Barça-Sportdirektor überrascht: "Wenn Marc verfügbar wäre, würde er sicher spielen"

Marc-André ter Stegen muss noch bis Jahresende warten, bis er sein Comeback geben kann. Hat die deutsche Nummer eins doch noch Chancen auf eine Barça-Zukunft?
Hat Marc-André ter Stegen noch eine Barça-Zukunft?
Hat Marc-André ter Stegen noch eine Barça-Zukunft? / Alex Caparros/GettyImages
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Wojciech Szczesny ist zurück zwischen den Pfosten des FC Barcelona. Beim 2:1-Heimsieg am vergangenen Sonntag gegen Real Sociedad stand der polnische Routinier, der seine Karriere im Sommer 2024 eigentlich schon beendet hatte, wieder im Barça-Tor.

Grund dafür ist der Ausfall von Neuzugang Joan Garcia. Der 24-Jährige hat sich einen Meniskusriss zugezogen und kann frühestens nach der Länderspielpause im Oktober wieder eingreifen. Die Torwartsituation bei den Katalanen ist demnach angespannt - mal wieder.

Den 19-jährigen US-Keeper Diego Kochen musste Barça von der U20-WM abziehen, damit Trainer Hansi Flick einen Szczesny-Backup auf der Bank hat. Auch der 18-jährige Eder Aller stand gegen San Sebastian als Ersatz im Kader.

Erst Szczesny, dann Garcia: Was wird aus ter Stegen?

Rückblick: Die schwere Knieverletzung von Kapitän Marc-André ter Stegen vor fast genau einem Jahr hatte bei Barça die Veränderungen im Tor erst angestoßen. Der Klub reagierte auf den Patellasehnenriss der langjährigen Nummer eins mit der Verpflichtung von Szczesny aus dem Ruhestand. Ein Glücksgriff für Barça - mit dem Polen holte man das nationale Double.

Im Sommer entschied man sich dann für eine komplette Neuausrichtung zwischen den Pfosten. Joan Garcia kam für 25 Millionen Euro von Stadtrivale Espanyol. Der 24-Jährige soll Gegenwart und Zukunft im Barça-Tor sein, Szczesny dient als erfahrener Backup. Für ter Stegen dagegen sollte es gar keinen Platz mehr geben. Zumal sich Deutschlands Nummer eins Ende Juli einer erneuten Rücken-OP unterzog und wieder lange ausfallen wird.

Auf Umstände reagiert: Deco über Torwart-Transfers

Sportdirektor Deco hat im Interview mit der Barça-nahen Mundo Deportivo über die Entwicklungen auf der Torhüter-Position gesprochen. Von einer Degradierung ter Stegens wollte er dabei nichts wissen. Stattdessen klingen einige Aussagen des Portugiesen durchaus bemerkenswert.

"Das Tagesgeschäft zwingt uns manchmal zu bestimmten Entscheidungen. Vor zwei Jahren hätte man nicht daran gedacht, so schnell einen Torwart zu verpflichten. Die Umstände haben uns dazu gebracht", erklärte Deco. Erste Überlegungen habe es laut dem Sportdirektor schon bei ter Stegens erster Rückenverletzung gegeben. Von Mitte November 2023 an fiel ter Stegen bis in den Februar 2024 hinein aus.

In diesem Sommer habe sich dann die Möglichkeit bei Garcia ergeben. Dank einer Ausstiegsklausel war der spanische Torwart-Shootingstar für 25 Millionen Euro Ablöse zu haben. "Joan kannten wir bereits, aber er hat sich hervorgetan und bestätigt, was wir bereits aus dem Scouting wussten. Wir wollten ihn verpflichten, weil wir dringend einen Torwart für die Gegenwart und Zukunft brauchten. Wir wussten nicht, ob das möglich sein würde, denn einen Spieler zu verpflichten ist nicht wie im Supermarkt einkaufen. Es ist viel Arbeit damit verbunden, und manchmal klappt es einfach nicht. Im Fall von Joan war es entscheidend, dass er sehr intelligent ist", so Deco.

Und weiter: "Ich glaube, dass das Tor von Barça für ihn eine Chance für die Gegenwart sein könnte, weil Marc sich erneut verletzt hat und Joan deshalb die Chancen bekommt, die er bekommt. Und wenn man jung ist, freut man sich darauf, um das Tor von Barça zu kämpfen. Deshalb glaube ich, dass Joan sich für den FC Barcelona entschieden hat."

Garcia-Transfer unabhängig von ter Stegen?

Zum Zeitpunkt des Garcia-Transfers war ter Stegen aber wieder fit und drängte als Kapitän zurück auf seinen angestammten Posten als Nummer eins. "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Hier wurden zu viele Probleme geschaffen, wo es gar keine gibt. Die Sache ist, dass es nicht wegen Marc war", betonte Deco.

Und stellte heraus, dass ter Stegen "ein großartiger Torwart" und "Kapitän der Mannschaft" sei. "Er hat eine Geschichte im Verein, die wir respektieren und schätzen, und er kann noch Geschichte schreiben, denn er ist ein 33-jähriger Torwart und damit noch nicht alt."

Die Torwartsuche bei Barça schien schon nach ter Stegens Patellasehnenriss in Gang gebracht worden zu sein. "Als er sich verletzt hat, haben wir gemerkt, dass wir nur wenige Torhüter haben, und haben uns nach Torhütern umgesehen, was nicht geplant war. Wir wollten einen jungen Torhüter. Wenn wir nach einer sicheren Sofortverstärkung gesucht hätten, hätten wir uns einen 28- oder 30-Jährigen angesehen. Warum einen jungen? Weil er dir Gegenwart und Zukunft bieten kann. Das war die Idee mit Joan. Das ist so, aber hier werden die Dinge größer gemacht, als sie wirklich sind", meinte Deco.

Die Mundo Deportivo fragte Deco, ob ter Stegen von den Torwart-Plänen gewusst habe. Dessen Antwort: "Mal ehrlich: So etwas, dass man einem Spieler etwas erklärt, gibt es nicht. Ich sage noch einmal, dass es kein Thema gibt, es gibt keinen Fall mit ter Stegen und Joan Garcia. Wir haben uns um die Torwartposition gekümmert, als Marc sich zum ersten Mal verletzt hat, wir suchen keinen Ersatz für Marc. Es ist eine Frage der Planung, damit man nicht mit einem Problem für die Zukunft zurückbleibt."

"Wenn Marc verfügbar wäre, würde er sicher spielen"

Die Entscheidung, wer am Ende im Tor steht, liege am Ende ganz allein beim Trainer. "Wer dann entscheidet, wer spielen wird, ist der Trainer", unterstrich Deco. Dem Vernehmen nach soll sich Flick schnell auf Neuzugang Garcia festgelegt haben.

Wäre ter Stegen fit, würde er jetzt aber spielen, meinte Deco überraschend. "Wenn Marc verfügbar wäre, würde er sicher spielen." In spanischen Medien hieß es jedoch, ter Stegen sei hinter Garcia und Szczesny maximal noch als Nummer drei eingeplant gewesen.

Vermutet wurde dahinter eine Taktik, um den bis 2028 vertraglich gebundenen Topverdiener von der Gehaltsliste zu bekommen. Die erneute Rückenverletzung machte einen Sommer-Transfer allerdings utopisch. Zumal ter Stegen stets betonte, Barça nicht verlassen zu wollen.

Ist ein Umdenken im Winter dennoch möglich? "Er hat einen Vertrag, und so ist es nun einmal. Marc spielt derzeit keine Rolle in unseren Plänen", so Deco lapidar. Bis Januar wird das der dann voraussichtlich wieder fitte 33-Jährige aber sicher wieder tun. Und sei es nur als möglicher Verkaufskandidat ein halbes Jahr vor der WM.


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