Wie geht es mit Mason Greenwood bei Man United weiter? Das ist der aktuelle Stand

Henry Einck
Mason Greenwood
Mason Greenwood / LINDSEY PARNABY/GettyImages
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Vor einem Monat wurden die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Stürmer Mason Greenwood eingestellt von Manchester United. Wie die Zukunft des Youngsters im Old Trafford aussieht, ist seither unklar. Nun gibt es neue Informationen. Das ist der aktuelle Stand der Dinge.

Die Karriere von Talent Mason Greenwood (21) geriet schlagartig ins Wanken, als vor mehr als einem Jahr schwerwiegende Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Es sollte um versuchte Vergewaltigung, Körperverletzung sowie Erpressung gehen. In der Folge absolvierte der Stürmer seit Januar 2022 kein Spiel mehr für Manchester United. Inzwischen hat sich die Lage erheblich verändert.

Wie vor etwa einem Monat bekannt geworden ist, wurden alle Anklagen gegen Mason Greenwood fallen gelassen. Bei Manchester United herrscht Unsicherheit über den weiteren Umgang mit dem Eigengewächs. In einer exklusiven Recherche ist The Athletic den Hintergründen auf den Grund gegangen und liefert spannende, neue Informationen zum Fall Greenwood.

"Keine realistische Aussicht auf Verurteilung"

In der schriftlichen Stellungnahme begründete der CPS (Crown Prosecution Service) die Einstellung des Verfahrens mit einer "Kombination aus dem Rückzug von Schlüsselzeugen und neuem Material, das ans Licht kam". Es gäbe keine "realistische Aussicht auf eine Verurteilung mehr".

Neuen Informationen zufolge habe ein Kläger oder eine Klägerin vor dem Manchester and Salford Magistrates' Court am 17. Oktober 2022 Anschuldigungen gegen Greenwood erhoben. Vorausgegangen war eine tiefgehende Befragung, um die besten Beweismittel zu erhalten. Vor Gerichte sollte ein per Video aufgezeichnetes Gespräch mit einem Zeugen oder einer Zeugin als Beweismittel verwendet werden. Die Polizei hatte diesen Zeugen oder diese Zeugin als eingeschüchtert eingestuft. Schließlich gab die Person eine Rücknahmeerklärung ab.

Man United leitet interne Ermittlungen ein

Mason Greenwood dürfte nun formal wieder für Manchester United spielen. Dort läuft sein Vertrag noch bis Juni 2025. Die Verantwortlichen hadern aber mit einer Entscheidung. Der Club hat deshalb Ermittlungen eingeleitet, um ein möglichst vollständiges Bild von den Ereignissen zu schaffen. In dem Zusammenhang soll es auch zu einem Treffen zwischen Greennwood und Vertretern von United gekommen sein.

Die Ermittlungen laufen nun seit etwa einem Monat. Die Option, Greenwood im Rahmen einer schrittweisen Rückkehr in den Fußball wieder in den Profi-Kader aufzunehmen, wird dem Vernehmen nach weiterhin in Betracht gezogen.

Fernseh-Interview als Möglichkeit angesehen

Bevor der Premier-League-Club eine finale Entscheidung trifft, möchten sich die Verantwortlichen die Meinungen von Fangruppen, Sponsoren und der Frauenmannschaft einholen. Es soll vermieden werden, vorschnell zu handeln. Im Falle einer Rückkehr möchte Manchester United den jungen Engländer ermutigen, sich im Vorfeld psychologischer Betreuung zu unterziehen, um auf eine umfassende Wiedereingliederung vorbereitet zu sein.

Interne Quellen deuten wohl auch an, dass der Club über ein mögliches Fernseh-Interview nachdenkt. Greenwood sollte sich dort den zentralen Fragen zu den Ereignissen stellen. Der Hintergedanke der Red Devils ist in diesem Zusammenhang vermutlich, dass mediale Ruhe einkehrt, wenn der Spieler öffentlich Stellung bezieht.

Die Idee von United ist, Greenwood bei einer Rückkehr in den Medien als jungen Mann darzustellen, der Fehler gemacht hat und seine Taten bereut. Der Club sieht sich allen voran in der Verantwortung, dem Spieler die Rückkehr zu ermöglichen, weil dieser schon seit seinem sechsten Lebensjahr dort beheimatet ist. Vereinsnahe Quellen versichern allerdings auch, dass die Verantwortlichen diese Darstellungsweise nur wählen, wenn sie nach ihren internen Ermittlungen auch sicher sind, dass Greenwood tatsächlich so auf die Geschehnisse blickt.

Greenwood sucht Kontakt zu Mitspielern

Manchester United lehnte eine Stellungnahme gegenüber The Athletic ab. Der Verein verwies auf die Erklärung vom letzten Monat, in der es hieß: "Der Verein wird nun seinen eigenen Prozess durchführen, bevor er über die nächsten Schritte entscheidet. Wir werden keine weiteren Kommentare abgeben, bis dieser Prozess abgeschlossen ist."

The Sun hatte zuvor berichtet, dass Greenword sich an United-Mannschaftskameraden gewandt hat. Es sei zu Treffen mit ehemaligen Akademiespielern gekommen und der 21-Jährige habe versucht, erfahrene United-Spieler über Social Media zu kontaktieren. Greenwood scheint sich demnach große Mühe zu geben, Rückendeckung von Teamkollegen zu bekommen.

Eigentümer spiele zentrale Rolle

Eine zentrale Rolle in der Entscheidungsfindung spielen die Eigentümer. Zum aktuellen Zeitpunkt sind Joel Glazer (Miteigentümer) und Richard Arnold (Geschäftsführer) verantwortlich. Das gilt allerdings nur so lange, wie der Club im Besitz der Glazer-Familie bleibt. Sollten die Eigentumsrechte verkauft werden, würden sich die Entscheidung möglicherweise wieder verschieben. Angebote liegen derzeit von der INEOS-Gruppe und dem Katar-Scheich Jassim vor.

Trainer Erik ten Hag war zu dem Thema öffentlich bereits konfrontiert worden, hatte aber sofort auf die Erklärung des Vereins verwiesen und keine weiteren Informationen mitgeteilt. Es soll aber schon zu einem Gespräch zwischen Greenwood und ten Hag gekommen sein. Die Meinung des Trainers könnte bei der Entscheidungsfindung der Clubverantwortlichen eine Rolle spielen. Ten Hag soll aufgrund des anhaltenden sportlichen Erfolgs ein hohes Ansehen genießen.

Zum aktuellen Zeitpunkt wird die Greenwood-Untersuchung von einem kleinen Kreis hochrangiger United-Führungskräfte durchgeführt. Zu diesem Kreis gehören Trainer ten Hag und Sportdirektor John Murtough nicht. Geschäftsführer Arnold beaufsichtigt die Situationen, nimmt daran aber nicht aktiv Teil. Welche Verantwortlichen konkret teilnehmen, ist nicht übermittelt.

Spielerinnen aus Frauenteams kritisch

Die Zeitung berichtet zudem, dass einige Spielerinnen des Frauenteams von Manchester United eine mögliche Rückkehr von Greenwood in den Profi-Kader mit großem Unbehagen sehen, weil er nicht tatsächlich freigesprochen wurde. Andere Spielerinnen geben sich vorsichtiger und wollen die Ergebnisse aus dem vereinsinternen Verfahren abwarten.

Natalie Burrell, Gründerin des Manchester United Women's Supporters' Club, hatte sich Anfang Februar gegenüber The Athletic kritisch geäußert: "Ich glaube nicht, dass er noch einmal für Manchester United spielen sollte. Sie müssen ein Zeichen setzen. Ihn zurückkehren zu lassen, wäre das Schlimmste, was sie tun könnten. Es würde unseren Verein in Anbetracht unserer Bemühungen rund um unser Frauenteam und Kampagnen wie 'Her Game Too', die Frauen zum Fußballspielen und -schauen ermutigen sollen, zurückwerfen."

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