Kommentar: Die Kovac-Verlängerung beim BVB kommt zu früh!

Borussia Dortmund hat den Vertrag von Niko Kovac bis zum Sommer 2027 verlängert. Ein Vorgang, der zu diesem Zeitpunkt der Saison überrascht und ein Fehler ist.
Niko Kovac hat seinen Vertrag in Dortmund verlängert
Niko Kovac hat seinen Vertrag in Dortmund verlängert / Christof Koepsel/GettyImages
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Borussia Dortmund hat am Dienstag bekanntgegeben, dass Trainer Niko Kovac seinen Vertrag vorzeitig bis Sommer 2027 verlängert hat. Eine Entscheidung, die sehr früh getroffen wurde und dem Verein Ruhe geben soll. Doch die Verlängerung des Arbeitspapiers ist aus sportlichen Gründen durchaus zu hinterfragen.

Der BVB ist keine Spitzenmannschaft mehr

Der BVB hatte lange Zeit den Anspruch, die Nummer zwei in Fußball-Deutschland zu sein. Man wollte der erste Verfolger von Rekordmeister Bayern München und somit Titelaspirant sein. Die Wahrheit sieht allerdings anders aus: Zuletzt konnte man in der Saison 2011/12 die Meisterschale in die Höhe halten, den DFB-Pokal gewann man zuletzt vor vier Jahren, als Spieler wie Haaland, Bellingham, Hummels oder Reus das gelb-schwarze Trikot trugen.

Vom Glanz dieser Tage ist man auf nationaler Ebene weit entfernt. Im Pokal kam man seit dem Gewinn nicht mehr über das Viertelfinale hinaus und auch in der Champions League war meist in der Runde der letzten Acht spätestens Schluss. Die Finalteilnahme in der Saison 2023/24, als man gegen Real Madrid mit 0:2 den Kürzeren zog, war im Nachhinein mehr Fluch als Segen für den Verein.

Viele falsche Entscheidungen auf der BVB-Trainerbank

Was ist damit gemeint? Unter Kovac-Vorgänger Edin Terzic spielte man in der besagten Spielzeit eine katastrophale Saison. Der Verlust der Meisterschaft am letzten Spieltag der Saison 2022/2023 schien dem Team einen ordentlichen Knacks gegeben zu haben, Meister Leverkusen war dem BVB am Ende satte 27 Punkte enteilt. Und auch wenn es mit dem Terzic-Fußball bis ins Finale der Königsklasse ging, der BVB hätte erkennen müssen, dass sich das Team sportlich nicht weiterentwickelt hatte.

Die Trennung des Trainers war, nach internen Störfeuern, folgerichtig, geschah aber zu spät. Die Nachfolge-Besetzung allerdings eklatant. Mit Nuri Sahin versuchte man, ein weiteres Gesicht des Klubs auf der Trainerbank zu installieren, ohne dabei zu beachten, was die Mannschaft eigentlich gebraucht hätte: Struktur, Spielidee und neue Impulse.

Das Experiment Sahin scheiterte krachend und mit Niko Kovac installierte man im Februar 2025 einen Übungsleiter, der bekannt dafür ist, dass er einer Mannschaft kurzfristig weiterhelfen kann. Kovac machte die einfachen Dinge richtig: Er formte aus einem talentierten Kader eine Arbeiter-Truppe und ließ den BVB teilweise Underdog-Fußball spielen. Der kurzfristige Erfolg gab dem Ex-Profi recht: Im Schlussspurt qualifizierte sich die Borussia noch für die Champions League.

Der BVB spielt unter Kovac "Underdog-Fußball"

Doch reicht eine kompakte Defensive gepaart mit etwas Mentalität und Kampf für die hohen BVB-Ansprüche? Fakt ist: Niko Kovac "funktionierte" lediglich in Frankfurt länger als zwei Jahre. In der kroatischen Nationalelf, beim FC Bayern, in Monaco und auch beim VfL Wolfsburg war für den ehemaligen Mittelfeldspieler nach weniger als 24 Monaten schon wieder Schluss.

Seine Methoden scheinen kurzfristig erfolgreich zu sein, in der Retrospektive scheint es aber irgendwann einen Bruch zu geben. Weil dem Trainer die Ideen fehlen, um seine Spieler von "seinem" Fußball überzeugen zu können?

Kovac fehlt es an Ideen, die spielerische Klasse seiner Spieler einzusetzen

Der BVB hat auch in diesem Jahr einen talentierten Kader. Er hat Spieler wie Bellingham, Chukwuemeka, Brandt, Nmecha oder Groß, die alle etwas mit dem Ball anfangen können. Doch so richtig scheinen es die Akteure nicht auf den Platz bringen zu können. Die Auftritte bei der Klub-WM, der Start in die Bundesliga und in den DFB-Pokal wirkten selten souverän. Die individuelle Klasse auf dem Rasen ist zwar vorhanden, an der Umsetzung mangelt es aber.

Insofern erscheint die Vertragsverlängerung von Kovac unnötig früh. Die BVB-Verantwortlichen um Sebastian Kehl und Lars Ricken haben eine Entscheidung getroffen, anstatt noch einige Monate abzuwarten. In der Winterpause hätte man sich zusammensetzen und die Situation bewerten können. Dann wäre klar gewesen, wohin die BVB-Saison sich entwickelt. Aktuell ist dies nämlich keineswegs vorhersehbar.


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