Droht Schlotterbeck der Hummels-"Fehler"?
Von Leonard Schmidt

Als Mats Hummels am Dienstagabend bei Amazon Prime über Nico Schlotterbecks Zukunft sprach, wirkte das fast wie ein Spiegelbild seiner eigenen Karriere. Schlotterbeck wird nächste Woche 26 Jahre alt, steht vor einem langfristigen Vertrag und einem möglichen Schritt, der seine Karriere prägen würde.
Hummels nannte ihn "Weltklasse", betonte, wie viele Türen ihm offenstehen – und wie gewaltig die Entscheidung sei. Genau diese Worte lassen in Dortmund Erinnerungen wach werden. Denn 2016 stand Hummels selbst an genau diesem Punkt: Vertrag beim BVB, sportlich auf einem Topniveau, mit 27 im besten Fußballalter, anerkannt wie nie – und wechselte dann zum FC Bayern.
Damals sagte er: "Ich war immer stolz, das BVB-Trikot zu tragen." Dennoch ging er. Und Dortmund verlor weit mehr als nur einen Innenverteidiger.
Was der Hummels-Wechsel damals angerichtet hat
Der Schritt nach München war sportlich logisch, aber emotional verheerend. Der BVB verlor eine Führungsfigur, eine Identifikationsfigur, einen Abwehrchef. Die Bayern zahlten rund 35 Millionen Euro – und stärkten sich mit einem Spieler, der in Dortmund zu einem der besten Verteidiger Europas gereift war.
Für Hummels selbst verlief die Zeit in München sportlich erfolgreich, aber nicht ohne Brüche. Drei Meistertitel, konstante Leistungen in der Champions League und insgesamt 118 Pflichtspiele sprechen für eine starke Phase – dennoch bewertete er sein Bayern-Kapitel in einem Interview mit der Sportfild rückblickend nur als "zwei minus".
Unter FCB-Coach Niko Kovac hatte er eine schwierige Phase zu überstehen, kämpfte sich aber zurück. Der spätere Wechsel zurück nach Dortmund war für ihn kein Rückschritt, sondern eine bewusste Entscheidung, mehr Verantwortung zu übernehmen und wieder eine prägende(re) Rolle auszufüllen.
Für die Münchner war es alles andere als ein Schnapper, die damals ungefähr gezahlten 35 Millionen Euro galten als eine der höchsten Transfersummen für einen Spieler, mit einem Jahr Restvertrag. Für Dortmund war es ein Schnitt, der ein Loch im Kader und in der Mannschaft hinterließ. Hummels selbst kehrte später zurück – doch der erste Abschied war ein Wendepunkt.
Genau hier setzt die aktuelle Angst um Schlotterbeck an.
Kehl kämpft – doch Schlotterbeck hält sich alles offen
Sebastian Kehl erklärte, der BVB setze alles daran, Verlängerungsgespräche zu führen, Vertrauen aufzubauen und eine Perspektive zu bieten. Man wisse aber auch, dass Spieler Klubs verlassen könnten – eine Erinnerung, die in Dortmund niemand vergessen hat.
Schlotterbeck liebt den Verein, das betont auch Hummels ausdrücklich. Aber er ist ehrgeizig, auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung – und erlebt gerade genau die Phase, in der Hummels damals den entscheidenden Schritt gemacht hat.
Wird sich die Geschichte wiederholen?
Schlotterbecks Vertrag läuft 2027 aus. Das gibt Zeit – aber auch Risiken. Seine Leistungen steigern seinen Marktwert und machen ihn für Topklubs attraktiv. Kommenden Sommer steht zudem eine Weltmeisterschaft an, bei der Schlotterbeck im DFB-Team eine prägende Figur ist. Seinen Marktwert könnte das noch weiter nach oben schnellen lassen. Genau wie Hummels 2016 steht er spätestens im Anschluss an das Turnier vor einer Entscheidung über mehrere Jahre.
Ob Schlotterbeck bleibt – oder einen ähnlichen Schritt wie Hummels damals wagt – ist völlig offen. Doch ob ein Wechsel zu einem Klub mit höheren Ansprüchen am Ende einen vergleichbaren Verlauf nehmen würde, kann nur die Zeit beantworten.
Weitere BVB-News lesen:
feed