Kommentar: Das Doppel-Aus von Keller & Struber war alternativlos

Der 1. FC Köln hat zwei Spieltage vor Schluss die Reißleine gezogen. Einen anderen Ausweg, als sich von Christian Keller und Gerhard Struber zu trennen, hatten die Verantwortlichen nicht.
Christian Keller muss Köln verlassen
Christian Keller muss Köln verlassen / Christof Koepsel / Getty Images
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Statt einer großen (Fast-)Aufstiegsparty herrschte nach dem 1:1 gegen Jahn Regensburg im Rhein-Energie-Stadion Krisenstimmung. Die Fans forderten nach Abpfiff lautstark die Entlassung von Trainer Gerhard Struber und Geschäftsführer Christian Keller. Wenige Stunden später reagierte die Kölner Vereinsführung und erfüllte dem aufgebrachten Publikum den großen Wunsch.

Nur zwei Spieltage vor Schluss das Personal auszutauschen, während man immer noch auf einem direkten Aufstiegsplatz steht, hört sich im ersten Moment nach einem Spiel mit dem Feuer an. Doch bei genauerem Hinsehen war die Entscheidung vom späten Sonntagabend alternativlos.

Ein neuer Impuls auf der Trainerbank ist dringend nötig. Denn das Risiko, dass der Effzeh den Aufstieg noch verspielt, wäre mit Struber vor den zwei schweren Spielen in Nürnberg und gegen Kaiserslautern viel zu groß gewesen. Bei nur einem Sieg aus den letzten fünf Spielen ist die eigentlich total inkonstante Konkurrenz nun gefährlich nahe gekommen, bei einer Niederlage gegen Nürnberg wäre womöglich sogar schon der Relegationsplatz futsch.

Dass Struber nicht der richtige Mann für den Effzeh ist, war bereits seit längerem zu erkennen. Seine offensive Spielidee sorgte in der Hinrunde zwar für Spektakel, aber für zu viele Gegentreffer. Umso bemerkenswerter, dass der Österreicher sein System im Herbst für mehr defensive Stabilität umkrempelte, was zu einer beeindruckenden Serie mit zahlreichen 1:0-Siegen führte. Doch diese Serie endete nach dem Jahreswechsel, die richtige Balance suchte Struber bis heute (bzw. gestern) - ohne Erfolg. Spätestens in der Bundesliga wäre Struber ohnehin nicht mehr tragbar gewesen.

Keller bezahlte den Sparkurs mit sportlichem Misserfolg - und lag mehrmals völlig daneben

Und der Rauswurf von Sportchef Keller, der bei Struber nach Timo Schultz nicht zum ersten Mal danebenlag, hätte mutmaßlich deutlich früher erfolgen müssen. Der darf sich zwar auf die Fahne schreiben, den finanziellen Schaden, für den seine Vorgänger verantwortlich waren, ausgebadet zu haben, doch der Sparkurs wurde teuer mit dem sportlichen Misserfolg bezahlt. Für den Bundesliga-Abstieg im Vorjahr machten nicht nur viele Fans den 46-Jährigen verantwortlich, umso mehr verwunderte die erst im Dezember verkündete Vertragsverlängerung bis 2026. Die plötzliche Entlassung dürfte für den Verein also nicht gerade günstig werden.

Der Vorwurf der Fans, dass Keller nicht die nötige sportliche Kompetenz besitzen würde, wurde auch nach dem jüngsten Transferfenster lauter. Nach einjähriger Transfersperre waren die Erwartungen hoch, doch nach über drei Monaten ist noch keiner der Neuzugänge eingeschlagen. Jusuf Gazibegovic verletzte sich nach Startschwierigkeiten am Sprunggelenk und Joel Schmied und Imad Rondic sind den Nachweis, über die nötige Qualität für den deutschen Profifußball zu verfügen, noch vollkommen schuldig, bekamen aber sofort langfristige Verträge bis 2029.

Dass die Entscheidung, sich von Struber und Keller zu trennen, nicht zum kurzfristigen Erfolg führt, ist aufgrund des Zeitpunkts und des schweren Restprogramms zwar nicht auszuschließen. Geringer geworden sind die Chancen auf den Aufstieg aber definitiv nicht.


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