation.
Hat Krösche bei Tuta einen Fehler gemacht?
Die wahrscheinlichste Begründung besteht aus vielen Faktoren. Ein wichtiger könnte sein, dass die Mannschaft insgesamt defensiv keine Stabilität zeigt. Womit man auch einen kritischen Blick auf die Kaderplanung von Sportvorstand Markus Krösche werfen kann, der ansonsten häufig und zurecht für sein gutes Händchen gefeiert wird.
Auf den Abgang von Tuta hat man nicht reagiert, stattdessen sollte der Brasilianer mit dem vorhandenen Personal ersetzt werden. Tuta war als Defensiv-Allrounder aber ein wichtiger Stabilisator, der hin und wieder auch als Abräumer vor der Abwehr agierte. Ein solcher Spieler fehlt aktuell aber.
Ellyes Skhiri könnte das sein, läuft seiner Form aber auch hinterher. Die übrigen zentralen Mittelfeldspieler haben ihre Stärken mit dem Ball. Diskussionen darüber werden in Eintracht-Kreisen schon länger geführt. Auflösen kann man sie vorerst nur im Verbund. Ein verbesserter Koch kann da nicht der alleinige Heilsbringer sein.
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