Debatte nach Pokal-Aus: Wie schlecht sind die BVB-Standards wirklich?
Von Yannik Möller

Das Aus im DFB-Pokal wurmt Borussia Dortmund noch immer. Zum einen, weil es die Chance auf eine titellose Saison deutlich erhöht hat. Wird also nur noch um die erneute Qualifikation für die Champions League gespielt? Zum anderen, weil die Niederlage gegen Bayer Leverkusen mit dem 0:1 denkbar knapp ausfiel.
Ein Thema nach dem Spiel am Dienstagabend waren die Standards von Schwarz-Gelb. Insbesondere bei einer so knappen Niederlage müsse aus einer Ecken-Statistik von elf zu null für den BVB einfach mehr gemacht werden, so der Tenor der enttäuschten Anhänger. Ohnehin ist der Frust über die Ausbeute aus Standardsituationen zuletzt weiter gewachsen. Trotz eines designierten Standard-Trainers kommt viel zu wenig dabei herum - so zumindest das Gefühl.
Theorie und Praxis im Gegensatz: BVB muss mehr aus Ecken herausholen
Die WAZ hat mit dem Daten-Dienstleister 'CreateFootball' eine entsprechende Auswertung und Analyse vorgenommen. Das Fazit fällt gemischt aus: In der Theorie sind die Dortmunder bei ihren Ecken, Freistößen und Elfmetern gar nicht so schlecht. In der Praxis holen sie dennoch längst nicht das Optimum aus diesen zuweilen gar spielentscheidenden Szenen heraus.
Positiv fällt etwa der Liga-weite Vergleich der grundsätzlichen Standardtore aus. Sechs Treffer fielen nach Ecken und Freistößen, jeweils drei. Bislang haben mit dem FC Bayern, dem SC Freiburg und Union Berlin nur drei Mannschaften mit sieben Toren eine bessere Ausbeute. Rein auf die Ecken bezogen fällt der sogenannte 'expected Assist'-Wert besonders ins Auge, bei dem der BVB an der Liga-Spitze steht. Grob erklärt: Die reine Qualität der Hereingaben bei Ecken ist zumindest so gut, dass mehr Tore hätten erzielt werden können - und zwar sechs statt drei - als tatsächlich erzielt wurden.
Negativ hingegen ist die Ausbeute aus den Standardsituationen. 65 Ecken hat der BVB in der bisherigen Saison in der Bundesliga ausführen dürfen, aus denen aber nur 15 Torabschlüsse folgten. Als Gegenbeispiel führt die WAZ erneut Union Berlin auf: Die Eisernen haben doppelt so viele Torabschlüsse ziehen können. Insgesamt haben demnach nur fünf Erstligisten eine schwächere Ausbeute vorzuweisen. Das hängt maßgeblich auch damit zusammen, dass nur etwa jede vierte Ecke überhaupt einen Mitspieler findet. Das liegt aber offenbar eher weniger an den reinen Flanken, die mutmaßlich in gefährliche Räume kommen. Einen Abnehmer finden sie dort aber viel zu selten.
Insgesamt habe der BVB bei den Standardsituationen "sicher noch Luft nach oben", wie Niko Kovac auf entsprechende Nachfrage der WAZ resümierte. Da müsse man "ganz klar besser und effektiver werden", mahnte der Cheftrainer. Das ist also auch als klarer Arbeitsauftrag an Alex Clapham zu verstehen, dem Standard-Trainer von Schwarz-Gelb.
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