Wolfsburg vs Angstgegner Hoffenheim: Vorschau zur Frauen-Bundesliga

Drama in der letzten Spielzeit: Dort gewann Hoffenheim mit 2:1
Drama in der letzten Spielzeit: Dort gewann Hoffenheim mit 2:1 / Joern Pollex/GettyImages
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Spitzenspiel jagt Spitzenspiel in der Frauen-Bundesliga: Der VfL Wolfsburg trifft am 22. Oktober, 14 Uhr, auf die TSG Hoffenheim. Beide Teams sind bisher noch ungeschlagen. Hoffenheim ärgerte den VfL bereits letzte Saison - bleibt die TSG nun Angstgegner der Wölfinnen?

So läuft die Saison bisher: Beide Teams in der Liga noch ungeschlagen - aber CL-Blues bei Wolfsburg

In Wolfsburg trifft der Tabellenerste auf den -zweiten: Der VfL hat bisher in der Liga jedes Spiel gewonnen, Hoffenheim musste nur gegen Leverkusen zwei Punkte abgeben. Auf dem Papier also ein starker Start für beide Seiten.

Allerdings hatte es die TSG auch mit vergleichsweise einfachen Gegnern zu tun. Duisburg, Bremen und Nürnberg gehören eher in die untere Tabellenhälfte. Das Spiel gegen Wolfsburg könnte daher ein Realitäts-Check sein. Wie weit die TSG wirklich ist, wird sich dann zeigen. Das 9:0 gegen den MSV zum Auftakt war extrem überzeugend, die Offensive lief auch in den anderen Spielen rund. Aber gegen Leverkusen sah die TSG-Viererkette nicht immer stabil aus, und das Toreschießen wird gegen den VfL deutlich schwieriger als gegen Duisburg.

Wolfsburg-Trainer Tommy Stroot kann mit dem Saisonstart in der Liga ebenfalls weitestgehend zufrieden sein. An der Punkte-Ausbeute gibt es jedenfalls nichts auszusetzen. Mit der Ausnahme von Frankfurt waren die großen Brocken jedoch noch nicht dabei, und die anderen Spiele waren weitestgehend souverän, aber selten berauschend. Typische Arbeitssiege eben, aber so richtig lief es noch nicht.

"Wir haben auch diese Saison wieder sehr hohe Ziele mit dem VfL Wolfsburg. Da ist so ein Saisonstart gerade nach dem Turnier im Sommer immer sehr wichtig, da wirklich auch konstant die Punkte einzufahren und das haben wir bisher gemacht. Ich denke trotzdem, dass wir auf jeden Fall noch Steigerungspotenzial haben, aber das ist völlig normal zu dem Zeitpunkt der Saison", sagte auch Linksverteidigerin Felicitas Rauch im 90min-Interview.

Ewa Pajor
Wolfsburger Jubel beim Sieg gegen Frankfurt / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages

Gegen die Eintracht siegte Wolfsburg mit 4:2 - wichtige drei Punkte, aber auch einige Defensivprobleme. Noch stärker zeigten die sich beim vogelwilden 3:3 in der Champions-League-Qualifikation gegen Paris FC, und auch beim bitteren 0:2 im Rückspiel. Mit der Quali hatte Wolfsburg nun auch eine Doppelbelastung.

Fast noch schwerer wiegt aber die mentale Belastung durch das Aus. Nicht mal in der Gruppenphase dabei zu sein, das passt nicht zum Selbstverständnis des VfL und nagt am Selbstvertrauen. Wieder wirkten die Wölfinnen wie ein Schatten ihrer selbst, und gerade in der ersten Halbzeit spielten sie extrem schwach. Das müssen die Wolfsburgerinnen jetzt schnell abschütteln, wenn sie gegen Hoffenheim wieder in die Erfolgsspur kommen wollen.

Beide Teams fuhren also schon viele Punkte ein, aber hinter der Ausbeute verstecken sich auch wacklige Momente. Wenn sich das Muster am Sonntag fortsetzt, könnte es ein temporeiches Spiel mit Chancen auf beiden Seiten werden.

Letzte Saison: Hoffenheim der Angstgegner der Wölfinnen

Wenn es läuft wie in den letzten Spielen, sollten neutrale Zuschauer definitiv einschalten: Dann erwarten sie ein ausgeglichenes Spiel und sehr viel Spannung. Von den letzten vier Spielen konnte Hoffenheim zwei gewinnen - eine Statistik, die nicht viele Teams gegen Wolfsburg haben.

Fast wären es sogar drei Siege geworden: Am zweiten Spieltag der letzten Saison führte die TSG lange mit 1:0. Wolfsburg ackerte, passte, flankte, aber sie kamen partout nicht zu klaren Torchancen. Erst mit der Einwechselung der Ex-Hoffenheimerin Jule Brand kippte das Spiel zu Wolfsburgs Gunsten, und der VfL nahm dank zweier später Treffer doch noch drei Punkte mit.

Wirklich verdient war das nicht, aber ein erneuter Beweis für die starke Wolfsburger Mentalität. Selbst die konnte den VfL im Rückspiel dann aber nicht mehr retten. Wieder traf Jule Brand, und nun war es an Hoffenheim, das Spiel zu drehen. Am Ende siegte die TSG mit 2:1 gegen einen zu ideenlosen VfL.

In beiden Spielen machte Hoffenheim es vor allem mit dem Pressing gut. Sie setzten Wolfsburg früh unter Druck und nahmen Lena Oberdorf effektiv aus dem Spiel, sodass dem VfL im Mittelfeld sehr wenig einfiel. Ein Erfolgsrezept, das auch in der Champions League gerne gegen die Wölfinnen angewendet wurde. Tommy Stroot sagte letzte Saison, sein Team müsse offensiv variabler werden - das Spiel gegen Angstgegner Hoffenheim wird nun zeigen, ob das bereits gelungen ist.

Team-News und voraussichtliche Aufstellungen

Wolfsburg hat mit einigen Verletzungen zu kämpfen: Merle Frohms (Gehirnerschütterung), Camilla Küver (Aufbautraining nach Knieverletzung), Sveindis Jonsdottir (Patellasehnenprobleme), Rebecka Blomqvist (Kreuzbandriss) und Tabea Sellner (wird 2024 Mutter) stehen nach wie vor nicht zur Verfügung. Kristin Demann kehrte kürzlich beim Spiel gegen Paris zurück.

Auf Hoffenheimer Seite gibt es ebenfalls einige Verletzungen: Im Mittelfeld muss Trainer Stephan Lerch auf Isabella Hartig (Knie) und Julia Hickelsberger-Füller (Muskelverletzung) verzichten. Hoffenheim-Neuzugang Leonie Maier fehlt ebenfalls noch verletzt (Syndesmosebandanriss).

Melissa Kössler, die in den ersten Saisonspielen überragte und zur 90min-Spielerin des Monats September gekürt wurde, erlitt einen Teilriss des Außenbandes. Im 90min-Interview zeigte sie sich optimistisch, aber für ein Comeback könnte es noch zu früh sein.

Im Fokus: Auf wen kommt es am Sonntag an?

Wolfsburg: Zweimal Hoffenheim-Vergangenheit

Bei Wolfsburg wird Jule Brand wieder eine wichtige Rolle spielen. Letztes Jahr traf die 21-Jährige in beiden Spielen gegen ihren Ex-Klub, die Verteidigung der TSG wird also gewarnt sein. Brand kann mit ihren Dribblings und ihrem Tempo oft der "Dosenöffner" in verfahrenen Partien sein. Lena Lattwein ist eine weitere Wolfsburger Spielerin mit Hoffenheim-Vergangenheit. Sie sorgt meist für weniger spektakuläre Szenen als Brand, aber hält das VfL-Mittelfeld zusammen.

Neuzugang Vivien Endemann zeigte in den ersten Spielen ebenfalls starke Leistungen im Wolfsburg-Trikot. Besonders gegen Leipzig war sie nach ihrer Einwechselung die entscheidende Spielerin. Ihr könnte, womöglich wieder als Joker, eine wichtige Rolle zukommen. Und Alexandra Popp und Ewa Pajor sind natürlich auch nicht zu unterschätzen - viel Offensiv-Power also, die die TSG im Schach halten muss.

Hoffenheim: Krumbiegel und Alber stark

Auf Hoffenheimer Seite haben ebenfalls einige Spielerinnen beim Saisonstart überzeugt: Neben der jetzt verletzten Melissa Kössler, die in den ersten zwei Spielen für drei Tore sorgte, waren das vor allem Paulina Krumbiegel und Mara Alber.

Paulina Krumbiegel
Paulina Krumbiegel (hier im DFB-Trikot) zeigte zu Saisonstart starke Leistungen / Alex Grimm/GettyImages

Krumbiegel ist nach ihrem Kreuzbandriss-Comeback im September letzten Jahres wieder voll dabei und zeigte zum Bundesliga-Auftakt starke Leistungen. Die 22-Jährige ist auf dem rechten Flügel ein ständiger Unruheherd, traut sich immer wieder, in das Solo zu gehen. Gegen Nürnberg bewies sie ihre starke Übersicht: Krumbiegel legte zwei Tore auf und war an der Entstehung des dritten maßgeblich beteiligt.

Dabei harmonierte Krumbiegel auch gut mit Mara Alber. Die 18-Jährige gilt schon lange als eins der größten deutschen Talente, dieses Jahr scheint ihr der Durchbruch zu gelingen. Nach einigen Kurzeinsätzen in der letzten Saison hat sich Alber fest in die erste Elf gespielt und nach vier Spielen bereits drei Treffer erzielt. Eine Quote, die sich nicht nur für eine Teenagerin sehen lassen kann.