Besser als Klopp? Hier ordnet sich Kovač im Vergleich der BVB-Trainer ein
Von Leonard Schmidt

In Dortmund ist die Lage trotz ordentlicher Ergebnisse angespannt. Weder die Spielweise unter Kovač noch die aktuelle Kaderstruktur sorgen für echte Euphorie – viele Fans äußern ihren Frust offen. Doch ein Blick auf die Trainerhistorie seit dem Jahr 2000 zeigt: Niko Kovač steht im direkten Vergleich erstaunlich weit oben. Bevor man also vorschnell urteilt, lohnt sich ein Blick zurück – denn sportlich lief es beim BVB in den vergangenen Jahrzehnten oft deutlich schlechter.
Der Fokus liegt bewusst auf Trainern mit längerer Amtszeit – Kurzzeitlösungen wie Mike Tullberg bleiben außen vor. Für einen aussagekräftigen Vergleich werden daher nur Cheftrainer berücksichtigt, die laut Transfermarkt mindestens 20 Pflichtspiele für den BVB absolviert haben.
Kovač bringt Ruhe und Effizienz
Niko Kovač übernahm das Team Anfang Februar 2025, auf Platz 11, mit einem Rückstand von vier Punkten auf die Champions-League-Plätze. Nach zwei Startniederlagen holte er 28 Punkte aus 14 Ligaspielen und führte Dortmund auf Platz 4. Auch international setzte er ein Zeichen: Siege gegen Sporting Lissabon und Lille führten ins Viertelfinale der Champions League. Dort war gegen Barcelona Schluss – sportlich aber kein Rückschlag.
Mit einem Punkteschnitt von 2,02 steht Kovač auf Platz zwei der Vergleichsliste. Nur Thomas Tuchel (2,12) liegt leicht darüber. Kovač zeigt: Konstanz und Klarheit zahlen sich aus. Kein Vergleich zu seinem Vorgänger Nuri Şahin, der mit 1,48 Punkten pro Spiel deutlich hinter den Erwartungen blieb.
Tuchel, Klopp und Sammer – die Schwergewichte
Thomas Tuchel arbeitete von 2015 bis 2017 in Dortmund. Vizemeister, Pokalsieg, Champions-League-Qualifikation – sportlich stark. Doch das Verhältnis zur Führungsetage belastete seine Bilanz deutlich. Am Ende bleibt er aber mit 2,12 Punkten pro Spiel der statistisch erfolgreichste Trainer seit 2000.
Jürgen Klopp steht wie kein anderer für den emotionalen Aufschwung beim BVB: Zwei Meisterschaften, ein Pokalsieg und das Champions-League-Finale 2013 sprechen für sich. Zwar liegt sein Punkteschnitt hinter dem von Niko Kovač, doch betrachtet man den Zustand des Vereins bei seiner Amtsübernahme, wird deutlich, wie viel Substanz seine Arbeit tatsächlich hatte.
Matthias Sammer führte den BVB 2002 zur Meisterschaft und ins Finale des UEFA-Cups – Leistungen, die ihn bis heute zu einem ganz Großen der Kulturgeschichte machen. Auch wenn Niko Kovač ihn in Sachen Punkteschnitt klar übertrifft, fehlt es bislang an einem Titel, um seine Zeit in Dortmund wirklich auf eine Stufe mit der von Sammer zu stellen.
Zwischen Respekt und Realität
Dortmunds Trainerhistorie ist längst nicht nur von Meisterschaften geprägt. Zwischen den großen Namen gab es auch tiefe sportliche Täler. Ob Nuri Şahin, Marco Rose oder Thomas Doll – die Schwarz-Gelben mussten immer wieder schwere Phasen und Leistungseinbrüche verkraften. Besonders ins Auge fällt dabei eine Zahl: 1,25 Punkte pro Spiel. Die Ära von Peter Bosz markiert eine der enttäuschendsten Phasen der jüngeren Vereinsgeschichte.
Trainer | Spiele | Punkt pro Spiel |
|---|---|---|
Niko Kovač | 41 | 2,02 |
Nuri Şahin | 27 | 1,48 |
Edin Terzic | 128 | 1,94 |
Marco Rose | 46 | 1,85 |
Lucien Favre | 110 | 2,01 |
Peter Stöger | 24 | 1,58 |
Peter Bosz | 24 | 1,25 |
Thomas Tuchel | 107 | 2,12 |
Jürgen Klopp | 319 | 1,91 |
Thomas Doll | 49 | 1,45 |
Bert van Marwijk | 95 | 1,44 |
Matthias Sammer | 185 | 1,72 |
Fazit: Kovač gehört zur Spitzengruppe
Mit einem bemerkenswerten Punkteschnitt, Champions-League-Viertelfinale und direkter Qualifikation zur Königsklasse in einer schwierigen Phase hat sich Niko Kovač innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der Dortmunder Trainerliste katapultiert – zumindest, was die reinen Zahlen betrifft. Emotional ist der Abstand zu Klopp oder Terzić sicher noch groß. Doch sportlich? Da muss sich Kovač aktuell vor keinem verstecken.
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