Interview-Crash und Knallhart-Ansage: Bayern-Juwel im "Eye of the Tiger"

Paul Wanner gehört zu den größten Talenten aus dem Bayern-Nachwuchs, soll jedoch erneut verliehen werden. Der Mittelfeld-Youngster überzeugte in der vergangenen Saison als Leihspieler des 1. FC Heidenheim nur teilweise und wird weitere Erfahrungen sammeln müssen. Zuvor soll Wanner bei der U21-EM im deutschen Trikot sein Können unter Beweis stellen. Hermann Gerland zufolge ist dieses nämlich unfassbar groß, jedoch müsse man dem 19-Jährigen auch mächtig einheizen.

Eigentlich führte die Bild gerade ein Interview mit Wanner, als Gerland plötzlich um die Ecke schlich und kurzerhand das Kommando übernahm. "Wenn ich damals dieses Talent gehabt hätte wie Paul, hätte ich in seinem Alter schon ungefähr 100 Spiele mit 19 Jahren bei Bayern München gemacht", verdeutlichte der Co-Trainer der deutschen U21. Gerland scheint der Ansicht zu sein, dass Wanner nicht das Optimum aus seinem Potenzial herausholt und beschreibt dies sinnbildlich mit einer Anekdote:

"Paul war mal bei einem Spiel der Bayern-Profis in der Kabine dabei. Da habe ich ihn mir gepackt und über ein Spiel gegen die A-Jugend von Heidenheim gesprochen, bei dem Paul dabei war und das wir verloren hatten: ‘Junge, pass mal auf: Du musst das Spiel entscheiden! Bei Deinem Können musst du Heidenheim fragen: Wie viele Buden soll ich Euch reinhauen, wie viele wollt Ihr haben? Drei, vier oder fünf?‘ Da sagt Thomas Müller zu mir, der das mitbekommen hat: ‘Ey Tiger, das muss doch nicht sein. Fass den Jungen nicht so hart an!‘ Doch! Genau das muss ich aber machen. Ich muss ihn hart anfassen. Einer muss ihm die Wahrheit sagen!“

Gerland nimmt Wanner in die Pflicht: "Jeder ist seines Glückes Schmied"

Gerland gilt nicht umsonst als einer der wenig verbliebenen Trainer der alten Schule. Offenbar ist er zwar strikt dagegen, Streicheleinheiten zu verteilen, sondern will Wanner lieber mit Härte zu noch mehr Arbeit pushen. Jedoch kommt er nicht umhin, beim Gedanken an den Spieler ins Schwärmen zu geraten.

"Die Fähigkeiten, die Paul hat, sind Wahnsinn. Er legt beim Training viermal links den Ball traumhaft rein und dann fünfmal rechts", führte er aus. Nun gehe es aber vor allem dazu, sein Können auch entsprechend umzusetzen. "Jeder ist seines Glückes Schmied. Und Paul hat vom lieben Gott so viel Talent geschenkt bekommen, wie nur ganz wenige andere auf diesem Planeten", erklärte er vielsagend und verglich Wanner mit Muasiala und Wirtz. Nun müsse er aber "Gas geben".

Deutschland oder Österreich? Gerland spricht Klartext

Während Wanner dem Trainer-Urgestein laut Bild-Bericht mit offenem Mund und immer wieder mit einem zustimmenden Nicken zuhörte, sprach Gerland auch in Bezug auf dessen zukünftige Karriere in der Nationalmannschaft Klartext. "Wenn manche Talente merken, dass es für Deutschland nicht reicht, dann hauen sie einfach dahin ab, wo es einfacher ist. Jeder muss wissen, was er macht und welchen Weg er wählen will. Auch Paul! Es tut mir leid - aber einer muss den Kindern doch die Wahrheit sagen", schilderte Gerland.

Zwischen den Zeilen ist also schon durchzulesen, dass Gerland darauf setzt, dass Wanner den Anspruch an sich selbst hat, sich in Deutschland durchzuboxen. Der 19-Jährige wäre auch für Österreich spielberechtigt.

Wanner stimmte den Statements von Gerland im Interview mit der Bild im Wesentlichen zu. "Das ist etwas Gutes und Positives - und er hat ja auch recht", antwortete er auf die Nachfrage, ob er mit seinem Talent wirklich endlich aus den Puschen kommen muss. "Hermann ist überragend. Er macht immer lockere Sprüche, aber in jedem Spruch steckt auch Wahrheit drin. Er hat so viel Ahnung und Erfahrung, man kann extrem von ihm lernen - eine absolute Respektperson", zeigte sich der DFB-Junior beeindruckt von der Trainer-Legende.

Wirtz-Absage macht Tür für Wanner auf

Grundsätzlich haben sich die Karten von Wanner beim FC Bayern in den letzten Wochen enorm verbessert. Mit Florian Wirtz ist der Spieler nicht gekommen, der Wanner wohl endgültig ins Münchner Abseits befördert hätte. Zudem wird durch den bevorstehenden Sané-Abschied wohl zumindest fürs Erste ein weiterer Platz frei. Zwar wird Wanner unabhängig von der U21-EM mit ziemlicher Sicherheit nochmal verliehen, jedoch stünde die Tür beim FC Bayern perspektivisch offen - sofern Wanner sein Können endlich konstant abrufen kann.

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