DFB-Frauen in EM-Form? 3 Erkenntnisse zum Test gegen Österreich

Mit 6:0 fertigen die DFB-Frauen Österreich ab. Doch täuscht das Ergebnis über die Leistung hinweg? Die Erkenntnisse zum letzten EM-Test.
Franziska Kett, Sydney Lohmann und Klara Bühl (von links nach rechts)
Franziska Kett, Sydney Lohmann und Klara Bühl (von links nach rechts) / Christian Bruna/GettyImages
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Wenn nach gut einer halben Stunde "Oh wie ist das schön" durch ein Stadion hallt, dann weiß man, dass es auf dem Rasen zumindest für eine Mannschaft richtig gut läuft. Genau das war am Dienstagabend in Wien der Fall. Dort bejubelten die rund 500 mitgereisten deutschen Fans die Leistung der DFB-Frauen. Nach nur einer Halbzeit führte die DFB-Auswahl bereits mit 6:0 gegen Österreich. Zwar wurde nach dem Wiederanpfiff am Endergebnis nichts mehr verändert, doch das Spiel machte Lust auf mehr - vor allem auf die Europameisterschaft.

Zweiter Anzug passt auch

Christian Wück rotierte im Vergleich zur Partie gegen die Niederlande auf vier Positionen: Freigang, Lohmann, Kett und Cerci rutschten dabei in die Startelf. "Wir werden auf der einen oder anderen Positionen Spielerinnen noch mal die Chance geben, sich zu zeigen", erklärte der Bundestrainer vor dem Spiel. Recht früh zeichnete sich ab, dass auch der zweiten Garde Vertrauen geschenkt werden darf. Um bei einer Europameisterschaft zu bestehen, braucht es mehr als nur elf Spielerinnen. Die DFB-Auswahl hat gegen Österreich gezeigt, dass auch die vermeintlichen Ergänzungsspielerinnen abliefern. Eine gute Bank könnte ein Schlüssel für einen Erfolg im Sommer sein.

Ungewohnte Effektivität

Es dauerte nur 15 Sekunden, bis Sydney Lohmann das deutsche Team in Führung brachte. Es war die perfekte Vorschau auf das, was die Fans in den kommenden 45 Minuten erwarten würde. Während sich die DFB-Frauen früher eine mangelnde Chancenverwertung und Kreativlosigkeit in der Offensive ankreiden lassen mussten, lief die Tormaschine gegen Österreich so richtig heiß. Von elf Schüssen in Richtung des österreichischen Kastens fanden sechs den Weg in das Tornetz.

Diese Effektivität ließ sich bereits in Zügen beim Spiel gegen die Niederlande erkennen, denn auch dort netzte das deutsche Team vierfach. Besonders nach schnellen Seitenverlagerungen schafften es die DFB-Frauen, gefährlich über die schnellen Flügelspielerinnen in die gegnerische Box zu stoßen. Gegen Österreich schien grundsätzlich jegliche Art von Torabschluss zu funktionieren: Seien es Lea Schüller und Laura Freigang, die Abstauber verwerten, oder Sydney Lohmann, die sich aus weiter Distanz ein Herz fasste und das Leder unter die Latte knallte.

Nach der Gruppenphase der Nations League lässt sich eine positive Bilanz für den Angriff treffen: 26 zu vier Tore stehen da am Ende in der Tabelle. Diese treffsichere Offensive macht Hoffnung auf das Großevent im kommenden Sommer.

Hat der Zug eine Bremse?

Dennoch gibt es hier und da auch ein paar Lücken in der Leistung der deutschen Elf. Trotz der vielen Tore war die erste Hälfte auch geprägt von Stock- und Ballverarbeitungsfehlern. Österreich konnte aus den individuellen Fehlern der DFB-Frauen kein Kapital schlagen. Gegen gefährlichere Mannschaften werden solche Unkonzentriertheiten sofort bestraft. Da kann sich beispielsweise Ann-Katrin Berger keine Fehlpässe in die Füße der Gegnerinnen leisten. Nach dem "Feuerwerk", wie Giulia Gwinn die erste Hälfte beschrieb, verlief Halbzeit zwei weniger spektakulär. Wück gab mit Kleinherne, Doorsoun und Wamser drei weiteren Spielerinnen eine Chance, wodurch der Spielfluss aber auch leicht ins Stocken geriert.

"Lassen wir mal Fünfe gerade sein, wir sind zufrieden", bilanzierte der Bundestrainer nach dem Spiel. Jetzt geht diese Mentalität noch, doch bei der EM müssen die kleinen Fehler unbedingt eliminiert werden. Es geht auch darum, die Dominanz und das Tempo über 90 Minuten auf den Rasen zu bringen.

Mit zwei deutlichen Siegen in ein Turnier zu gehen, stärkt das Selbstvertrauen enorm. Das brauchen die DFB-Frauen auch dringend, um bei der EM mutig aufzuspielen und es so weit wie möglich zu schaffen. Eine richtige Standortbestimmung waren die Partien gegen die Niederlande und Österreich aber auch nicht. Wo genau die DFB-Frauen also vor der Europameisterschaft stehen, lässt sich immer noch nur schwer beantworten.


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