Wundersame Entwicklung unter Hoeneß: Der VfB Stuttgart im Transfercheck

Alexander Nübel hat dem VfB im Tor verstärkt
Alexander Nübel hat dem VfB im Tor verstärkt / Marcel Engelbrecht - firo sportphoto/GettyImages
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Der VfB Stuttgart ist das Überraschungs-Team der Saison und steht mit 18 Zählern nach sieben Spielen noch vor dem FC Bayern und Borussia Dortmund auf Rang drei der Bundesliga-Tabelle. Dies ist umso überraschender, wenn man bedenkt, dass mit Konstantinos Mavropanos, Borna Sosa und Wataru Endo drei der prägenden Figuren im Sommer verkauft worden sind. Auf der anderen Seite haben die Schwaben aber auch einige, wenn auch überwiegend günstige, Spieler verpflichtet oder ausgeliehen. Wir sehen uns an, wie sich das Transfer-Fenster der Stuttgarter auf den Erfolg ausgewirkt hat.

Wie schlagen sich die VfB-Neuzugänge?

1. Serhou Guirassy

Serhou Guirassy
Serhou Guirassy / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages

Der 27-jährige Mittelstürmer ist natürlich kein klassischer Neuzugang, weil er bereits in der Vorsaison per Leihe für den VfB gekickt hat, jedoch haben die Schwaben die Kaufoption für neun Millionen Euro gezogen. Eine Entscheidung, die sich schon jetzt voll und ganz ausgezahlt hat. Guirassy ist mit 13 Toren nach sieben Spielen der Bundesliga-Top-Torjäger schlechthin und selbst in Europa das Maß aller Dinge. Ein märchenhafter Aufstieg für den früheren Kölner.

2. Angelo Stiller

Es schien ziemlich riskant zu sein, den äußerst erfahrenen Wataru Endo durch Angelo Stiller zu ersetzen. Dieser hat schließlich in Hoffenheim nach dem Aus von Hoeneß nicht mehr viel gespielt. Die Symbiose zwischen Spieler und Coach entfaltet sich nun aber auch beim VfB. Stiller hat sich auf Anhieb einen Stammplatz erkämpft und bildet mit Karazor ein überraschend starkes Duo in der Mittelfeld-Zentrale. Der frühere Bayern-Youngster spielt absolut abgezockt und zeigt sein fußballerisches Können. Ein klasse Deal für “nur“ 5,5 Millionen Euro.

3. Woo-yeong Jeong

Der von Freiburg gekommene offensive Mittelfeldspieler stand in den ersten drei Bundesligaspielen in der Startelf. Dabei zeigte er ordentliche Leistungen, wenngleich andere Akteure im Rampenlicht standen. Im Anschluss ging es für den Südkoreaner zu den Asienspielen, bei denen es auch für ihn persönlich sehr erfolgreich lief. Jeong knipste in sieben Spielen ganze acht Mal. Viel wichtiger ist jedoch, dass sein Team den Wettbewerb gewonnen hat und der 24-Jährige dadurch um den langen Millitärdienst herumkommt.

4. Alexander Nübel

VfB Stuttgart v VfL Wolfsburg - Bundesliga
Alexander Nübel / Marcel Engelbrecht - firo sportphoto/GettyImages

Sonderlich gut fing die Saison für die Leihgabe aus München nicht an. Nübel patzte folgenschwer in Leipzig und hat dadurch die einzige Saisonniederlage mitzuverantworten. Im Anschluss steigerte sich der Keeper jedoch und wurde wie einige andere Spieler auch zu einem Erfolgsgaranten. Mal sehen, ob er die starke Tendenz fortsetzen kann und seine in der Vergangenheit immer wieder an den Tag gelegten Patzer abstellen kann.

5. Deniz Undav

Der Leihstürmer fehlte zu Beginn wegen eines Außenbandrisses verletzt. Bei seinem Comeback am vierten Spieltag fügte er sich jedoch gleich mit einem Assist ein. Zudem war er mit seinen beiden Treffern beim 2:0 gegen Köln der gewinnbringende Super-Joker. Bislang ist Undav nur Einwechselspieler, jedoch könnten wir ihn zukünftig auch an der Seite von Guirassy sehen. Für seine bislang kurze Spielzeit war er jedenfalls äußerst effektiv.

6. Anthony Rouault

Der aus Toulouse geliehene Leih-Innenverteidiger rutschte am sechsten Spieltag erstmals in die Startelf und zeigte zwei recht abgeklärte Auftritte von Beginn an. Man muss aber natürlich auch sagen, dass er in eine funktionierende Mannschaft hineingerutscht ist, was immer leichter ist.

7. Leonidas Stergiou

Der junge Schweizer hat erst eine Minute erhalten. Für eine Bewertung ist es zu früh.

8. Jamie Leweling

Die Leihgabe von Union Berlin musste sich zunächst hinter Silas anstellen, rückte aber in den letzten beiden Bundesligaspielen für diesen in die Startelf. Während sein Konkurrent jedoch schon bei fünf Scorer-Punkten steht, hat Leweling noch keinen auf dem Konto. Gut möglich, dass er zurück ins zweite Glied rückt.

9. Maximilian Mittelstädt

Maximilian Mittelstaedt
Maximilian Mittelstädt / Alex Grimm/GettyImages

Der Ex-Herthaner fungiert als Back Up für Ito und macht seine Sache bislang zuverlässig. In sechs Joker-Einsätzen hat er einen Assist gegen Mainz beigesteuert.

10. Jovan Milosevic

Der 18-Jährige kommt bislang auf drei Kurzeinsätze in der Bundesliga und einen im Pokal. Ein wenig Zeit benötigt er jedoch noch.

Wie sehr fallen die Abgänge bislang ins Gewicht?

Angesichts der bislang überragenden Leistungen des Vereins kann man sagen, dass die Abgänge eigentlich überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Bei Sosa und Mavropanos sei angemerkt, dass beide individuell zwar gute Spieler sind, jedoch häufig verletzt gefehlt haben und mit dem Kopf auch nicht immer zu 100 Prozent beim VfB Stuttgart waren. Demnach ist es für den Verein nicht schlecht gewesen, andere Spieler einzusetzen und dabei noch insgesamt 28 Millionen Euro mitgenommen zu haben. Die 20 Millionen Euro für Endo waren gewiss auch ein guter Preis, jedoch kommt man nicht daran vorbei zu sagen, dass der Japaner für den VfB sehr wichtig war. Im Gegensatz zu Sosa und Mavropanos stand er praktisch immer zur Verfügung, war ein Leitwolf und vor allem in den wichtigen Momenten da. Nun bilden auch Stiller und Karazor ein starkes Duo, jedoch würden sie das ohne die Vorarbeit von Endo wohl in der 2. Bundesliga machen.

Florian Müller wurde schon in der vergangenen Rückrunde als Stammtorhüter abgelöst und nun durch den stärkeren Alexander Nübel ersetzt. Tiago Tomas und Tanguy Coulibaly hätten zwar punktuell für Furore sorgen können, sind aber definitiv ersetzbar. Alle weitere Abgänge fallen nicht ins Gewicht.

Was hat der VfB in der Sommertransferphase versäumt?

Es war schon äußerst riskant, Spieler wie Sosa, Mavropanos und Endo ziehen zu lassen und junge Spieler wie Stiller, Rouault oder Stergiou zu verpflichten. Derartige Herangehensweisen sind schon in den letzten Jahren beinahe mit dem Abstieg bestraft worden. Insbesondere im zentralen Mittelfeld ist man schon auch dünn besetzt. Läuft es jedoch wie aktuell, verbietet es sich, irgendetwas zu kritisieren. Es gibt jedoch keine Garantie, dass es auch derartig positiv weitergeht.

Fazit:

Der VfB spielt eine grandiose Saison. Dies liegt unter anderem daran, dass man Serhou Guirassy fest verpflichten und halten konnte. Neuzugänge wie Stiller und Nübel waren bereits sehr wichtig und auch Jeong, Rouault und Undav haben bereits angedeutet, dass sie Verstärkungen sein können. Auf der Abgänge-Seite hat man durch Sosa, Mavropanos und Endo knapp 50 Millionen Euro kassiert, was stark ist. Zudem war es bei Sosa und Mavropanos wohl auch für beide Seiten die passende Variante.

Es sei jedoch auch gesagt, dass die starken VfB-Leistungen nicht nur an der Transferphase liegen. Langjährige Stuttgarter wie Führich, Karazor, Millot oder Stenzel haben sich enorm entwickelt und strahlen einfach eine ganz andere Leistungsstärke aus. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich Trainer Sebastian Hoeneß, der aktuell das Maximum aus dem Kader herausholt.


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