BVB: Ricken verwundert wegen Taktik-Kniff gegen St. Pauli

Borussia Dortmund gab in der Schlussphase gegen den FC St. Pauli leichtfertig den Ball her - ein Fehler.
Lars Ricken hat die Anstoß-Variante des BVB nicht nachvollziehen können
Lars Ricken hat die Anstoß-Variante des BVB nicht nachvollziehen können / ANP/GettyImages
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Borussia Dortmund hat den Saisonstart verpatzt und kam beim FC St. Pauli trotz 3:1-Führung nicht über ein 3:3-Remis hinaus. Nach der Partie stand unter anderem Dortmunds Taktik-Kniff nach dem 3:2-Anschlusstreffer der Kiezkicker im Fokus.

Denn seit dieser Saison handhaben es die Schwarzgelben so, den Ball nach eigenem Anstoß einmal diagonal über das Feld ins Aus zu schießen, um tief in der gegnerischen Hälfte einen Einwurf des Gegners zu erzwingen. Damit möchte man früh zum Pressing ansetzen. Eigentlich eine gute Idee, die auch von anderen Topteams so gehandhabt wird.

Nur: Auch nach dem 3:2-Anschlusstreffer gaben die Dortmunder den Ball mit diesem Kniff umgehend her - obwohl der BVB in Unterzahl agierte und St. Pauli beim fälligen Einwurf dann auch gar nicht unter Druck setzte. Kurzum: Dortmund schenkte den Ballbesitz sofort leichtfertig her und fing sich weniger später noch den Ausgleich.

"Wir haben es gegen Essen auch schon gemacht, den Ball da direkt ins Aus zu spielen, um den Gegner direkt zu pressen. Beim 3:2 hat es mich tatsächlich gewundert, weil wir dann nicht schnell genug hinterhergekommen sind, um zu pressen. Die haben dann schnell den Ball genommen, eingeworfen und konnten den nächsten Angriff starten", meinte BVB-Boss Lars Ricken bei Sky90 verwundert.

Ricken verriet, dass dieser Kniff mit ihm "nicht abgesprochen" war. "Aber manchmal müssen Spieler ja auch was selbst entscheiden und haben das wohl für die beste Lösung gehalten." Im Nachgang betrachtet, wäre es aber klar besser gewesen, den Ball erstmal in den eigenen Reihen zu halten.

"Aus psychologischer Sicht eine absolute Katastrophe"

Das sah auch Sky-Experte Didi Hamann so, der den BVB für diese Herangehensweise kritisierte. "Die Psychologie spielt eine große Rolle", so der Ex-Profi. "Jetzt gehst du als der große BVB da hin, kriegst das 3:2 und bist zu zehnt. Dass du dann unter Druck kommst die letzten paar Minuten, ist ganz normal. Nur wenn ich dann den Ball ins Aus schieße und dem Gegner sage, 'ich ergebe mich und wir verteidigen die letzten zehn Minuten', dann gibst du dem Gegner das Gefühl 'die haben Angst vor uns'. Deswegen habe ich das nicht verstanden. Ich fand aus psychologischer Sicht war das eine absolute Katastrophe. Ich glaube, den St. Paulianern hat das das Gefühl gegeben, 'da geht mehr'."

Im Fußball entscheiden bekanntlich oft Kleinigkeiten - wie eben auch ein schnell hergeschenkter Ballbesitz in Unterzahl.


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