DFB-Hoffnung bei Uzun?
Von Fabian Küpper

Es war eine weitere Gala-Leistung, die Can Uzun am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach auf das Spielfeld zauberte. Zwei Torbeteiligungen gelangen ihm beim furiosen 6:4-Sieg seiner Eintracht gegen die Fohlen. Damit hat der 19-Jährige jetzt in jedem der ersten fünf Saisonspiele getroffen und dazu noch drei Treffer vorgelegt. Ergibt in Summe acht Scorerpunkte in fünf Spielen – eine verdammt starke Quote. Dem DFB wird bei Uzuns Leistungsexplosion dennoch ein bitterer Beigeschmack zurückbleiben.
Noch könnte der DFB Uzun abwerben
Schließlich buhlte der Verband heftig um Uzuns Gunst, doch dieser entschied sich am Ende für die Türkei. Umso bitterer, wenn man überlegt, was Uzun gemeinsam mit Florian Wirtz und Jamal Musiala für eine Offensive bilden könnte. Allerdings gibt es noch eine Hintertür: Uzun hat bislang erst dreimal für die Türkei gespielt, festgespielt ist ein Profi unter 21 Jahren erst bei vier Einsätzen oder einer EM- bzw. WM-Teilnahme.
DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig nimmt solchen etwaigen Rest-Hoffnungen jedoch jeglichen Wind aus den Segeln. "Es macht keinen Sinn, dieses Fass noch einmal aufzumachen", betonte er deutlich und ergänzt: "Er hat sich für die Türkei entschieden, das haben wir zu respektieren. Wir drücken ihm die Daumen." Gleichzeitig respektiert er die Entscheidung Uzuns und seiner Familie. "Wenn eine Familie sich nach reichlicher Überlegung am Ende für diesen Weg entscheidet, dann finde ich nicht, dass es uns zusteht, das zu kritisieren", sagt der Geschäftsführer.
Eine "Herzensentscheidung"
"Er hat sich für die Türkei entschieden, das haben wir zu respektieren. Wir drücken ihm die Daumen."
- Andreas Rettig (Filmpremiere)
Auch Sportdirektor Rudi Völler ist immer noch traurig über Uzuns Entscheidung pro Türkei. "Dass er jetzt so eine Karriere macht, wie man Woche für Woche im Fernsehen sehen kann – ein kleines Tränchen im Auge habe ich dann schon, wenn ich ehrlich bin", sagte Völler bei der Deutschland-Premiere einer Dokumentation über sein Leben. "Weil wir uns genau das erhofft haben. Er ist ein wunderbarer Kicker."
Völler war einst extra nach Nürnberg gereist, um Uzun von einer Zukunft beim DFB zu überzeugen. Der 19-Jährige habe "wirklich gewankt", aber am Ende fiel seine Entscheidung pro Türkei aus. "So eine Entscheidung ist keine Karriereentscheidung wie bei einem Vereinswechsel, sondern eine Herzensentscheidung. Die Nationalmannschaft muss man fühlen. Mein Herz und mein Bauch haben gesagt, dass die Türkei die richtige Wahl für mich ist", erzählte Uzun damals bei Sky. "Ich spiele schon seit der U17 für die türkische Nationalmannschaft und habe schon eine U17-EM mit ihr gespielt."
Von einem Uzun im DFB-Trikot muss man sich also verabschieden – bleibt zu hoffen, dass er in den nächsten Länderspielen häufiger zum Einsatz kommt. Bei den letzten zwei WM-Qualifikationsspielen ließ ihn Trainer Vincenzo Montella jeweils 90 Minuten auf der Bank, womit er den Zorn und das Unverständnis der türkischen Fans und Presse auf sich zog.
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