Zwayer reagiert auf Bellingham-Aussagen: "Eine aufrichtige Entschuldigung würde ich annehmen"

Jude Bellingham (links) und Felix Zwayer (mitte) hatten sich am Samstag so einiges zu sagen.
Jude Bellingham (links) und Felix Zwayer (mitte) hatten sich am Samstag so einiges zu sagen. / INA FASSBENDER/GettyImages
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Die Kontroverse zwischen BVB-Profi Jude Bellingham und Schiedsrichter Felix Zwayer sorgt weiterhin für Gesprächsstoff. Jetzt hat sich Zwayer selbst in die Debatte eingeschaltet und Bellinghams Worte als "verunglimpfend und respektlos" bezeichnet.


Jude Bellingham war nach dem Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern offenkundig nicht zufrieden mit der Schiedsrichterleistung Felix Zwayers. "Du gibst einem Schiedsrichter, der in Spielmanipulationen verwickelt war, das wichtigste Spiel Deutschlands. Was erwartest du?", so der 18-Jährige im Interview mit Viaplay.

Zwayer nahm 300 Euro von Hoyzer an, deckte den Fall später aber auf

Bellingham spielte darauf an, dass Zwayer in den Wettskandal um Robert Hoyzer im Jahr 2004 verwickelt war. Zwayer war damals als Linienrichter Teil von Hoyzers Schiedsrichter-Team.

Vor dem Regionalligaspiel Wuppertal gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen (1:0) am 30. April 2004 soll Zwayer 300 Euro von Hoyzer erhalten haben. Außerdem kam Zwayer seiner Pflicht, ihm bekannte Manipulationen dem DFB zu melden, nicht nach.

Erwähnt werden muss allerdings auch, dass Zwayer einer der Schiedsrichter war, die den Vorfall schlussendlich aufdeckten. Das Verfahren gegen Zwayer im November 2005 wurde vonseiten der Staatsanwaltschaft wegen geringfügiger Schuld gegen eine Geldstrafe eingestellt.

Kritik an Zwayer ist vor diesem Hintergrund durchaus berechtigt und nachvollziehbar, nur der Zeitpunkt der Aussagen von Jude Bellingham kurz nach Abpfiff des Bundesligaspiels am Samstag war vielleicht nicht ganz glücklich. Im Interview mit der Bild hat Felix Zwayer jetzt auf die Kritik von Bellingham reagiert.

Zwayer über Bellingham-Aussage: "Sie ist persönlich, verunglimpfend und respektlos"

Auf die Frage, was er denke, wenn ein junger Spieler Zwayers Verwicklung in den Fall Hoyzer 2005 in Zusammenhang bringe mit einer aktuellen Elfmeter-Entscheidung, antwortete der 40-Jährige: "Die
Aussage erweckt bewusst den falschen Eindruck, ich hätte das Spiel nicht nach bestem Wissen und Gewissen geleitet. Sie ist persönlich, verunglimpfend und respektlos", unterstrich Zwayer.

Außerdem ergänzte Zwayer: "Insbesondere die rhetorische Schlussfolgerung auf die Gegenwart und Zukunft: 'What do you expect' (Übersetzung: Was erwartest du?) hat beleidigenden und verleumderischen Charakter. Das darf so nicht stehenbleiben", machte er deutlich.

Bellingham wurde für seine Aussagen vom DFB zu einer Geldstrafe über 40.000 Euro verurteilt. Für den Schiedsrichter ist der Fall damit allerdings noch nicht abgeschlossen. Ich möchte das am liebsten in einem persönlichen Gespräch mit Jude Bellingham klären und habe gegenüber Borussia Dortmund ein solches persönliches Gespräch angeboten", erklärte Zwayer.

Zwayer: "Eine aufrichtige Entschuldigung würde ich annehmen"

Es gehe ihm nicht um Bestrafung, sondern um die Einsicht, dass Bellingham zu weit
gegangen sei. "Eine aufrichtige Entschuldigung würde ich annehmen", sagte Zwayer und schloss an: "Ich hoffe, dass das Sportgericht bei der Entscheidungsfindung die Vorbildfunktion des Spielers wie auch dessen Alter und die Emotionen unmittelbar nach einem rasanten Fußballspiel angemessen berücksichtigt hat."

"Hinter jedem Schiedsrichter, Spieler und Trainer verbirgt sich ein Mensch mit Emotionen und ein Hintergrund sowie deren Familien. Sport soll verbinden und nicht Hass schüren", sagte der Spielleiter.

Zwayer macht deutlich, dass er sich nie an einer Spielmanipulation beteiligt habe

Zwayer stimme "voll zu", dass ein Schiedsrichter nie mehr pfeifen solle, wenn er wegen Manipulations-Beteiligung verurteilt wurde. Ihm war es jedoch wichtig zu erwähnen, dass er sich nie an einer Spielmanipulation beteiligt habe.

"Das Sportgericht stellte ausdrücklich fest, dass es keinen 'Nachweis' für 'mit Manipulationsabsicht sportwidrige Entscheidungen' gibt und dass ich 'einer tatsächlichen Beteiligung an den
Spielmanipulationen [...] widerstanden' habe", betonte Zwayer.

Im Interview zeigte sich Zwayer einsichtig, aber auch nach vorne schauend. "Ich habe als junger Mann den Fehler gemacht, nicht sofort, sondern erst nach zu langer Überlegung einen Vorfall anzuzeigen. Das war falsch und ich bin dafür bestraft worden. Damit muss es dann aber auch gut sein", sagte er.