Das große Transfer-Zeugnis 2025/26 für den 1. FC Köln

Für die Rückkehr in die Bundesliga hat der 1. FC Köln eine Menge Geld in die Hand genommen und den Kader umgekrempelt. Wir analysieren das aufregende Sommer-Transferfenster der Geißböcke.
Kann mit den Transferaktivitäten seines neuen Klubs zufrieden sein: Trainer Lukas Kwasniok
Kann mit den Transferaktivitäten seines neuen Klubs zufrieden sein: Trainer Lukas Kwasniok / Lars Baron/GettyImages
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Hinter dem 1. FC Köln liegt ein außergewöhnlich aufgerender Sommer: Nach dem direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga fanden die Rheinländer mit Lukas Kwasniok schnell einen neuen Trainer, der wohl zum Verein passt wie die Faust aufs Auge. Noch dazu hat Thomas Kessler in seiner neuen Rolle als Sportdirektor viel Arbeit auf dem Transfermarkt geleistet, was die Erwartungshaltung im ohnehin sehr euphorischen Umfeld der Kölner in die Höhe getrieben hat.

Was können die Neuzugänge liefern?

  • Rav van den Berg (FC Middlesbrough)
  • Isak Johannesson (Fortuna Düsseldorf)
  • Ragnar Ache (1. FC Kaiserslautern)
  • Sebastian Sebulonsen (Bröndby IF)
  • Alessio Castro-Montes (Union Saint-Gilloise)
  • Marius Bülter (TSG Hoffenheim)
  • Ron-Robert Zieler (Hannover 96)
  • Tom Krauß (1. FSV Mainz 05/Leihe)
  • Cenk Özkacar (FC Valencia/Leihe)
  • Jakub Kaminski (VfL Wolfsburg/Leihe)
  • Kristoffer Lund (FC Palermo/Leihe)

Der Effzeh hat im Sommer mächtig zugeschlagen und gleich elf (!) neue Spieler verpflichtet. Alles begann mit den beiden Überraschungstransfers von Ragnar Ache und Isak Johannesson, die zu den besten Spielern der vergangenen Zweitliga-Saison gehörten. Das lässt sich auch über Ron-Robert Zieler sagen, der nach einer starken Saison bei Hannover 96 nun als klare Nummer zwei nach Köln zurückgekehrt ist und gerade in der Kabine eine wichtige Rolle einnehmen dürfte.

Während die Außenverteidigerpositionen mit den noch eher unbekannten Spielern Kristoffer Lund und Sebastian Sebulonsen verstärkt wurden, holte Kessler mit Tom Krauß, Jakub Kaminski und Marius Bülter eine Menge Bundesliga-Erfahrung ins Team. Gerade die beiden Letzteren konnten schon zum Saisonstart zeigen, warum sie verpflichtet wurden.

Marius Bülter ist beim Effzeh sofort eingeschlagen
Marius Bülter ist beim Effzeh sofort eingeschlagen / Mika Volkmann/GettyImages

Für Schlagzeilen sorgte Mitte August der viertteuerste Transfer der Vereinsgeschichte: Rav van den Berg kam für acht Millionen Euro vom englischen Zweitligisten FC Middlesbrough und soll die Abwehrreihe, die unter Kwasniok meist aus drei Innenverteidigern besteht, auf ein höheres Level heben. Zwar wird der Niederländer noch ein wenig Zeit benötigen, sein Debüt beim 4:1-Heimsieg gegen Freiburg war aber schon sehr vielversprechend. Als weitere Option, bislang aber eher als Backup, wurde Cenk Özkacar vom FC Valencia ausgeliehen.

Am Deadline-Day war es bei den Kölnern zwar deutlich ruhiger als bei so manchem Konkurrenten, eine interessante Verpflichtung folgte dann aber doch noch: Alessio Castro-Montes, der auf beiden Schienenpositionen einsetzbar ist, ist in Deutschland zwar kein sehr prominenter Name, dürfte mit seiner internationalen Erfahrung von knapp 40 Europapokal-Spielen aber ein großer Gewinn für Kwasnioks Elf sein.

Wie sehr fallen die Abgänge ins Gewicht?

  • Damion Downs (FC Southampton)
  • Max Finkgräfe (RB Leipzig)
  • Steffen Tigges (SC Paderborn)
  • Tim Lemperle (TSG Hoffenheim)
  • Dejan Ljubicic (Dinamo Zagreb)
  • Mathias Olesen (Greuther Fürth)
  • Marvin Obuz (Rot-Weiss Essen)
  • Jonas Nickisch (1. FC Saarbrücken)
  • Leart Pacarada (1. FC Heidenheim)
  • Jacob Christensen (Molde FK)
  • Florian Dietz (Jahn Regensburg)
  • Julian Pauli (Dynamo Dresden/Leihe)
  • Rasmus Carstensen (Aarhus GF/Leihe)
  • Imad Rondic (Rakow Czestochowa/Leihe)
  • Jaka Cuber Potocnik (Rot-Weiss Essen/Leihe)
  • Mark Uth (Karriereende)
  • Philipp Pentke (vereinslos)

Blickt man auf die Abgangsseite, dann stechen einem mehrere Leistungsträger der letzten Jahre ins Auge. Mit Damion Downs, der dem Effzeh immerhin acht Millionen Euro einbrachte, und dem ablösefrei wechselnden Tim Lemperle verloren die Geißböcke ihre beiden Toptorjäger der vergangenen Saison. Zum Nulltarif verloren die Kölner auch Dejan Ljubicic, der aufgrund der durchwachsenen Vorsaison aber zu ersetzen sein dürfte.

Tim Lemperle und Damion Downs haben den Verein verlassen
Tim Lemperle und Damion Downs haben den Verein verlassen / Pau Barrena/GettyImages

Max Finkgräfe wurde trotz seines großen Potenzials an RB Leipzig verkauft, was vor allem damit zusammenhing, dass das Talent in der Zweitliga-Saison nicht an Leart Pacarada vorbeikam. Dieser wiederum gehörte über die gesamte Sommervorbereitung noch zum Team, konnte sich später aber nicht mehr gegen Kristoffer Lund durchsetzen, was erst zu einer Degradierung und kurz vor Transferschluss zu einem Abgang in Richtung Heidenheim führte.

Den Verantwortlichen gelang es im Laufe des Sommers außerdem, den Kader zu verdünnen, was Kwasniok zwischenzeitlich auch klipp und klar gefordert hatte. Spieler wie Steffen Tigges, Jacob Christensen, Imad Rondic, Rasmus Carstensen oder Florian Dietz, die sportlich längst keine Rolle mehr spielten, konnten fest abgegeben oder zumindest verliehen werden. Bei keinem dieser Abgänge ist realistisch zu erwarten, dass sie irgendwann einmal bereut werden.

Konnte der 1. FC Köln seine Problemstellen lösen?

Nach dem Bundesliga-Aufstieg war schnell klar, dass mehrere Positionen dringend verstärkt werden müssen. Durch die auslaufenden Verträge von Lemperle und Ljubicic musste für diese beiden Spieler ein Ersatz her, zudem sah die Innenverteidigung (zumindest auf dem Papier) nicht Bundesliga-tauglich aus.

Den ersten Sommer nach der Transfersperre haben die Domstäder eindrucksvoll genutzt und für alle Mannschaftsteile vielversprechende Verstärkungen an Bord geholt. So konnten Abgänge nicht nur ersetzt, sondern einige Positionen auch deutlich verstärkt werden. Im zentralen Mittelfeld scheinen Isak Johannesson und Tom Krauß schon jetzt ein Upgrade zu Ljubicic zu sein, selbes gilt für die Außenverteidigerpositionen. Im Angriff machen Ragnar Ache und vor allem Marius Bülter schon jetzt einen starken Eindruck, auch wenn Ache noch ein wenig Eingewöhnungszeit benötigen wird.

Die größte Veränderung ist aber in der Innenverteidigung zu spüren: Timo Hübers ist weiter gesetzt, bei Dominique Heintz reichte es zuletzt aber nicht einmal mehr für den Spieltagskader. Die Nase vorn haben hier van den Berg, Cenk Özkacar und sogar Vorbereitungssieger Joel Schmied.

Wie wirtschaftlich war die Transferphase?

Die vielen Neuzugänge sind insofern überraschend, als dass die Kölner noch vor nicht allzu langer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten steckten, was sich nun geändert hat. Sport-Geschäftsführer Christian Keller konnte den Effzeh in seiner Amtszeit zwar sportlich nicht nach vorne bringen, dafür aber finanziell, wodurch man jetzt auf dem Transfermarkt in der Lage scheint, mehr als nur reagieren zu können. Der Beleg dafür sind die Ausgaben in Höhe von 24,43 Millionen Euro, denen Transfereinnahmen von gerade einmal 12,4 Millionen Euro gegenüberstehen.

Thomas Kessler hat einen arbeitsreichen Sommer hinter sich
Thomas Kessler hat einen arbeitsreichen Sommer hinter sich / Jan Fromme - firo sportphoto/GettyImages

Ob Sportdirektor Thomas Kessler hier (zu) stark ins Risiko ging, ist unklar. Womöglich muss in naher Zukunft in Form von sportlichem Erfolg wieder Geld eingespielt werden. Der Klassenerhalt ist mit diesem Kader ohnehin Pflicht, auch eine ruhige Saison im Tabellenmittelfeld scheint nicht unrealistisch zu sein. Einen weiteren Abstieg darf man sich jetzt aber wohl umso weniger erlauben.

Gesamtfazit:

Für dieses Transferfenster darf man Kessler und Co. ein großes Lob aussprechen. Im Rahmen ihrer Möglichkeit haben sie ihren Kader für die Bundesliga mehr als nur ordentlich aufgestellt. Leistungsträger der vergangenen Zweitliga-Saison (Ache, Johannesson), Spieler mit Bundesliga-Erfahrung (Kaminski, Krauß) und kreative Lösungen aus dem Ausland (van den Berg, Sebulonsen, Lund) haben in den ersten Pflichtspielen schon gezeigt, dass sie die Mannschaft auf ein höheres Level heben können. Auch auf die Transferniederlage mit Raphael Obermair, den man nicht vom SC Paderborn loseisen konnte, wurde schnell mit der Verpflichtung von Castro-Montes reagiert.

Auch ist es den Verantwortlichen hoch anzurechnen, dass bis auf Sargis Adamyan alle Ladenhüter (zumindest vorübergehend) abgegeben worden sind. Das mindert das Risiko, dass es innerhalb des Teams zu Unruhen kommt und schenkt den Spielern, die noch da sind, ein noch größeres Vertrauen. Da es unter Kwasniok keine feste Stammelf gibt, was die ersten drei Saisonspiele bewiesen haben, dürfte der Konkurrenzkampf über das gesamte Jahr enorm hoch sein. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass das bei dem einen oder anderen zu Frustration führen könnte.

Einzig bei van den Berg könnte man bemängeln, dass für einen Spieler mit nur wenig Erfahrung finanziell ein Risiko eingegangen wurde. Alle anderen Neuzugänge kamen zumindest zum fairen, wenn nicht sogar zum Schnäppchenpreis. In Summe hinterlässt ein Transferminus von zwölf Millionen Euro dennoch Fragen. Doch abgesehen davon hätte der Effzeh in diesem Sommer kaum bessere Arbeit leisten können.

Gesamt-Bewertung Transfersommer: 9/10


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